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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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lächelte und zwinkerte mir zu, die sadistische
     Parodie einer Beruhigung.
    Vielleicht machte es Grant einfach Spaß, anderen Angst einzujagen, und diese Fahrt war so eine Art Spiel für ihn. Sobald er
     auf seine Kosten gekommen war, würde er uns vielleicht tatsächlich nach Hause bringen oder irgendwo absetzen – sicher und
     unversehrt. Das war das Beste, was ich mir erhoffte, das beste Szenario, das ich mir vorstellen konnte. Aber mir gingen auch
     andere Bilder durch den Kopf, furchterregendere Szenarien, die mir wahrscheinlicher erschienen – Vergewaltigung, Folter   –, und plötzlich waren sie alle so grauenhaft und so im Bereich des Möglichen, dass ich anfing zu weinen, mit heftigen, würgenden
     Schluchzern, die meinen ganzen Körper schüttelten und mich laut röchelnd nach Luft schnappen ließen. Ich legte eine Hand vor
     den Mund, um die Geräusche zu dämpfen – ich wollte ihnen nicht auf die Nerven gehen und sie gegen mich aufbringen   –, aber Grant drehte sich um und sah mich an, schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge, als wäre er enttäuscht.
    «Was ist los, Prinzessin?», sagte er. «Läuft irgendwas nicht nach Plan? Kriegt Daddys kleines Mädchen nicht seinen Willen
     wie sonst immer?»
    |170| «Entschuldigung», stammelte ich, völlig irrational. Ich drückte mir die Hand fester auf den Mund und schaute wieder aus dem
     Fenster auf die unbekannte Landschaft. «Entschuldi gung .»
    Grant lachte zynisch und schlug mit der Hand klatschend aufs Lenkrad. «Entschuldigung?», sagte er laut und aggressiv. «Was
     für perfekte Manieren sie doch hat!» Er drehte sich erneut nach mir um und grinste höhnisch. «Deine Mutter wäre stolz auf
     dich.»
    Und als er sich wieder nach vorn zur Straße drehte, musste er das Steuer herumreißen, weil der Wagen auf die Gegenspur geraten
     war, und einen Moment lang erfüllten die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos blendend die Windschutzscheibe. Als der
     Wagen vorbeizischte, ertönte ein langes und ohrenbetäubendes Hupen.
    «Arschloch!», schrie Grant und streckte den Mittelfinger nach draußen in die Dunkelheit. «Fick dich doch!»
    Einen Moment lang wünschte ich, wir hätten einen Unfall gehabt. Die vorne Sitzenden wären am meisten in Gefahr gewesen. Und
     dann überlegte ich, ob ich Grant so sehr ablenken sollte, dass er einen Unfall baute. Bei einem Frontalzusammenstoß mit einem
     anderen Auto oder einem Baum hätten Rachel und ich eine gute Überlebenschance. Das wäre vielleicht immer noch besser, als
     diesem Grant, der eindeutig krank im Kopf war, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein.
    Aber nein, es wäre schwierig, das hinzukriegen. Viel zu riskant. Und wenn es misslang, was wahrscheinlich war, würde Rachel
     und mir nur noch Schlimmeres blühen.
    Ich konnte nichts anderes tun, als abzuwarten. Abzuwarten, wohin sie uns brachten, und zu sehen, was sie vorhatten. Versuchen
     zu fliehen, falls sich eine Gelegenheit ergab. Und das wäre mir nicht ganz so schwierig, so beängstigend unmöglich |171| vorgekommen, wenn Rachel wach gewesen wäre. Aber sie schlief tief und fest oder war bewusstlos, sie atmete langsam und schwer,
     und als ich meine Hand auf ihr Knie legte und es mit aller Kraft drückte, ihr richtig in die Haut kniff, rührte sie sich kein
     bisschen.

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    M ick spielt eine weitere Stunde, und während er auf der Bühne ist, nutze ich die Gelegenheit, ihn zu beobachten. Ich sehe,
     wie seine Schultern sich beim Trommeln rhythmisch bewegen, was für eine Kraft er in Händen und Handgelenken haben muss, um
     die Stöcke so fliegen zu lassen. Hin und wieder merkt er, dass ich ihn beobachte, und lächelt, aber er spielt ja nun mal,
     da ist es ganz normal, dass ich ihn anschaue, und so habe ich keine Scheu, offen zurückzugrinsen. Sobald das Konzert zu Ende
     ist, kommt er wieder zu uns an den Tisch.
    «Was habt ihr zwei denn noch vor?», fragt er.
    «Nach Hause gehen», sagt Philippa. «Ins Bett. Katherine hat morgen Schule.»
    Es ist schon spät, und Philippa hat recht. Ich sollte wirklich nach Hause und ins Bett, aber ich habe keine Lust. «Oh.» Ich
     schüttele den Kopf. «Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Mir geht’s gut. Ich fühl mich echt viel besser, wie neugeboren,
     und außerdem   –»
    «Lasst uns doch noch was unternehmen», fällt Mick mir ins Wort, wobei er mich direkt anschaut, und ich spüre, dass er sich
     genauso wenig wie ich schon verabschieden will. «Irgendwo was essen. Ich

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