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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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kommen.
    «Hier», sagt er, als wir an seinem Motorrad angekommen sind. Er legt beide Helme auf den Sitz und hält mir seine Jacke hin.
     «Die kannst du anziehen.»
    Die Jacke ist ein bisschen zu groß, aber sie ist weich und riecht gut, und ich fühle mich in ihr wie ein ganz anderes Mädchen,
     ein wildes und impulsives, ein mutiges Mädchen. Und als wir die Helme aufgesetzt haben und ich hinter Mick sitze, die Arme
     um seine Taille geschlungen, den Oberkörper fest an seinen Rücken gepresst, und er leicht und schnell durch die nächtlichen
     Straßen fährt, glaube ich, dass ich dieses Mädchen wirklich sein kann.

|176| 22
    G rant bog von der Straße ab auf ein freies Gelände, gesäumt von Büschen.
    «So», sagte er, während er seinen Gurt öffnete und sich grinsend zu mir umdrehte. «Da wären wir. Jetzt wollen wir mal ein
     bisschen Spaß haben, was? Bist du dabei, Katie? Katie, Katie? Katie, mein Mädchen?»
    Ich reagierte nicht, starrte ihn bloß wie versteinert an. Ich konnte nichts sagen, und vor lauter Panik und Hass auf Grant
     war ich kaum noch in der Lage zu sprechen. Alles an mir zitterte – Arme, Hände und Beine und sogar der Kopf. Mir klapperten
     die Zähne, und ich musste die Lippen zusammenpressen, die Zähne aufeinanderbeißen, damit sie nicht so ein grässliches Geräusch
     machten. Die Anstrengung, die mich das kostete, gab mir etwas, worauf ich mich konzentrieren, etwas, worauf ich meine Energie
     richten konnte, damit ich nicht schreien oder mich über den Sitz auf Grant stürzen musste. All das Adrenalin in meinem Körper
     drängte mich dazu, aber es würde alles garantiert nur noch viel schlimmer machen.
    Und obwohl ich Rachel wieder und wieder angestoßen und gekniffen hatte, war sie, seit wir von der Scheune losgefahren waren,
     vollkommen reglos. Sie hatte nicht mal geblinzelt oder sonst irgendwie zu erkennen gegeben, dass sie noch lebte. Ich beneidete
     sie fast um ihre Bewusstlosigkeit.
    «Na los.» Grant stieß dem Typen neben ihm den Ellbogen in die Seite. Er verdrehte genervt die Augen, beugte sich dann |177| über ihn und brüllte den Jungen, der an der Tür saß, an. «Aus steigen , Mann. Oder brauchst du ’ne schriftliche Einladung?»
    «Ist ja gut.» Der Junge öffnete die Tür und stieg aus dem Auto, der andere folgte ihm.
    Grant stieg aus und knallte seine Tür so fest zu, dass der Wagen von dem Aufprall wackelte. Und dann stieg auch Sean aus,
     so schwer und nervös, dass ich das Pfeifen seines Atems hören konnte, und schlug die Tür auf seiner Seite zu. Rachel und ich
     saßen allein im Auto. Gefangen, umzingelt.
    «Rach.» Ich legte meine Hand auf ihr Knie und rüttelte daran, so fest ich konnte. «Wach auf, Rachel! Wach auf.» Ich hörte
     die Hysterie in meiner Stimme. «Bitte, Rach.» Ich sprach lauter, ohne mich darum zu kümmern, ob sie mich hörten. «Bitte.»
    Die Tür neben mir ging auf, und ich spürte die kalte Abendluft hereinströmen. Grant grinste mich anzüglich an. «Sie kann dich
     nicht hören, Mädchen. Du vertust deine Zeit.» Er sah auf sein nacktes Handgelenk, als würde er auf eine Uhr schauen. «Oh.
     Noch mindestens eine Stunde, schätze ich, bis sie langsam wieder wach wird.» Dann legte er eine Hand auf mein Knie und drückte
     es, die Perversion einer netten Geste, von der ich Gänsehaut bekam und so angewidert war, als krabbelte eine giftige Spinne
     über mich hinweg. Ich hätte am liebsten geschrien und um mich getreten und ihm ins Gesicht geschlagen. Aber ich biss mir auf
     die Lippe und blickte nach unten auf meinen Schoß. Ich zwang meine Hände, sich nicht zu bewegen.
    «Was willst du, Grant?», sagte ich. Meine Stimme war leise und jetzt ganz ruhig. «Was willst du von uns?»
    Er sah nachdenklich aus. Dann zog er an seiner Zigarette und blies mir den Rauch ins Gesicht. Ich drehte den Kopf weg und
     hustete in die Hand.
    «Ach, du Scheiße. Entschuldigung, Mädchen. Rauchst du etwa nicht?»
    |178| «Nein.»
    «Du solltest vielleicht damit anfangen. Ich steh nämlich auf Frauen, die rauchen. Find ich total sexy. Du nicht auch? Irgendwie
     schick.»
    Er nahm wieder einen Zug von seiner Zigarette und blies mir den widerlichen Rauch aus seiner Lunge ins Gesicht.
    Ich schloss die Augen und hielt die Luft an. Doch dann spürte ich den Filter seiner Zigarette am Mund. Seine Finger drückten
     sie mir grob zwischen die Lippen. Ich drehte mich weg.
    Plötzlich schnellte mein Kopf brutal zurück, und ich spürte einen brennenden Schmerz

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