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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Heinrich scheint es zu misstrauen.«
    »Will ich wohl meinen, dass es seinen eigenen Kopf hat«, rutschte es der jungen Frau heraus.
    »Kennt Ihr Euch mit Maultieren aus?«, fragte Jakob erstaunt.
    »Ein wenig«, schummelte Arigund. Sie wagte kaum zu hoffen, es könne sich bei dem Händler um Matthias gehandelt haben.
    »Wo habt ihr das Tier denn erworben?«
    »In Oppidum. Wir hatten Quartier bei den Camburgern genommen. In dem Örtchen war gerade Markt. Doch den Mann trafen wir auf dem Wege dorthin. Er rastete am Saaleufer.«
    »Warum hat er das Tier denn hergegeben?«
    »Nun, seine Frau hatte vor Kurzem entbunden. Er wollte von dem Erlös einen Karren anschaffen.«
    Arigund hielt den Atem an. »Entbunden, sagst du?«
    Der Junge bemerkte ihre Aufregung: »Kennst du die beiden etwa?«
    »Möglicherweise. Kannst du sie mir etwas genauer beschreiben?«
    »Beim Mann ist das leicht. Er trug einen dichten Bart von der Farbe rostigen Eisens, und groß war er, noch größer als der Herr Heinrich. Seine Frau habe ich nur kurz gesehen.«
    »Ihr Haar?«, fragte Arigund aufgeregt. »War es honiggelb?«
    »Sie trug eine Haube, aber ihren Namen kann ich Euch wohl verraten.«
    »Und der wäre?«, drängte Arigund aufgeregt.
    »Er nannte sie Lisl. Wir dachten nämlich, es wäre der Name des Maultieres, und wir wunderten uns schon, wo es doch gar keine Stute ist, aber dann hatte der Kerl nur nach seinem Weib gerufen.«
    »Annelies«, flüsterte Arigund mit pochendem Herzen. »War sie wohlauf?«, hakte sie sofort nach.
    »Nun, sie hielt sich abseits, aber: Ja, ich denke, sie und das Kindchen waren gesund und munter.«
    Arigund umarmte den Jungen stürmisch. »Jakob, das ist ja wunderbar!«, rief sie laut.
    »Wenn ihr mit euren Intimitäten fertig seid«, bemerkte Heinrich ungewohnt streng, »die Reisegesellschaft wollte dann los.«
    Er war bereits aufgesessen, und sein Pferd tänzelte unruhig. Doch im Gegensatz zu Wirtho griff Heinrich nicht rüde in die Zügel, sondern klopfte es lediglich am Hals. Als würde es die Absicht seines Herrn verstehen, beruhigte sich das Tier und schnaubte erleichtert. Arigund musste lächeln. Diese Art, ein Pferd zu bändigen, erschien ihr weit besser als alles, was sie auf Brennberg gesehen hatte. Heinrich war zweifellos ein außergewöhnlicher Mensch, wenn es ihm glückte, sich nur durch Berührungen mit seinem Pferd zu verständigen. Das Tier gehorchte seinem Reiter nicht nur, es schien geradezu begierig zu sein, seine Wünsche zu erfüllen. Es spitzte die Ohren und sah sich interessiert um.
    Jakob schien das nicht zu bemerken, oder er war es schon gewohnt, jedenfalls schnatterte er aufgeregt: »Stellt Euch vor, Ari …, ich meine, Tassilo kennt den Pferdehändler, von dem wir Lisl haben.«
    »Marron«, verbesserte Arigund, ohne darüber nachzudenken.
    Heinrichs Augen funkelten wild. »Lisl, Marron, es ist mir völlig egal, wie ihr das Vieh nennt. Hauptsache ihr beiden kommt endlich in den Sattel und hört mit dem kindischen Herumgehüpfe auf. Schließlich seid Ihr ein Mann , Tassilo, und kein Knabe.«
    Heinrich betonte das Wort »Mann« besonders. Er schien in der Tat ungehalten, und Arigund konnte ihn sogar verstehen. Schließlich war die Art der Umarmung zwischen ihr und Jakob ziemlich intim für die Beziehung zwischen einem Knaben und einem Mann. So etwas konnte Anlass für Gerede geben. Arigund beschloss, in Zukunft vorsichtiger sein. Dennoch konnten ihr Heinrichs harsche Worte die gute Laune nicht verderben. Sie war noch nie so fröhlich in den Sattel gestiegen wie jetzt. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Es gab keinen Zweifel, Annelies und Matthias waren Wirthos Häschern entkommen. Wo auch immer sie sich jetzt befanden, ihre Liebe hatte Zukunft.
    Schwungvoll stieg sie in Marrons Sattel und versuchte es, genau wie Heinrich vorhin, mit freundlichen Worten und einem Klopfen am Hals. Das Maultier wandte ihr erstaunt den Kopf zu.
    »Hallo, alter Freund«, flüsterte Arigund in seine langen Ohren, »so sehen wir uns wieder.«
    Als wollte das Maultier sie ebenfalls begrüßen, holte es tief Luft und gab jenen merkwürdigen Mischton von sich, der halb aus einem Pferde-, halb aus einem Eselwiehern bestand. Dann schloss es zu Heinrichs Pferd auf. Sie waren eine ganze Weile geritten, als der Ritter sich in weit versöhnlicherem Ton wieder an sie wandte: »Ihr scheint heute guter Dinge zu sein. Überbrachte Euch Jakob eine gute Nachricht?«
    Die junge Frau nickte. Ihre Wangen glühten noch immer vor

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