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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Worten einen Sinn zu verleihen. Zuletzt schwieg sie lieber, da die anderen begannen, sich über sie lustig zu machen. Auch die Annäherungsversuche der Schankmagd wurden dreister. Hatte sie anfangs nur scheinbar zufällig Arigunds Schulter gestreift, so verstrubbelte sie mittlerweile schäkernd ihr Haar oder versuchte ihr zwischen die Beine zu fassen.
    Heinrich verfolgte das Geschehen mit besorgtem Blick und versuchte von den Kaufleuten wegzukommen. Die aber zogen ihn immer wieder auf seinen Stuhl zurück. Der Minneritter fluchte leise. Jetzt sah er, wie sich die Schankmagd vornüber beugte und dabei ihre drallen Brüste halb entblößte. Sie flüsterte dem vermeintlichen Spielmann etwas ins Ohr, woraufhin er sich erhob und gemeinsam mit der Magd auf die Tür zustrebte.

*
    Kaum hatten die beiden den Schankraum verlassen, sank Arigund, die sich vor Trunkenheit kaum noch auf den Füßen halten konnte, erschöpft zu Boden, »Mir scheint, Euch ist nicht ganz wohl, junger Herr«, flüsterte die Magd in ihr Ohr. Einen Augenblick wunderte sich die Sängerin, wer mit diesen Worten wohl gemeint sein könnte. Mit stierem Blick schaute sie zu der Sprecherin auf, sah jedoch nur einen überdimensionalen Busen, der sich vor ihren Augen zu drehen begann.
    »Was willst du?«, lallte die Sängerin.
    »Ich kenne einen Ort, an dem Ihr Euch ausruhen könntet«, säuselte die Magd weiter.
    »Den kenn ich auch, meine Stube oben.«
    »Oh, da liegt schon einer drin. Ich weiß was viel Besseres.«
    Die drallen Finger griffen nach Arigunds Hosenbund und zogen sie mit erstaunlicher Kraft auf die Beine. Die Sängerin versuchte sich zu befreien, war aber viel zu betrunken. Von kräftigen Armen umschlungen, wurde sie nach draußen, in Richtung der Ställe geschoben. Die kalte Luft traf Arigund wie der Hammer eines Schmiedes. Unversehens musste sie sich übergeben. Die Magd ließ ihr Opfer lachend los. Aus dem Augenwinkel sah Arigund, wie jemand klingende Münzen in die fettigen Hände des Weibes fallen ließ. Dann wurde sie um die Hüften gepackt, und eine wohlvertraute Stimme zischte: »Na, Goldeselchen, wohl einen über den Durst getrunken?«
    »Vaclav!«, keuchte Arigund und strampelte ungeschickt mit den Beinen. Ihre Hände tasteten nach ihrem Messer, bekamen es zu fassen und hackten nach den um sie wirbelnden Beinen.
    Der Räuber fluchte, warf sein Opfer auf den Boden und trat mit seinem schweren Schuhwerk auf ihre Hand. Das Messer glitt ihr aus den Fingern. Ein mächtiger Stiefel kickte es zur Seite, hob sich ein weiteres Mal und traf sie in die Rippen. Einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Als sie wieder zu sich kam, hing sie wie ein Sack Mehl über Vaclavs Schultern und würgte.
    »Kotz mich ja nicht voll, Schätzchen, oder du reitest nackt nach Prag!«, drohte er.
    Sie wollte schreien, doch als habe er darauf gewartet, stopfte er ihr eine Handvoll Schnee in den geöffneten Mund. Als sie sich zu wehren versuchte, bemerkte sie, dass ihre Hände auf den Rücken gefesselt waren und sich ein Strick um ihren Hals befand, den der Räuber gnadenlos zuzog, sobald sie sich anschickte, Widerstand zu leisten. Endlich stellte er sie auf die Füße.
    »Pack dich!«, befahl er und zog an dem Lederriemen, dass Arigund erneut die Luft wegblieb. Energisch schubste er sie in Richtung Wald. Dort wartete Friedl mit drei Pferden, die unverkennbar den Kaufleuten gehört hatten. Ohne Zeit zu verlieren, hievte der Räuber Arigund auf den Rücken des vordersten Tieres, schwang sich selbst auf das nächste, nahm Friedl den Führstrick aus der Hand und trabte los. Der Taschendieb musste – wie stets – schauen, dass er hinterherkam.
    »Wie habt Ihr mich so schnell gefunden?«, keuchte Arigund, die endlich wieder zu Atem kam. Vaclav lachte rau.
    »Wenn man untertauchen will, sollte man nicht ganz so viel Tamtam um sich machen, ›Tassilo‹. Und jetzt halt’s Maul!«

K APITEL 26
    Sie ritten die ganze Nacht und hielten auch am Morgen nur kurz, um die Pferde zu tränken. Vaclav band Arigund los.
    »Wage nicht zu fliehen!«, grollte er.
    »Das brauche ich auch nicht. Herr Heinrich wird nach mir suchen und mich mit sich nehmen. Wenn dir dein Leben lieb ist, lass mich hier und schau zu, dass du Land gewinnst.«
    Mit zornig funkelnden Augen packte der Räuber das Mädchen, dass ihr der Atem stockte. Überrascht rang Arigund nach Luft, Sie versuchte seine Finger zu lösen, die wie ein Schraubstock um ihren Hals lagen, doch sie hätte genauso gut gegen eiserne

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