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Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Luger?«
    »Das war alles, was der Deutsche dabeihatte.«
    »Dem du sie weggenommen hast?«
    »Es war Bertil, aber das spielt keine Rolle. Der Deutsche ist gestorben.«
    »Okay.«
    »Komisches Wort, dieses Okay, aber okay. Es ist schon einige Monate her. Ich weiß nicht …« Mads sieht weg und betrachtet stattdessen den schwarzen Revolver mit dem grauen Schaft, hebt ihn an und tut so, als ziele er über den Fluss hinweg in die leere Landschaft. Auf der anderen Flussseite stehen einige Bäume mit staubig grauen Blättern, die leicht im Wind rascheln.
    »Er ist nicht geladen. Willst du ihn mal ausprobieren?«, fragt Magnus und zieht so heftig an der Zigarette, dass sie zu heiß wird.
    »Es war, wie gesagt, vor ein paar Monaten hinter der gegnerischen Frontlinie. Eine der deutschen Hilfsabteilungen steckte fest. Es war zwar einer der neuen Panzer, aber mit dem Motor stimmte etwas nicht, und einer von ihnen hantierte daran herum. Die Infanterie war offensichtlich schon weitermarschiert. Sie befanden sich ja auch auf ihrem eigenen Territorium. Der Panzerschütze und der Fahrer lagen im Schatten des Panzers und schliefen.Das war natürlich sehr fahrlässig, aber sie befanden sich schließlich in ihrem eigenen Kampfgebiet. Also warum nicht? Nun ja. Es war ziemlich einfach. Ihr Kommandant stand mit dem Rücken zu uns und sah dem Mechaniker zu. Um ihn hat sich Bertil gekümmert, während ich eine Handgranate auf die beiden Schlafenden geworfen habe und Michel den Mechaniker in den Rücken geschossen hat. Bertil hat eine Beretta, daher hat er mir die Luger gegeben.«
    »Okay.«
    »Alright sagen wir hier.«
    »Und dann?«
    »Und dann? Dann haben wir den Panzer in die Luft gesprengt, das ist ja unsere Aufgabe, und sind anschließend auf die andere Seite der Front zurückgekehrt. Unsere Mission war beendet.«
    »Von welcher Mission sprichst du?«
    »Das tut nichts zur Sache. Außerdem kann man sich das gar nicht jedes Mal merken.«
    Jetzt dreht Meyer sich zu seinem kleinen Bruder um, der den schwarzen Revolver noch immer in der Hand hält und damit zielt. Er kneift das eine Auge zusammen, vielleicht auch wegen des Zigarettenrauchs, der von dem Stummel in seinem linken Mundwinkel aufsteigt.
    »Was machst du hier genau, Mads? Wo tust du eigentlich Dienst?«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf. Ich möchte gern mal deinen Revolver ausprobieren. Du darfst auch gern mit meiner Luger schießen. Sie ist geladen. Hier in Spanien sollte man seine Waffe immer geladen haben, Magnus.« Er zieht ein letztes Mal an seinem Zigarettenstummel und schnipst ihn dann in den Fluss.
    Magnus zieht seine Schultertasche zu sich heran und holt die graue Pappschachtel mit den Patronen heraus. Er zählt sechs Stück ab und legt sie in seine geöffnete Hand,die er Mads entgegenstreckt. Mads findet den Daumenschieber und lässt die Trommel ausschwenken, legt eine Patrone nach der anderen ein und schiebt die Trommel wieder in den Revolverrahmen zurück.
    »Gibt es eine Sicherung?«, fragt er. »Ich habe noch nie mit einem Trommelrevolver geschossen.«
    »Nein. Wenn der Hahn nicht gespannt ist, ist ein ziemlich starker Druck auf den Abzug erforderlich. Wenn er gespannt ist, muss man nur leichten Druck ausüben.«
    »Ist das nicht gefährlich beim Transport?«
    »Dann legt man in die erste Kammer einfach keine Patrone ein.«
    »Okay«, sagt Mads, lächelt zum ersten Mal und steht auf. Er hält den Revolver mit ausgestrecktem Arm dicht neben seinem Oberschenkel. Auf seiner Hose und seinem Hemd sind nasse Flecken zu sehen.
    Magnus steht ebenfalls auf, die Luger in der Hand. Mads sieht sich um und entdeckt eine leere Konservendose. Magnus bemerkt erst jetzt, dass in einem Spalt zwischen den Steinen, der als eine Art Mülleimer zu dienen scheint, Blechdosen und Papier liegen. Die Soldaten aus Madrigueras kommen offensichtlich gern hierher und picknicken. Mads stellt die Dose knapp zehn Meter von ihnen entfernt auf einen Felsvorsprung und geht wieder zu Magnus zurück. Er spannt den Hahn des Revolvers, umfasst ihn mit beiden Händen und streckt die Arme durch. Der Schuss dröhnt durch die Luft und lässt zwei Rebhühner aus dem Gestrüpp auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses aufflattern. An dem Staub, der neben der Dose aufgewirbelt wird, können sie erkennen, dass das Projektil einen Zentimeter zu weit links eingeschlagen ist.
    »Er hat keinen besonders starken Rückstoß«, sagt Mads. »Jetzt bist du an der Reihe.« Er streckt seine Hand aus und

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