Die Wasser des Mars
Labor wieder verläßt.«
Er schüttelte sich vor Lachen. »Leicht hat er es nicht mit mir, das kannst du mir getrost glauben. Der gute Snider macht meine Tür am liebsten von draußen zu. Aber letzten Endes muß er denen da oben Erfolge vorzeigen.« Er deutet mit dem Daumen zur Gewölbedecke, als säße die Leitung der Frisco Electric direkt über seinem Experimentierkeller.
Doch noch war Howard nicht zufrieden. Schließlich hatte auch er die Industrie zu vertreten. In dieser Beziehung unterschied er sich nicht von diesem Snider, über den Jeffer eben noch gelacht hatte, auch er mußte vorsichtig agieren. Offensichtlich faßte die Frisco Electric ihren fähigsten Mann mit Samthandschuhen an. Und wenn sie sogar einen wissenschaftlichen Mitarbeiter auf ihn ansetzte, um ihm, wie Jeffer sagte, Ergebnisse aus der Nase zu ziehen, dann hatten die Forschungen sicher bereits einigen Nutzen ergeben. Anders waren die geradezu ungewöhnlich zarten Methoden der Leitung nicht zu erklären.
Howard durfte Jeffer auf keinen Fall verärgern, aber er wußte auch, daß der ehemalige Schulfreund durchaus keine Mimose war. So kam er auf seine Frage zurück. »Nochmals, Jeffer. Was tun diese Biester, wenn sie nicht toben? Ich sage dir ehrlich, daß ich sehr gespannt auf deine Antwort bin.«
Jeffer schüttelte grinsend den Kopf. »Du mußt bedenken, Howard, daß du hier nur das Ergebnis einer Etappe ihrer Entwicklung siehst. Ihre Evolution hat vielleicht ein Ziel, ich weiß es nicht, ein Ende hat sie nicht. In dieser Beziehung unterscheidet sie sich nicht von der Entwicklung des Lebens. Du irrst, wenn du glaubst, daß sie ausschließlich toben. Diese Verhaltensweise zeigen sie erst von einem bestimmten Evolutionsgrad an. Bis zu diesem Zeitpunkt sind sie damit beschäftigt, sich zu optimieren, und dabei geht es durchaus friedlich zu.«
»Und wie verhalten sie sich während der Optimierungsperiode?« Howard hatte nicht die Absicht, sich mit Andeutungen zufriedenzugeben.
Jeffer grinste noch immer. »Du bist hartnäckig, mein Lieber«, erklärte er. »Ich will versuchen, es zu schildern. Ihre Eigenheit, nicht ihr Programm ist es, ständig neue Möglichkeiten der Anpassung an ihre Umwelt zu erreichen. Bereits als relativ einfache Form beginnen sie, sich selbst zu vervollkommnen, sich mit Fortbewegungsorganen und Organen der Energiespeicherung auszurüsten. Dabei wechseln sich Phasen der Erkundung ihrer Umgebung mit Phasen der äußeren Veränderungen, die sie selbst an sich vornehmen, ab. In dieser Beziehung sind sie der Natur überlegen. Sie ist gezwungen, für jede Veränderung eine neue Serie oder, sagen wir besser, eine neue Generation aufzulegen. – Von einem bestimmten Zeitpunkt an werden ihre Aktivitäten unberechenbar, und dann wird das Experimentieren immer schwerer, weil es aus Sicherheitsgründen erforderlich ist, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken.«
Mit einer weitausholenden Geste deutete Jeffer auf die Käfige um sie her.
»Meist dauert es nach dieser radikalen Beschneidung ihrer Freiheit nicht lange, bis sich dieser enorme Freiheitsdrang bei ihnen zeigt. Du glaubst nicht, was sie alles unternehmen, um sich für ihre aufwendigen motorischen Ambitionen notwendige Energie zu beschaffen. Das ist in der Tat sagenhaft.
Bei den wenigsten von ihnen reicht es aus, nach einer Aktivitätsperiode den Strom abzuschalten und ihre körpereigenen Batterien, die sie sich ausschließlich selbst geschaffen haben, zu entladen. Bei den meisten verfängt diese Methode überhaupt nicht. Ein Musterbeispiel dafür werde ich dir jetzt zeigen.«
Er wandte sich der hinteren Stirnwand zu, dorthin, wo der Raum an der Wand aus zentimeterdickem Drahtglas endete, und winkte Montena, ihm zu folgen. Howard tat es mit gemischten Gefühlen, aber dann sagte er sich, daß es wohl kaum noch schlimmer kommen konnte. Das, was er eben gesehen und gehört hatte, war, so glaubte er, keiner Steigerung mehr fähig.
Hinter der Glaswand hockte ein stumpfgrauer Kybernet. Als Jeffer das Licht einschaltete, sah Howard, daß das Ding die vier Extremitäten dicht unter den Körper gezogen hatte und sich völlig regungslos verhielt.
Selbst die Objektive, die wie hervorstehende Augen aus dem länglichen Kopf glotzten, wirkten tot. Howard beobachtete sich selbst. Er fühlte keinerlei Aversion gegen dieses Wesen. Vielleicht lag es an dem, was er bereits gesehen hatte, vielleicht daran, daß es völlig bewegungslos verharrte. Es schien ungefährlich zu sein.
Jeffer
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