Die Wahrheit
so schnell ich kann. Nehmen Sie das Portemonnaie Ihres Bruders mit, und seine Brieftasche, wenn er eine bei sich hat. Ich will nicht, daß man ihn identifizieren kann. Wenn die Behörden erst einmal wissen, daß es Josh ist, wird man in der Nähe nach Ihnen suchen. Wahrscheinlich auch in meinem Büro. Ich möchte vermeiden, daß die Polizei die Gegend abriegelt.«
»Was ist, wenn jemand mich sieht? Mich vielleicht sogar erkennt?«
»Wir haben jetzt keine große Wahl mehr, Rufus.«
»Ich vertraue Ihnen. Bitte helfen Sie meinem Bruder. Bitte lassen Sie mich nicht im Stich.«
»Rufus, ich vertraue Ihnen auch. Lassen Sie mich jetzt auch nicht im Stich.«
Als Rufus auflegte, betrachtete er Josh. Er schob eine Pistole unter sein Hemd und streckte die Arme nach Josh aus, der offenbar wieder das Bewußtsein verloren hatte. Doch als Rufus sanft die Schulter seines Bruders streifte, öffnete Josh die Augen.
»Josh .«
»Ich hab’ alles gehört.« Seine Stimme war schwach - so schwach wie er selbst.
»Er will, daß ich dein Portemonnaie mitnehme, damit sie nicht so schnell herausfinden, wer du bist.«
»In meiner Gesäßtasche.« Rufus zog es heraus. »Und jetzt hau ab.«
Rufus dachte kurz darüber nach. »Ich kann bei dir bleiben. Wir fahren gemeinsam ins Krankenhaus.«
»Sinnlos.« Josh spuckte wieder Blut. »Die Ärzte flicken mich schon wieder zusammen. Mich hat’s schon viel schlimmer erwischt als diesmal.« Josh streckte eine zitternde Hand aus, berührte das Gesicht seines Bruders und wischte die Nässe aus seinen Augen.
»Ich bleib’ bei dir, Josh.«
»Wenn du bleibst, war alles umsonst.«
»Ich kann dich nicht allein lassen. Nicht so. Nicht, nachdem wir all diese Jahre getrennt waren.«
Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte Josh sich auf. »Du läßt mich nicht allein. Gib sie mir.«
»Was soll ich dir geben?«
»Die Bibel«, sagte Josh.
Ohne den Blick von seinem Bruder abzuwenden, griff Rufus langsam hinter den Sitz und reichte ihm das Buch. Dafür hielt Josh ihm die Pistole hin, die er sich all die Stunden an den Leib gedrückt hatte. Rufus blickte ihn fragend an. »Ein fairer Tausch«, sagte Josh heiser.
Rufus glaubte, ein Lächeln über die Lippen seines Bruders huschen zu sehen. Dann schloß Josh wieder die Augen. Sein Atem ging flach, aber regelmäßig. Eine große Hand hatte sich so fest um die Bibel gelegt, daß der Buchrücken verbogen wurde.
Als Rufus aus dem Jeep stieg, drehte er sich noch einmal um und ließ seinen Bruder dann zurück.
Endlich erreichte Fiske Hawkins zu Hause. »Frag mich nicht, warum oder wieso, Billy. Ich kann dir nicht sagen, wer er ist. Vorerst ist er nur ein Unbekannter. Zögere den Papierkram raus und fahr den Jeep zum Krankenhaus.« Fiske legte auf.
»John, wie sollen wir uns mit Rufus treffen, wenn das FBI direkt hinter uns ist?« sagte Sara.
»Ich treffe mich mit Rufus, du nicht.«
»Augenblick mal .«
»Sara ...«
»Ich will die Sache zum Abschluß bringen.«
»Glaub mir, das wirst du. Aber du mußt jemanden für mich anrufen, meinen Freund beim JAG.«
»Worum geht es? Und du hast mir noch immer nicht gesagt, was deiner Meinung nach vor fünfundzwanzig Jahren in diesem Militärgefängnis passiert ist.«
Fiske legte eine Hand auf die ihre. »Die Vereinigten Staaten gegen Stanley. Ein unschuldiger Soldat und LSD«, sagte Fiske, und Sara riß die Augen auf. »Nur war es hier schlimmer«, fügte er hinzu. »Viel schlimmer.«
Nachdem sie kurz bei Sara gehalten hatten, fuhren sie zum National Airport und stellten den Wagen ab. Da es nun stärker regnete, zog Fiske den Trenchcoat enger um seinen Körper und den Hut tiefer in die Stirn. Er öffnete einen großen Regenschirm und hielt ihn über Sara. Sie betraten das Terminal und gingen zur anderen Seite der Flugsteige, wo sie in eine Limousine mit getönten Scheiben stiegen. Ein paar Minuten später fuhr der Wagen vom Bordstein los.
Hinter ihnen waren die beiden FBI-Agenten, von denen einer bereits seine Vorgesetzten über die neueste Entwicklung informierte. Dann ging der Mann zum Schalter, um den Zielort der Maschine herauszufinden, die Fiske und Sara gerade bestiegen. Der andere Agent ging hinaus und beobachtete, wie die Limousine zu dem Falcon 2000 fuhr.
Im Wagen tauschten Fiske und der Fahrer, Chuck Hermans Copilot, soeben die Plätze. Der Fahrer zog den Trenchcoat an und setzte den Hut auf. Aus einiger Entfernung würde er wie Fiske aussehen. Sie hatten vor, daß Sara eine Stunde an Bord der
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