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Die Wanderbibel

Titel: Die Wanderbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Kehle , Mario Ludwig
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Wegesrand, die gemeinsame Brotzeit, der gute Schluck Wein in der Taverne, der Duft eines Lavendelfeldes, die Geselligkeit in der Gruppe oder auch die innere Befriedigung über die erbrachte körperliche Leistung. Eine Urlaubsregion, die man zu Fuß durchwandert, hinterlässt intensive Eindrücke.«
    Ich verstehe das so: Genusswanderer wollen keinen Viertausender besteigen oder tägliche Rekordstrecken über Stock und Stein zurücklegen. Und auf ein hochalpines Klettererlebnis können sie auch verzichten. Genusswanderer wollen etwas für Leib und Seele tun. Wobei viele Wanderer unter »Leib« eher den Magen als die Beine verstehen. »Kulinarisches Wandern« heißt das Zauberwort.
    Ich selbst habe das große Glück, dass ich weder ins Piemont noch an die Ardèche reisen muss, wenn ich mich einmal hemmungslos dem Genusswandern inklusive der von mir so geliebten deftigen kulinarischen Schweinereien hingeben will. Ich muss lediglich den Rhein überqueren, noch ein viertel bis ein halbes Stündchen mit dem Auto fahren und schon bin ich in meinem persönliches Genusswanderziel Nummer eins: der Deutschen Weinstraße. Ein Gebiet übrigens, dessen landschaftliche Atmosphäre schon Ludwig I., König von Bayern, zu schät zen wusste, baute er sich doch dort, in der »schönsten Quadratmeile seines Reiches«, wie er sie selbst nannte, sein Sommerschloss »Villa Ludwigshöhe«.
    Und was für bayerische Monarchen gilt, gilt natürlich auch für den bürgerlichen, den gesamtdeutschen Wanderer, der an der Weinstraße tatsächlich ein regelrechtes Wanderparadies vorfindet, das dank seines milden, ja nahezu mediterranen Klimas (hier wachsen sogar Zitronen, Mandeln und Kiwis!) nahezu ganzjährig zum Wandern einlädt und dem Genusswanderer jeglicher Couleur im Überfluss all das bietet, was sein Herz begehrt.
    Nicht allzu schwierige, auch mit gefülltem Magen zu bewältigende und übrigens meist gut markierte Wanderwege führen hier nämlich nicht nur durch das berühmte »Rebenmeer« des Pfälzer Weinanbaugebietes, sondern auch durch die abwechslungsreiche Landschaft des Pfälzerwalds, des größten zusammenhängenden Waldgebiets Deutschlands. Fantastische Aussichten auf die Weiten der Rheinebene meist inklusive.
    Im Herbst, wenn es neuen Wein gibt und die »Keschde« (Kastanien) reif sind, sollten es fortgeschrittene Genusswanderer einmal mit dem Pfälzer »Keschdeweg« versuchen. Eine hübsche Zwei- bis Dreitagewanderung, die von Hauenstein im Süden über Annweiler, Edenkoben und Maikammer bis nach Neustadt an der Weinstraße führt.
    Zu dieser Jahreszeit haben zahlreiche Gastronomiebetriebe leckere Kastaniengerichte im Angebot. Kastanienmarmelade ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Weniger etwas für den Magen, sondern eher was fürs Auge bietet im Frühling, wenn die Mandelbäume blühen, der rund achtzig Kilometer lange Pfälzer Mandelpfad.
    Der Königsweg in der Pfalz ist aber ganz klar der »Wanderweg Deutsche Weinstraße«. Ein Weg, für den der Genusswanderer, will er auch alle Genüsse dieser Strecke mitnehmen, etwa fünf bis sechs Tage benötigt. Die älteste Weintouristikroute Deutschlands führt vom Deut schen Weintor in Schweigen (hier kann man einen schnel len Blick ins benachbarte Elsass werfen) über Deides heim (Deidesheimer Hof – Leib und Magenkneipe Helmut Kohls), Bad Dürkheim (Wurstmarkt) bis nach Bockenheim im Norden. Und wer hier zu faul oder zu bequem ist, seine sieben Sachen in einem Rucksack mitzuschleppen, dem bieten die einschlägigen Tourismusorganisationen Arrangements mit Gepäcktransfer.
    Aber auch wunderbare Tageswanderungen warten hier auf den Genussmenschen.
    Ganz oben auf der Liste geschichtsbewusster Wande rer oder zumindest aufrechter Demokraten – vorzugsweise SPD-Wähler – sollte eine Wanderung zum berühmten Hambacher Schloss stehen, das ja bekanntermaßen wegen des Hambacher Festes, das dort 1832 stattfand, als Symbol der deutschen Demokratiebewegung gilt. Legt man den Besuch der geschichtsträchtigen Ruine auf das erste Wochenende im Mai, kann man anschließend im Neustädter Ortsteil Hambach beim »Andergasser Fest« die wahrscheinlich besten »Fleeschknepp mit Meerrettichsoße« der ganzen Pfalz genießen.
    Und wer bei seiner Wanderung auch noch etwas wei ter zurückliegende Geschichtskenntnisse aufpolieren will: Der zwanzig Kilometer lange Römerrundweg bei Bad Dürk heim macht’s möglich.
    Frankophile Wanderer überschreiten bei Wissembourg die Grenze nach Frankreich und

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