Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit stirbt zuletzt

Die Wahrheit stirbt zuletzt

Titel: Die Wahrheit stirbt zuletzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
Mads?«
    »Nein, das bin ich nicht. Aber Stalin tut mehr als viele andere. Er hilft dem kämpfenden Spanien, während Frankreich und England und unser eigenes kleines Zwergenland einfach wegschauen und sich hinter der Nicht-Interventionspolitik verstecken. Stalin unterstützt uns.«
    »Er lässt es sich aber auch teuer bezahlen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat das spanische Gold. Damit hat man für Onkel Stalins Panzer und Flugzeuge bezahlt.«
    Zu seiner großen Überraschung fängt Mads an zu lachen. Er schüttelt nachsichtig den Kopf und sagt: »Du hörst dich ja an wie Bertil. Er redet ständig von diesem spanischen Gold. Er sagt, der Großteil sei in Russland, aber ein Rest befinde sich immer noch hier. Er behauptet sogar, er wisse, wo. Er scherzt immer, dass wir, wenn wir den Krieg nicht gewinnen sollten – was wir aber natürlich tun werden –, es uns holen und damit fliehen. Bertil ist manchmal ein richtiger Tagträumer, obwohl er selbst sich für einen gestählten schwedischen Arbeiter hält.«
    Magnus spürt, wie sich ihm der Hals zuschnürt, und er muss sich ein paar Mal räuspern, bevor er fragt: »Woher weiß er davon?«
    »Du glaubst doch nicht etwa an diese Geschichte? Oder doch? Es ist wie bei Moby Dick. Die spanischen Goldreserven sind wie ein großer weißer Wal, den keiner gesehen hat, von dem aber alle reden. Oder wie eine Fata Morgana, die die Soldaten in den Schützengräben bei Laune hält.«
    »Woher willst du das wissen, Mads? Und wo, glaubt er, befindet es sich?«
    »Du nimmst das tatsächlich für bare Münze? Er hat mir nicht gesagt, wo es ist. Oder ich habe es vergessen. Das kann nicht dein Ernst sein! Bertil sagt, er habe es von einem Schwedisch-Amerikaner erfahren, mit dem er viel gesprochen hat, bevor der arme Kerl gestorben ist. Er hatte eine furchtbare Wunde am Bein, die sich mit dem kalten Brand infiziert hat.«
    »Und was, wenn ich dir sage, dass die Geschichte stimmt, Mads?«
    »Komm, hör auf, Magnus. Es gibt hier keinen einzigen Freiwilligen, der nicht über dieses verfluchte Gold redet. Darüber kursieren mehr Geschichten als darüber, wie man an eine Muschi rankommt – das heißt, es sind richtig viele Geschichten.«
    Mads streckt seine Hand nach ihren Strümpfen und Schuhen aus. Sie sind immer noch feucht, aber Magnus folgt automatisch seinem Beispiel und zieht sich die Strümpfe an, während er erwidert: »Mads. Es ist wahr. Es ist eine wahre Geschichte. Das Gold wurde zu Beginn des Krieges nach Russland transportiert, aber ein Teil davon befindet sich noch hier im Land.«
    »Du bist also auch auf der Jagd nach den großen Schätzen des Inkareiches? Das ist doch bloß Teil der faschistischen Propaganda, Magnus. Sie wollen der Welt einen Grund liefern, warum Stalin und die Sowjetunion uns im Kampf gegen den Faschismus unterstützen. Das habe ich auch schon Bertil zu erklären versucht, aber auf dem Auge ist er einfach blind. Und das ist wirklich erstaunlich, denn normalerweise folgt er den Parolen der Partei sklavisch und ohne auch nur ein einziges Wort infrage zu stellen, das aus Moskau vermeldet wird.«
    »Mads. Jetzt hör mir mal zu …«
    »Ich habe keine Lust mehr, darüber zu reden. Das istdummes Gewäsch. Ich habe wirklich an andere Dinge zu denken.«
    »Okay. Wenn das so ist, bitte.«
    Sie sitzen einen Moment schweigend da. Es hilft, dass jeder sich eine Zigarette ansteckt und über den Fluss auf die andere Seite und zu den verschleierten Bergen in der Ferne hinüberschaut.
    Magnus sagt: »Was du und Bertil da macht, klingt ganz schön gefährlich. Davon hast du Marie nichts geschrieben, oder?«
    »Nein. Und ich möchte dich bitten, ihr nichts davon zu sagen. Ich hätte es auch dir nicht erzählen dürfen. Es ist nämlich geheim, was wir da machen. Ich bin eigentlich Feldwebel, aber du siehst an mir keine Rangabzeichen.«
    »Mads, zum Teufel …«
    »Ich darf keinem Menschen etwas davon sagen, aber du bist mein Bruder, also …« Mads steht auf, greift nach einem Stock, wirft ihn in den träge dahinfließenden Fluss und sieht ihm hinterher. Der Stock dreht sich langsam um seine eigene Achse. Mads hat Magnus seinen nackten, schmalen Rücken zugewandt, als er sagt: »Bertil und ich und die restliche Truppe reisen morgen ab. Wir müssen weiter in Richtung Norden. Das genaue Ziel erfahren wir erst, wenn wir dort oben ankommen, aber es handelt sich bestimmt um eine Brücke oder vielleicht auch um ein Munitionsdepot hinter der faschistischen Gefechtslinie. Die

Weitere Kostenlose Bücher