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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Theorie erzählt, der zufolge es in seinem Verhältnis zu Luther ein paar Grauzonen gibt. Was hat die beiden miteinander verbunden? Warum hat Stern nicht erwähnt, dass sein Wagen verschwunden war? Da ist doch etwas faul. Könnte er indirekt in die Sache verwickelt sein? Möglich wäre es.«
    »Das haben Sie ihn aber nicht gefragt, oder?«, wollte ich wissen.
    »Doch. Er hat mich zweimal sehr freundlich empfangen. Er hat gesagt, dass er sich besser fühle, seit er mir die Sache mit dem Gemälde erzählt habe. Seiner Aussage nach durfte Luther den schwarzen Chevrolet Monte Carlo ab und zu privat nutzen, weil sein blauer Mustang manchmal bockte. Ob das der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht, aber es klingt plausibel. Bei Stern klingt alles plausibel. Seit zehn Tagen stöbere ich in seinem Leben herum, ohne etwas zu finden. Ich habe auch mit Sylla Mitchell gesprochen und sie gefragt, was aus dem blauen Mustang ihres Bruders geworden ist, aber sie hat keine Ahnung. Das Auto ist einfach verschwunden. Ich habe gegen Stern nichts in der Hand, nichts, was darauf schließen ließe, dass er in die Sache verwickelt ist.«
    »Wieso tanzt ein Mann wie Stern nach der Pfeife seines Fahrers? Warum geht er auf Calebs Launen ein, überlässt ihm seinen Wagen …? Irgendwas kommt mir da spanisch vor.«
    »Mir auch, Schriftsteller, mir auch.«
    Ich richtete die Kugeln auf dem Tuch des Billardtisches aus. »In zwei Wochen müsste mein Buch fertig sein«, sagte ich.
    »Schon? Sie waren aber schnell!«
    »So schnell auch wieder nicht. Vielleicht wird es heißen, dass dieses Buch in zwei Monaten geschrieben wurde, aber in Wahrheit habe ich zwei Jahre dafür gebraucht.«
    Er lächelte.

    Ende August 2008 schloss ich Der Fall Harry Quebert ab, wobei ich mir den Luxus leistete, ein wenig vor dem Termin fertig zu werden. Zwei Monate später sollte dieses Buch ein Riesenerfolg werden.
    Für mich war es an der Zeit, nach New York zurückzukehren, wo Barnaski eine Reihe von Fototerminen und Pressekonferenzen für die »heiße Phase« organisiert hatte. Wie der Zufall es wollte, verließ ich Concord am vorletzten Tag im August. Ich fuhr einen Umweg über Aurora, um Harry in seinem Motel zu besuchen. Wie immer saß er vor seiner Zimmertür.
    »Ich fahre zurück nach New York«, eröffnete ich ihm.
    »Dann sagen wir uns also jetzt Lebewohl …«
    »Nein, wir sagen Auf Wiedersehen. Ich komme bald zurück. Ich will Ihren guten Ruf retten. Geben Sie mir ein paar Monate, und Sie sind wieder der angesehenste Autor des Landes.«
    »Warum tun Sie das, Marcus?«
    »Weil Sie mich zu dem gemacht haben, der ich bin.«
    »Na und? Glauben Sie, Sie sind mir etwas schuldig? Ich habe aus Ihnen einen Schriftsteller gemacht, und weil ich in den Augen der Öffentlichkeit nun offenbar selbst keiner mehr bin, versuchen Sie mir das zurückzugeben, was ich Ihnen gegeben habe?«
    »Nein, ich nehme Sie in Schutz, weil ich immer an Sie geglaubt habe. Immer.« Ich reichte ihm einen schweren Umschlag.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Mein Buch.«
    »Ich werde es nicht lesen.«
    »Ich möchte Ihre Zustimmung, bevor es veröffentlicht wird. Dieses Buch ist Ihr Buch.«
    »Nein, Marcus, es ist Ihres. Genau das ist das Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    »Ich bin mir sicher, es ist ein wunderbares Buch.«
    »Und warum ist das ein Problem?«
    »Das ist kompliziert, Marcus. Eines Tages werden Sie es verstehen.«
    »Was werde ich verstehen, Herrgott noch mal? Sagen Sie es mir endlich!«
    »Eines Tages werden Sie es verstehen, Marcus.«
    Wir schwiegen eine Weile. »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte ich ihn schließlich.
    »Ich werde nicht hierbleiben.«
    »Was meinen Sie mit ›hier‹? Dieses Motel? New Hampshire? Amerika?«
    »Ich möchte ins Paradies der Schriftsteller.«
    »Das Paradies der Schriftsteller? Was ist das?«
    »Das ist der Ort, an dem Sie beschließen, das Leben neu zu schreiben, und zwar so, wie Sie es gern gelebt hätten. Schriftsteller haben nämlich die Macht, das Ende eines Buchs selbst zu bestimmen, Marcus. Sie können über Tod oder Leben entscheiden und besitzen die Möglichkeit, alles zu ändern. Schriftsteller verfügen in ihren Fingerspitzen über eine Macht, von der sie oft keine Ahnung haben. Sie brauchen nur die Augen zu schließen, um den Lauf eines Lebens umzukehren. Marcus, was wäre an jenem 30. August 1975 passiert, wenn …«
    »Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, Harry. Vergessen Sie es.«
    »Wie könnte ich es vergessen?«
    Ich

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