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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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kenn ein paar gute Läden, wo man jetzt noch was kriegt.»
    «Okay», sage ich begeistert. «Klingt super. Ich sterbe vor Hunger.»
    Philippa schaut auf die Uhr und dann mich an. Sie legt die |173| Stirn in Falten. «Es ist kurz vor Mitternacht. Ich dachte, du wolltest früh ins Bett.»
    «Nein.» Ich schüttele den Kopf. «Nicht unbedingt.»
    «Tut mir leid, aber ich bin echt hundemüde.» Philippa hängt sich ihre Tasche über die Schulter. «Nächstes Mal. Ich muss wirklich
     nach Hause und schlafen. Sonst werde ich unausstehlich, glaubt mir.»
    Sie steht auf, gibt ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange und sagt gute Nacht. Und dann wartet sie. Sie erwartet offenbar,
     dass ich mich auch startklar mache, und einen verlegenen Augenblick lang weiß ich nicht, was ich sagen oder tun soll. Wie
     soll ich deutlich machen, dass ich nicht gehen will? Doch Mick bewahrt mich davor, überhaupt etwas sagen zu müssen.
    «Wir beide könnten doch trotzdem noch was essen gehen», sagt er direkt an mich gewandt, mit ernstem Gesicht, ohne jedes Lächeln.
     «Wenn du willst. Ich bring dich danach auch sicher nach Hause.»
    «Okay, ja, gute Idee», sage ich hastig, plötzlich nervös und verlegen, aus Angst davor, was Philippa denken könnte. Ich stehe
     auf und nehme meine Tasche. «Sehr gern.»
    Philippa runzelt die Stirn. Sie wirkt verwundert und genervt zugleich.
    «Was wollt   …», setzt sie an, und dann werden ihre Augen größer, und langsam breitet sich ein wissendes Grinsen auf ihrem Gesicht aus.
     Sie schaut erst Mick an und dann mich, und ich spüre, wie meine Wangen rot anlaufen. Dann lacht sie auf und wirft den Kopf
     in den Nacken. «Ich hab gewusst, dass ihr euch mögen würdet», sagt sie. «Ich hab’s gewusst.»
    Ich halte den Atem an und rechne damit, dass Mick es abstreitet, dass er über die Unterstellung lacht, er könnte mich mögen,
     doch er sieht mir in die Augen und lächelt schüchtern, und ich lächle auch und weiß, dass es stimmt, und ich weiß, dass wir |174| beide mit unserem Lächeln eine Million unsagbare Dinge sagen. Einen Moment lang stehen wir drei einfach da, schweigend und
     schmunzelnd, verlegen und glücklich zugleich.
    «Na denn», sagt Philippa schließlich. «Dann geh ich mal besser.» Sie wendet sich an Mick. «Bring sie mir ja sicher nach Hause.
     Sonst dreh ich dir den Hals um.»
    «Klappe, Pip», sagt er.
    «Weißt du, dass er Motorrad fährt?», sagt sie zu mir und hebt die Augenbrauen.
    Das wusste ich nicht, aber es überrascht mich nicht. «Kein Problem», sage ich munter und schiebe den Gedanken an meine Eltern
     – die Panik, die sie garantiert bei der Vorstellung erfassen würde, dass ich auf einem Motorrad mitfahre – ganz weit weg.
     «Ich finde Motorräder gut», lüge ich.
    Philippa umarmt erst Mick und dann mich. Sie drückt mich noch einmal besonders fest, bevor sie mich schließlich loslässt.
     Ich fasse es als Zeichen dafür auf, dass sie sich für mich freut, und ich spüre eine tiefe Zuneigung für sie in mir aufwallen.
     Sie ist so großmütig und warmherzig und offen. Eine richtig gute Freundin.
    «Ich muss nur noch kurz mit abbauen», sagt Mick, als sie gegangen ist. «Dauert nicht lange. Willst du hier warten?»
    Ich biete meine Hilfe an. Er nimmt mich mit auf die Bühne und stellt mich den anderen aus der Band vor, und in den nächsten
     zehn Minuten helfe ich ihnen, wo ich kann. Ich rolle Elektrokabel zusammen und bringe leere Gläser zurück zur Bar. Als wir
     fertig sind, die Bühne leer ist und die Instrumente im Van des Leadsängers verstaut sind, geht Mick hinter die Bühne und kommt
     mit zwei Motorradhelmen und einer Lederjacke zurück.
    Er streckt seine freie Hand aus, ergreift meine und drückt sie, und ich spüre seine Handfläche groß und fest und warm an |175| meiner. Dann lächelt er, breit und glücklich und natürlich, und ich lache.
    «Dann mal los», sagt er.
    Wir gehen, ohne ein Wort zu sagen. Ich weiß nicht, wohin er mit mir will, und es ist mir auch egal. Es ist seltsam, wie unbefangen
     ich mit ihm allein sein kann, mit diesem Mann, den ich gerade erst kennengelernt habe, aber es kommt mir ganz selbstverständlich
     vor, seine Hand zu halten. Es fühlt sich richtig an. Unsere Hände passen perfekt zusammen. Zwischen uns ist etwas Unangestrengtes,
     etwas beinahe Magisches, und wenn ich ihm in die Augen sehe, empfinde ich etwas, das ich nur als Vertrautheit beschreiben
     kann, ein Gefühl von Sicherheit. Als würde ich nach Hause

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