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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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viele Möglichkeiten gibt es nicht. Ich nehme an, daß wir dieses Problem in den nächsten Stunden lösen werden. Notfalls müssen wir eine weitere Landefähre opfern. Dazu werden wir allerdings einen der kleineren Typen verwenden.«
    Herb nickt zustimmend. Der Vorschlag ist gut. Matoul scheint seine gewohnte Sicherheit wiedergefunden zu haben.
    Sie diskutieren angeregt und wägen das Für und Wider ab. Und sie geben sich große Mühe, auch die Randgebiete mit in ihre Erörterungen einzubeziehen. Matoul führt die mögliche Lösung bereits bei seiner ersten Betrachtung an.
    »Nehmen wir als gegeben an«, sagt er, »daß die Elektronik beim ersten Kontakt mit den gasförmigen Spindeln ausfällt, dann haben wir die Möglichkeiten bereits weitgehend eingeschränkt. Nur sehr starke elektrische Potentiale, die als statische Felder wirken, können derart unerwünschte Effekte hervorbringen. Es ist durchaus möglich, daß sie zu einem Frequenzgang führen, der die aktiven Elemente der Anlage von innen heraus zerstört.«
    Luisa macht Einwände geltend. »Sehr harte Strahlungen können ähnliche Erscheinungen hervorrufen«, erwidert sie. »Bei sehr hoher Intensität würden sie die Halbleiterschichten zu elektrischen Leitern werden lassen. Außerdem provozieren harte Strahlungen bestimmter Frequenz Supraleitfähigkeit. Auch das hätte einen totalen Ausfall zur Folge.«
    Sie gehen die Aufzeichnungen erneut durch, aber sie stellen fest, daß während der kurzen Zeit, in der die beiden Fahrzeuge funktionsfähig waren, keinerlei harte Strahlungen aufgezeichnet worden sind.
    Wenn sie die erneute Untersuchung auch Zeit gekostet hat, so sind sie doch alle froh, daß ihnen eine weitere theoretische Einkreisung der Probleme gelungen ist. Es dauert keine Stunde, bis sie sich über das anzuwendende Prinzip eines Berührungsschutzes geeinigt haben.
     Am Ende dieses Tages sind sie rechtschaffen müde. Ohne sich abzustimmen, treffen sie sich in der Übungskammer und absolvieren ein volles Programm. Sie spornen sich gegenseitig an und stellen fest, daß es ihnen schwerfällt durchzuhalten. Sie waren nachlässig geworden in den letzten Tagen, aber jetzt haben sie neuen Mut geschöpft.
     
    Am Mittag des folgenden Tages starten sie zwei der »Flöhe«, der kleinen Landefähren.
    Zwar sind sie sich ziemlich sicher, daß auch diese beiden Geräte – zumal sie leichter und zerbrechlicher sind als die Titanen – den Einsatz ebensowenig überdauern werden wie ihre Vorgänger, aber sie rechnen mit der Unterstützung der geheimnisvollen Spindeln. Und sie vertrauen auf den von Luisa entworfenen Berührungsschutz, der die elektronischen Funktionen sichern soll und ebenso einfach wie wirkungsvoll ist. Ein elektrisch leitendes Netz, das die Flöhe auf meterlangen Isolatoren umspannt, hat die Aufgabe, die elektrostatischen Felder abzuleiten. Ein Teil der abfließenden Energie soll dabei zu einem Gebersystem gelangen, das eventuelle Frequenzen der Felder in das Raumschiff überspielt.
    Während der Einstimmung blickt Herb hinüber zu Ruuth, die das zweite Landefahrzeug übernommen hat. Solange es die atmosphärischen Verhältnisse zulassen, steuern sie die beiden Fähren in unmittelbarem Sichtkontakt zueinander, aber der Unheimliche macht das Spiel nur minutenlang mit.

    Sie nähern sich, noch immer in verhältnismäßig großer Höhe fliegend, einem der mächtigen Wirbel, die allenthalben in der Atmosphäre zu erkennen sind. Die Ruhe der stark marmorierten Scheibe ist wohl nur auf die erhebliche Entfernung zurückzuführen. In Wirklichkeit werden tief unter ihnen tonnenschwere Gasmassen in einer brodelnden Atmosphäre umgewälzt. Gewaltige Energien toben sich über dem Dunkelstern aus und verändern die Struktur des Wirbels von Minute zu Minute, lassen Schlieren unterschiedlicher Gase ineinanderfließen und trennen sie wieder.
    Herb späht nach dem Auge des Wirbels, wo im allgemeinen geringere Geschwindigkeiten herrschen als in den Randzonen. Einen Augenblick lang verbirgt eine mit enormer Gewalt emporschießende Gassäule das Zentrum. Wie ein mehrere Kilometer hoher Turm steht sie in der Atmosphäre.
    Ruuth nutzt den Augenblick mit der Sicherheit des Routiniers. Herb sieht, wie sie die Haupttriebwerke zündet, wie ihr Fahrzeug das seine überholt und mitten hineinschießt in die zusammenbrechende Fontäne zäher Gase. Als er gleichfalls Vollschub gibt, ist es bereits zu spät. Nur einen Moment lang steht die Mitte des Wirbels klar und dunkel unter

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