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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Brüsten seiner Frau, legte sich neben sie und umarmte sie lange.
    Es dauerte zwei Tage, bis Tamara bemerkte, dass das Papier nicht mehr da war. Im ersten Moment dachte sie, sie spinne. Sie war sich sicher, dass sie es in den Safe gelegt hatte, aber da war es nicht. Da niemand Zugang zum Safe hatte, sie immer den Schlüssel bei sich trug, und ihn auch niemand aufgebrochen hatte, musste sie es im Büro verlegt oder gedankenverloren woanders hingeräumt haben. Stundenlang durchwühlte sie ihr Büro, blätterte Ordner und Papiere durch und sortierte sie neu – vergeblich: Das lächerliche Blatt war und blieb unerklärlicherweise verschwunden.

    Robert Quinn erklärte mir, dass seine Frau wegen dieser Sache ganz krank wurde, als Nola ein paar Wochen später verschwand. »Ständig hat sie gesagt, wenn sie dieses Blatt noch hätte, könnte die Polizei gegen Harry ermitteln. Und Chief Pratt hat zu ihr gesagt, dass er ohne es nichts unternehmen kann. Sie war regelrecht hysterisch. Hundertmal am Tag hat sie zu mir gesagt: ›Quebert war es! Quebert war es! Ich weiß es, du weißt es, wir alle wissen es! Du hast diesen Wisch doch genauso gesehen wie ich, oder nicht?‹«
    »Warum haben Sie der Polizei nicht erzählt, was Sie wussten?«, fragte ich ihn. »Warum haben Sie nicht gesagt, dass Nola Sie aufgesucht und Ihnen von Harry erzählt hat? Das hätte doch eine Spur sein können, oder nicht?«
    »Ich wollte es ja, ich war hin- und hergerissen. Könnten Sie das Aufnahmegerät ausschalten, Mr Goldman?«
    »Natürlich.« Ich schaltete das Gerät ab und steckte es in die Tasche. Er fuhr fort: »Als Nola verschwand, habe ich mir Vorwürfe gemacht. Ich habe es bereut, dass ich das Papier verbrannt hatte, das sie mit Harry in Verbindung gebracht hatte. Die Polizei hätte Harry aufgrund dieses Beweisstücks befragen, sich mit ihm befassen und gegen ihn ermitteln können. Falls er sich nichts vorzuwerfen hatte, hatte er auch nichts zu befürchten. Unschuldige Menschen müssen sich keine Sorgen machen, stimmt , s? Auf jeden Fall hatte ich ein schlechtes Gewissen. Deshalb habe ich angefangen, ihm anonyme Briefe zu schreiben und an die Tür zu stecken, wenn ich wusste, dass er nicht zu Hause war.«
    »Was? Die anonymen Briefe haben Sie geschrieben?«
    »Ja, das war ich. Ich habe sie in Concord in der Handschuhfabrik auf der Schreibmaschine meiner Sekretärin getippt und mir einen kleinen Vorrat zugelegt: Ich weiß, was Sie dem fünfzehnjährigen Mädchen angetan haben. Und bald weiß es die ganze Stadt. Ich habe die Briefe in meinem Auto ins Handschuhfach gelegt und bin jedes Mal, wenn ich Harry in der Stadt begegnet bin, schnell nach Goose Cove gefahren, um dort einen Brief zu hinterlassen.«
    »Aber warum?«
    »Um mein Gewissen zu beruhigen. Meine Frau hat immerzu behauptet, dass er der Täter ist, und ich hielt das für plausibel. Ich habe gedacht, wenn ich ihm zusetze und ihm Angst mache, wird er sich schon irgendwann stellen. Das ging ein paar Monate so, dann habe ich damit aufgehört.«
    »Was hat Sie veranlasst, damit aufzuhören?«
    »Seine Traurigkeit. Nach Nolas Verschwinden war er so traurig … Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Ich habe mir gesagt, dass er es nicht gewesen sein kann. Also habe ich damit aufgehört.«
    Ich staunte nicht schlecht über das, was er mir da erzählte. Auf gut Glück fragte ich: »Sagen Sie, Mr Quinn, Sie haben nicht zufällig auch das Haus in Goose Cove angezündet?«
    Er lächelte. Meine Frage schien ihn fast zu amüsieren. »Nein. Sie sind ein netter Kerl, Mr Goldman, so etwas würde ich Ihnen nicht antun. Ich habe keine Ahnung, was für ein kranker Geist dahintersteckt.«
    Wir tranken unser Bier aus. »Am Ende haben Sie sich doch nicht scheiden lassen«, stellte ich fest. »Hat sich das mit Ihrer Frau wieder eingerenkt, nachdem Sie im Safe all diese Erinnerungsstücke und ihr Tagebuch entdeckt hatten?«
    »Es wurde immer schlimmer, Mr Goldman. Sie hat mich auch weiterhin andauernd heruntergemacht und mir nie gesagt, dass sie mich liebt. Nie. In den Monaten und Jahren danach habe ich sie immer wieder mal mit Schlaftabletten ruhiggestellt, um in ihrem Tagebuch zu lesen, unseren gemeinsamen Erinnerungen nachzutrauern und darauf zu hoffen, dass alles irgendwann besser wird. Darauf hoffen, dass alles irgendwann besser wird – vielleicht ist das Liebe.«
    Ich nickte. »Ja, vielleicht«, pflichtete ich ihm bei.
    In der Suite im Regent’s Hotel schrieb ich mit neuem Schwung weiter. Ich

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