Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
ihm, dann dringt es dort, wo eben noch Ruuths Landefähre verschwand, erneut empor. Wie eine Protuberanz schießen die Gasmassen heran und wirbeln das winzige Fahrzeug hinauf in die höchsten Schichten der Atmosphäre des Unheimlichen. Das letzte, was Herb vernimmt, sind rasend trommelnde Schläge auf der Außenbeplankung, dann bricht die Stabilisierung völlig zusammen. Der Kontakt zerreißt mit einem schmetternden Schlag, mit einem häßlichen Knistern unter der Schädeldecke, als sauge eine Pumpe an seinem Gehirn. Dann tut sich unter ihm ein bodenloser, schwarzer Abgrund auf.
    Als Herb zu sich kommt, fühlt er warme Feuchtigkeit auf dem Gesicht. Der erste Schreck vergeht, nachdem er die Wangen betastet und seine Fingerspitzen betrachtet hat. Es ist kein Blut. Dann bemerkt er, daß sich Ruuth mit besorgtem Gesicht über ihn beugt. »Bist du wenigstens heil unten angekommen?« flüstert er. Er glaubt seine eigene Stimme nicht zu erkennen, sie klingt gequält und atemlos. Außerdem brummt ihm der Schädel, daß jedes andere Geräusch übertönt wird.
    Ruuth nickt, ein kleines Lächeln ist auf dem blassen Gesicht. Mit einem feuchten Schwamm wischt sie ihm über Augen und Mund. Die warme Feuchtigkeit tut gut, wenn man weiß, daß es kein Blut ist. »Wer steuert jetzt?« fragt er und versucht sich aufzurichten. »Luisa hat den Floh übernommen.« Ruuths Hände drücken ihn mit leichter Gewalt zurück gegen die Lehne des Sessels, und er leistet ihnen keinen Widerstand.
    »Dein Fahrzeug ist total in Trümmer gegangen, als dich die Fontäne erwischte«, erklärt sie, und in ihrer Stimme ist keinerlei Trauer darüber. »Der plötzliche Kontaktriß hat dir übel mitgespielt. Du hast mehrere Stunden gebraucht, um wieder zu dir zu kommen.«
    Mehrere Stunden war er also bewußtlos. Ruuths Fahrzeug befindet sich seit Stunden unten auf dem Unheimlichen. Und sie bleibt dabei so ruhig, als handele es sich um etwas ganz Alltägliches.
    Mit einem Ruck richtet er sich auf. Das Brummen im Schädel wird zu einem heftigen Rauschen. Drüben am Pult sitzen Luisa und Matoul. Luisa hat sich über das Steuerpult gebeugt und die Hände in die Armlehnen des Sessels gekrallt. In ihrem Gesicht arbeitet es.
    Matoul hat wohl seine Bewegung aus den Augenwinkeln gesehen. Er blickt herüber und hebt die rechte Faust mit abgespreiztem Daumen. Alles klar, Herb! soll das heißen, aber das allein besagt noch nicht viel. Herb greift zu einem der Passivhelme, um sich in das Geschehen dort unten einschalten zu können, aber Ruuth legt die Hand auf den Adapter.
    »Jetzt noch nicht!« wehrt sie ab. »Wenigstens noch einige Minuten mußt du warten.« Und wieder tupft sie ihm mit dem Schwamm über das Gesicht, auf dem sich noch immer kalter Schweiß bildet. »Luisa wird uns sagen, wenn sie kommen, um Kontakt aufzunehmen.«
    Sie spricht, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, wenn die tanzenden Spindeln versuchen, sich mit den Menschen zu unterhalten. Zugleich wird Herb aber auch klar, daß bis jetzt noch nichts entschieden ist. »Was ist bisher geschehen dort unten, Ruuth?«
    »Nichts Aufregendes. Die Landung war nicht besser und nicht schlechter als die ersten beiden. Ich habe den Floh in unmittelbarer Nähe des Titanen plazieren können. Zwar sind die Landestützen zu Bruch gegangen, aber die Elektronik funktioniert nach wie vor.«
    Herb schließt die Augen. Sie muß seine Besorgnis nicht sehen. Sie hat den Floh in der Nähe des Titanen gelandet, an einer Stelle also, an der es von den geheimnisvollen Spindeln nur so wimmelte. Was mag mit diesen gasförmigen Wesen geschehen sein, als die Treibgasflammen über die Ebene rasten?
    Ruuth scheint seine Gedanken zu erraten. Sie versucht ihn zu beruhigen. »Die Spindeln haben sich bei Annäherung der Fähre sehr schnell zurückgezogen, und dabei habe ich eine eigenartige Beobachtung gemacht. Die Scheibe, die sie gestern zwischen sich trugen, befand sich genau unter dem Titanen, so, als hätten sie ihn mit dieser Scheibe transportiert. Dann jedoch wurde sie schnell unter dem Fahrzeug hervorgezogen und von zahlreichen Spindeln in die Mitte genommen. Und plötzlich verschwand sie, übergangslos, von einem Augenblick auf den anderen. Wie aus dem Nichts waren auch in der Mitte des Kreises Spindeln aufgetaucht. Schließlich entfernte sich die ganze Gruppe ziemlich schnell in Richtung auf die Ebene, offensichtlich um dort draußen Posten zu beziehen und unsere Fahrzeuge weiter zu beobachten.«
    »Du meinst,

Weitere Kostenlose Bücher