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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Pirat. Verrat war nie geduldet worden – und je weiter oben man stand, desto grotesker war die Bestrafung.
    »Keine Sorge, Clifford«, sagte Carbonell schließlich. »Ich habe Ihnen noch einen Gefallen getan.«
    Er hörte zu.
    »Ich habe mir noch einen zweiten Informanten herangezogen. Einen Mann, der mir unabhängig von Ihnen Dinge zugetragen hat.«
    Noch eine Neuigkeit.
    »Und gerade habe ich diesen Spitzel an Hale verraten.«
    Er hatte sich schon gefragt, wie er die Forderung der Kapitäne würde erfüllen können, den Spion zu finden.
    »Zum Dank müssen Sie nur eine Kleinigkeit für mich tun«, sagte sie.
    Er begriff, dass sie sich jedes Entgegenkommen teuer bezahlen ließ.
    »Töten Sie Stephanie Nelle.«
    30
    Washington, D.C.
    Sonntag, 9. September
    00.10 Uhr.
    Cassiopeia gab Gas und lenkte das Motorrad auf die Interstate 95 südwärts Richtung Virginia. Edwin Davis hatte ihr ein Fahrzeug ihrer Wahl angeboten, und sie hatte sich für eines der Krafträder des Secret Service entschieden. Außerdem hatte sie sich umgezogen und trug jetzt Jeans, Lederstiefel, einen schwarzen Pullover und eine dunkle Jacke.
    Ihr Gespräch mit der First Lady ging ihr noch immer nach.
    Pauline Davis war eine zutiefst innerlich zerrissene Frau.
    »Ich hasse meinen Mann nicht«, hatte die First Lady erklärt.
    »Sie grollen ihm einfach nur und fressen das seit dreißig Jahren in sich hinein.«
    »Politik ist eine mächtige Droge«, sagte die ältere Dame. »Wenn man auf diesem Feld erfolgreich ist, wirkt das wie ein Beruhigungsmittel. Bewunderung. Respekt. Menschen, die einen brauchen. Das kann einen Verletzungen vergessen lassen. Und manchmal glauben diejenigen unter uns, die zu viel von dieser Droge erhalten, schließlich, dass alle uns lieben und die Welt schlechter dran wäre, wenn unsere Führung fehlte. Wir glauben sogar, dass wir einen Anspruch auf all das haben. Und ich rede nicht vom Präsidenten der Vereinigten Staaten. Politische Welten können so groß oder klein sein, wie wir sie für uns schaffen.«
    Cassiopeia beschleunigte. Um diese Uhrzeit war abgesehen von einer Prozession von Lastwagen, die den spärlichen Verkehr ausnutzten, nicht viel los.
    » Als Mary starb, war Danny Stadtrat«, erzählte Pauline. »Im Jahr darauf wurde er Bürgermeister, danach Senator im Parlament des Bundesstaats und schließlich Gouverneur. Die schreckliche Tragödie schien seinen Erfolg zu beflügeln. Er unterdrückte seine Trauer durch Politik. Er ist dem Beruhigungsmittel erlegen. Ich hatte dieses Glück nicht.«
    »Haben Sie beide darüber gesprochen? Sich damit auseinandergesetzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »So ist er nicht. Nach der Beerdigung hat er nie wieder über Mary geredet. Es war, als hätte sie nie existiert.«
    »Aber für Sie sah die Sache anders aus.«
    »O nein, das habe ich nicht gesagt. Leider war auch ich nicht immun gegen die Politik. Mit Dannys Karriere ging auch mein Aufstieg einher.« Die Stimme schien in weite Ferne zu rücken, und Cassiopeia fragte sich, mit wem sie da eigentlich sprach. »Gott vergebe mir, aber ich habe versucht, meine Tochter zu vergessen.« Tränen stiegen der alten Dame in die müden Augen. »Ich habe es versucht. Es ist mir nur nicht gelungen.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Als Edwin mir von Ihrem Kommen berichtete, sagte er auch, Sie seien ein guter Mensch. Ich vertraue ihm, denn er ist ein guter Mensch. Vielleicht ist die Zeit gekommen, mich von dieser Bürde zu befreien. Ich weiß nur, dass ich all diesen Kummer leid bin.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Es entstand ein kurzes, angespanntes Schweigen.
    »Ich habe mich daran gewöhnt, Dannys Anwesenheit für selbstverständlich zu halten«, sagte die First Lady mit unverändert monotoner Stimme. »Er war immer da.«
    Cassiopeia hörte jedoch, was ungesagt blieb. AberSie verübeln ihm noch immer Marys Tod. Jeden Tag.
    »Doch als man mir sagte, dass jemand versucht habe, ihn zu ermorden …«
    Cassiopeia wartete auf das Ende des Satzes.
    »Habe ich gemerkt, dass ich froh war.«
    Sie überholte donnernd einen Wagen und überquerte die Grenze nach Virginia. Fredricksburg, ihr Ziel, lag etwa fünfundzwanzig Mailen entfernt.
    »Mit Danny zusammenzuleben ist nicht einfach«, sagte Pauline. »Er unterteilt alles in abgeschlossene Bereiche und bewegt sich ohne Probleme vom einen zum nächsten. Ich nehme an, das ist es, was ihn zu einem guten Staatsmann macht. Und das alles geschieht bei ihm ohne Emotionen.«
    Das musste nicht

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