Die Wasser des Mars
sagt sie.
Howard erschrickt. Diese Bemerkung hätte sie sich sparen können.
Aber Jeffer läßt sich nicht aus dem Konzept bringen. Es klingt wie eine Rechtfertigung, als er sagt: »Ich bin ziemlich am Ende, Howard…« Dann blickt er Carlita an. »Ich würde es mir nicht verzeihen, wenn ich Ihnen unbeabsichtigt einen Strich durch Ihre Wochenendpläne gemacht hätte. Ich konnte ja nicht wissen…«
Howard winkt ab. Der konventionelle Ton gefällt ihm nicht. Er paßt weder zu Jeff noch zur Situation. »Unsinn, Junge, Du bist immer willkommen. Es gibt noch mehr Wochenenden als dieses. Allerdings muß ich dir gestehen, daß wir dir zur Zeit mit allem möglichen helfen können, nur nicht mit einem guten Frühstück.«
Jeffer streicht sich mit der Hand über den Leib und verzieht das Gesicht, als habe er Schmerzen. Dann zieht er fröstelnd die Schultern zusammen und starrt auf den Fußboden. Es dauert lange, ehe er den Kopf hebt und Howard mustert. »Nochmals vielen Dank, Howard!« wiederholt er, aber seine Stimme straft die Worte Lügen.
Montena weiß, daß Jeffer nie jemanden gern um etwas gebeten, sich nie gern bedankt hat. So schüttelt er ablehnend den Kopf. »Jeff, du weißt, daß ich dir selbstverständlich helfe. Ich könnte dich sogar bei mir aufnehmen… Zumindest so lange, bis du wieder einigermaßen Fuß gefaßt hast«, schränkt er sofort ein. Für immer möchte er Jeffer auf keinen Fall in seiner Nähe haben.
Der aber hebt abwehrend die Hände. »Ich kann ohnehin nicht bleiben. Sobald ich mich einigermaßen erholt habe, werde ich weiterziehen, immer weiter…«
Was Jeffer sagt, klingt hoffnungslos, und wie er es sagt, klingt es theatralisch. Howard erinnert sich nicht daran, daß Jeffer jemals zur Dramatisierung neigte. Irgend etwas Ungewöhnliches muß mit ihm geschehen sein.
»Fühlst du dich gut genug, um uns von dir zu erzählen?« fragt er, und Jeffer nickt.
Aber noch schweigt er, senkt den Kopf und starrt auf den Fußboden, als müsse er sich angestrengt konzentrieren.
Carlita beobachtet Jeffer genau. Sie hat wieder schmale Augen und ihren skeptischen Gesichtsausdruck. Viel scheint sie nicht von Jeffer Jefferson zu halten, aber Howard sagt sich, daß man Jeff wohl länger kennen muß, um zu wissen, was sich hinter seinem unscheinbaren Äußeren verbirgt.
Wenn man es genau betrachtet, sind sie eigentlich Kollegen, dieser abgerissene Mann mit den kurzsichtigen Augen und die junge Frau in dem schmalen Hosenanzug, der sie noch schlanker erscheinen läßt. Beide sind Kybernetiker, aber wie verschieden sind sie doch. Jeffer mit seinem vorwärtsdrängenden Forschergeist, mit seinen manchmal wie im Fieber flackernden Augen, mit seinen skurrilen Einfällen, und Carlita mit ihrem skeptischen Intellekt, die eigenen Versuchsergebnisse zergliedernd und immer wieder absichernd. Nie wird sie sich zu derartigen Höhenflügen hinreißen lassen, wie es Jeffer getan hat, sie ist ein Mensch, für den die Tatsachen gelten.
Howard wagt nicht zu entscheiden, welche der beiden Methoden die effektivste ist, die sicherste ist wohl die, die Carlita anwendet.
Endlich hebt Jeffer den Kopf. »Du hast ein Recht darauf, zu erfahren, wie ich in diese Situation gekommen bin, Howard. Denn erstens begann es mit deinem Besuch bei mir…« Er unterbricht sich, als er Montenas hochgezogene Brauen sieht. »Nein, nein! Ich will damit nicht sagen, daß dich eine Schuld trifft. Irgendwann mußte es auch ohne deinen Besuch soweit kommen…, und zweitens hast du dich bereit erklärt, mir zu helfen.«
Wieder will Howard abwehren, aber er schweigt, und in den nächsten Minuten bekommen er und Carlita die haarsträubende Geschichte einer Entwicklung zu hören, die ohne Konzeption begonnen wurde, die sich selbst eine spezifische Konzeption schuf und mit einer Katastrophe endete.
Vor drei Jahren hatte sich Jeffer entschlossen, eine neue Etappe seiner Arbeit einzuleiten. Immer wieder hatte er den Gedanken zergliedert, die Stagnation der Evolution seiner Kyberneten könne eine Folge der Isolierung sein. Er hatte ihn ad absurdum führen wollen, aber es war ihm nicht gelungen. Obwohl er die Gefahr kannte, die bei der Freisetzung seiner Geschöpfe entstehen konnte, ja entstehen mußte, entschloß er sich dazu.
Als ihn die Leitung der Frisco zu sich bat, um ihm freundliche, aber unüberhörbare Vorwürfe zu machen, legte er den neuen Plan vor. Nur in einem Punkt wurde sein Vorschlag geändert: Unter Protest mußte er sich bereit
Weitere Kostenlose Bücher