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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolina Halbach
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Burgherrn Hengste mit Stöcken zu schützen, den Winter in einer zugigen Hütte außerhalb der Burgmauern, ein leichtes Opfer für Raubgesindel, ausgehungerte Wölfe und Bären. Doch der edle Herr sollte sich verrechnet haben. Annelies strich Matthias über das schweißnasse Haar. Tief beugte sie sich zu ihm herab. »Lebe!«, flüsterte sie ihm zu. »Alles andere überlass mir.«

K APITEL 15
    A UGUST 1268
    Der Gedanke an die zweitägige Reise nach Burg Heilsberg hatte Arigund zunächst erschreckt. Noch immer fürchtete sie sich vor dem »unzivilisierten« Land, das sie durchqueren mussten. So hatte sie versucht, zahlreiche Ausflüchte zu finden, auf der Burg zurückbleiben zu können. Reimar jedoch hatte sie angefleht, bei seiner Schwertleite dabei zu sein. Als er den Grund ihres Zögerns erkannte, lachte er sie nicht aus, sondern versprach ihr ernst, stets an ihrer Seite zu reiten. Er überredete sie sogar zu einigen kleinen Ausflügen rund um die Burg, wobei die beiden Maultiere, von Reimar Marron und Brun benannt, dem Mädchen gute Dienste leisteten. Vor allem Marron bewies sich als geduldiges und äußerst trittsicheres Langohr, wobei er seinem stürmischen Namen allerdings im Galopp alle Ehre machen konnte, zumindest wenn Reimar in den Sattel stieg. Arigund allerdings hielt nicht viel von stürmischen Ritten. Auch an diesem Tag, dem letzten vor dem Abritt zum Turnier, war sie froh, als Reimar durchparierte. Hektisch strich sie sich die vom Wind gelösten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Reimar betrachtete sie mit verträumter Miene.
    »Wie schön du heute bist, Arigund«, flüsterte er. »Wollen wir eine kurze Rast einlegen?«
    »Gern«, meinte das Mädchen erleichtert. Reimar schwang sich behende aus dem Sattel und half Arigund aus ihrem, während er deutlich länger seine Hand an ihren Hüften ließ, als es notwendig gewesen wäre. Arigund, noch etwas außer Puste nach dem schnellen Ritt, strahlte ihn an. Der Knappe band die Reittiere an die Äste einer knorrigen Eiche, breitete seinen Mantel auf dem bemoosten Waldboden aus und machte eine einladende Geste.
    »Meine Dame«, meinte er, wartete dann aber artig, bis sich Arigund niedergelassen hatte. Die tat ihm den Gefallen und streckte ihm sogar noch die Hände entgegen. Etwas unbeholfen griff er danach und küsste linkisch ihre Fingerspitzen. Arigunds Herz begann zu rasen. Sie stellte sich vor, wie Reimar sie, wie damals im Rosengarten, in die Arme nehmen und seine zaghaften Küsse leidenschaftlicher werden würden. Erwartungsvoll schloss sie die Augen, doch nichts von alledem geschah. Das Mädchen versuchte es damit, sich ein wenig zu räkeln, doch als sie zu Reimar hinüberblinzelte, saß der lediglich mit entrücktem Gesichtsausdruck neben ihr.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Oh, mir ist nur gerade eine wunderbare Strophe eingefallen, für eine Ballade, die ich dir anlässlich meiner Schwertleite schenken möchte.«
    Arigund stand jetzt weniger der Sinn nach einem Lied als nach einem Kuss. Ob sie einfach die Initiative ergreifen sollte? Doch irgendwie hatte sie sich das immer anders vorgestellt. In ihren Tagträumen hatte stets der Ritter die Jungfrau verführt.
    »Reimar?«, fragte sie mit lockendem Unterton. »Findest du mich eigentlich …«, sie suchte nach einem passenden Wort, »… begehrenswert?«
    Seine Augen weiteten sich erstaunt. »Mehr als das. Ich verehre dich.«
    Arigund rückte ein Stückchen näher, fasste nach seiner Hand und führte sie an ihre Wangen. Einen Moment wirkte Reimar verwirrt, dann jedoch näherte er zaghaft sein Gesicht und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. Sofort wollte er sich wieder von ihr lösen, selbst erstaunt über seine Dreistigkeit. Arigund aber zog ihn an sich, und endlich schien auch er seine Scheu zu überwinden. Seine Lippen öffneten sich. Seine Hände umschlangen ihre Schultern, streichelten über ihren Rücken und umspielten ihr Gesäß.
    Seufzend genoss Arigund seine Zärtlichkeit. Ihr schwindelte vor Glück, und ihr Herz stolperte vor lauter Aufregung. Genau so hatte sie sich die Liebe vorgestellt. Reimar schloss sie ganz fest in seine Arme und gab ihr das Gefühl, sie nie wieder loslassen zu wollen. Doch plötzlich tat er genau das und wandte sich verlegen von ihr ab. Verwirrt richtete sich Arigund auf. Was hatte sie bloß falsch gemacht?
    »Ist irgendwas?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nein, gar nicht«, antwortete Reimar, aber es klang nicht echt und er hielt ihr den Rücken zugewandt. »Mir ist nur, ich,

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