Die Wanderapothekerin 3: Hexenjagd (German Edition)
von dem Zwischenruf beirren zu lassen, sprach der Richter weiter. »Desgleichen werdet Ihr der Jungfer Klara Schneidt ebenfalls zehn Taler als Wiedergutmachung bezahlen, weil Ihr sie fälschlich bezichtigt habt, einer Hexe geholfen zu haben. Die Kosten, die der Stadt durch deren Gefangenhaltung und Versorgung angefallen sind, habt Ihr ebenfalls zu begleichen.
Da Ihr auf der Verfolgung Eurer Leibeigenen dem Herrn Tobias Just sowie dem Sohn des Pferdehändlers Heinrich Schnapp widerrechtlich die Pferde abgenommen habt, werdet Ihr Schnapp zehn Taler Entschädigung zahlen, an Tobias Just hingegen zwanzig, da Eure Männer ihm gegenüber handgreiflich geworden sind. Die Kosten des Gerichts werdet Ihr ebenfalls tragen.«
Graf Benno sprang auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. »Das werde ich nicht!«
»Es wurde verfügt, dass Ihr so lange als Gast in unserer Stadt bleiben werdet, bis Ihr alle Summen beglichen habt«, fuhr der Richter ungerührt fort und hielt fordernd die Hand auf.
Benno von Güssberg sah so aus, als wolle er seine Männer auf den Richter hetzen, sah sich dann aber um und bemerkte die drohenden Gesichter der Wachen und all der Bürger, die diesem Prozess beigewohnt hatten. Mit hörbarem Zähneknirschen nahm er seine prallvolle Geldkatze vom Gürtel und zählte die siebzig Taler auf den Tisch, die der Richter verlangte. Dann winkte er seinem Gefolge und wollte den Saal verlassen.
Da rief der Richter: »Halt! Ich bin noch nicht fertig! Auf Euch wartet ein weiterer Prozess, den das hiesige Domkapitel gegen Euch anstrengen wird. Euer Großvater hat die Blutgerichtsbarkeit an die Domherren zu Bamberg verkauft, aus diesem Grund dürfen in Eurer Grafschaft Todesurteile nur noch mit Genehmigung des Domkapitels verhängt werden. Ihr aber habt den Holzarbeiter Damian ohne die notwendige Erlaubnis hingerichtet und wolltet es auch bei dessen Tochter so handhaben. Die Bamberger Domherren fordern daher, Euch wegen dieser Anmaßung in Haft zu nehmen.«
In dem Moment füllte sich der Saal mit bewaffneten Stadtknechten. Damit Klara nicht zu Schaden kam, drängte Tobias sich zu ihr durch, fasste sie an den Schultern und führte sie hinaus. Martha folgte den beiden auf dem Fuß und konnte es schier nicht glauben, dass sie nicht verurteilt worden war.
»Bin ich wirklich frei?«, fragte sie Tobias.
Dieser nickte lächelnd. »So ist es! Graf Benno hat jedes Recht an dir verloren.«
»Dem Himmel sei Dank!« Martha schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und umarmte Tobias voller Freude. Als sie ihn dann auch noch küsste, verzog Klara das Gesicht und wandte sich ab.
Unterdessen hatten auch Karl von Teck und Ernst Wilhelm von Gontzau den Gerichtssaal verlassen. Als sie Martha und Tobias so sahen, lachten beide.
»So einen Dank lasse ich mir gefallen«, meinte Teck und wandte sich Klara zu. »Was ist, schönes Kind, ist dir deine Rettung nicht einen Kuss wert?«
Klara warf einen kurzen Seitenblick auf Tobias und Martha, nickte dann und küsste sowohl Teck wie auch Gontzau auf den Mund. »Habt Dank, meine Herren«, sagte sie. »Ohne Euch hätte Graf Benno alles getan, damit ich mit Martha zusammen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden wäre.«
Als Tobias das hörte, versetzte es ihm einen Stich. Immerhin hatte er ebenfalls einiges zur Rettung der beiden Mädchen beigetragen. Er schob Martha zurück und trat auf Klara zu. »Ist es dir bei mir nicht auch einen Kuss wert?«, fragte er.
»Ihr seid doch schon ausreichend geküsst worden«, gab Klara giftig zurück.
Da schob Karl von Teck sie lachend in Tobias’ Arme. »Der arme Kerl hat einen Kuss von dir mehr als verdient! Er hat sich nämlich wacker geschlagen.«
»Das hat er wirklich!«, stimmte ihm Gontzau fröhlich zu und zog Martha an sich, um auch sie zu küssen.
Klara zögerte einen Augenblick, berührte kurz Tobias’ Lippen mit den ihren und zuckte dann zurück, als hätte sie glühendes Eisen berührt. Im Gegensatz dazu genoss Gontzau Marthas Kuss und überließ sie beinahe widerstrebend seinem hochgewachsenen Gefährten, damit auch dieser die junge Magd küssen konnte. Er selbst wandte sich an Tobias und reichte ihm die Hand.
»Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen. Ich freue mich, dass wir uns kennengelernt haben. Sollte mich der Wind einmal in eure Gegend wehen, werde ich in Königsee nach dem Haus des Laboranten Just fragen. Ich hoffe, ihr habt einen guten Tropfen im Haus!«
»Das haben wir!«, antwortete Tobias und drückte die Hand.
Weitere Kostenlose Bücher