Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
Jeffers Vertrauen zu schleichen, und der braunhäutige Correga, ein Puertoricaner, der mit Fleiß und Ausdauer, mit Kopf und Ellenbogen in die Reihen der privilegierten Amerikaner aufgestiegen war, sie waren ihm beide nicht sehr angenehm. Er mochte weder den schmierigen Snider noch den vor Kraft strotzenden Correga, wenn er auch hoffte, sich an ihn noch gewöhnen zu können.
    Er beobachtete Snider durch das große Fenster ihres Aufenthaltsraumes. Trotz der morgendlichen Kühle hatte der Ingenieur den Oberkörper frei gemacht. In den Strahlen der noch tiefstehenden Sonne sah man seinen schmalen Brustkorb und abfallende Schultern, die den Rücken gebeugt wirken ließen. Jeffer stellte sarkastisch fest, daß er selbst wohl kaum eine bessere Figur abgeben würde.
    Es stand auf, ging in die kleine Pantry und begann sich Eier mit Schinken zu braten. Er gedachte nicht, viel Aufhebens um das Essen zu machen, und er war sicher, daß es seinen beiden Mitarbeitern in dieser Beziehung nicht viel anders gehen würde.
    Die Pfanne war noch heiß, es war klar, daß auch Snider sich mit der Zubereitung des Frühstücks beeilt hatte, obwohl sie nichts in so überreichem Maße hatten wie Zeit.
    Jeffer machte sich nicht die Mühe, einen Teller aus dem Bord zu kramen, sondern aß das gelbe, klumpige Zeug aus der Pfanne. Er verbrannte sich die Zunge und stellte den Tiegel ans offene Fenster. Draußen quälte sich Snider mit dem zweiten oder dritten Brett herum. Wenn er so weitermachte, würde er den Käfig wahrscheinlich erst gegen Mittag freigelegt haben.
    Aus der Schlafkabine kam Louis Correga, bekleidet mit einer zerknitterten Schlafanzughose und bunten Pantoffeln an den Füßen. Er stellte sich ans Fenster, reckte die Arme zur Decke und gähnte herzhaft. Correga war das ganze Gegenteil von Snider. Groß und breit, mit einer Haut, die sonnengebräunt aussah, auch wenn sie monatelang von keinem Sonnenstrahl getroffen worden war, machte er den Eindruck eines Menschen, dem keine Arbeit zu schwer ist, ja, der erst dann auflebt, wenn er körperlich gefordert wird.
    Jeffer wußte, daß sich keiner von ihnen so sehr über den Trip in die Llanos freute wie Correga. Er wußte aber auch, daß Correga diese Freude nie zeigen würde, zumindest seinen beiden Begleitern, diesen Gringos, nicht.
    Seltsamerweise fühlte er sich dem Puertoricaner gegenüber benachteiligt, und er wußte nicht zu sagen, ob der Grund hierfür in Corregas offensichtlicher Lebenstüchtigkeit lag oder ob er ihn einfach beneidete, weil Correga körperlich stärker war. Vielleicht fühlte er aber auch, daß Correga sich nicht scheuen würde, ihn bedenkenlos an die Wand zu spielen, wenn es ihm nützte und falls sich ihm eine Gelegenheit dazu böte.
    »Sehen Sie sich das an«, brummte der Puertoricaner und deutete mit dem Kinn nach draußen, wo Snider das vierte oder fünfte Brett in Angriff nahm. »Ein Prachtkerl, dieser Snider, nicht? Betrachten Sie nur seine Figur. Ist er nicht ein Bild von einem Mann?« Er zog die Mundwinkel spöttisch nach unten.
    Jeffer lächelte. Eigentlich fand er die provokatorische Art des dunkelhäutigen Ingenieurs herzerfrischend, aber hier draußen, wo einer auf den anderen angewiesen war, erschien sie ihm deplaciert. Trotzdem schwieg er. Corregas Spott fühlte er sich nicht gewachsen.
    Erst, als der sein Gesicht tief über den Tiegel beugte und auf die ewigen Ham and eggs zu fluchen begann, die die freßfaulen Amerikaner täglich in sich hineinstopften, wurde Jeffer ernsthaft böse. »Mach dir dein Frühstück gefälligst selbst!« schimpfte er. »Vielleicht findest du im Kühlschrank noch eine tiefgefrorene Pizza.«
    Correga brummte Unverständliches. Das einzige, was Jeffer von seinem Gemurmel verstand, war: »…ohnehin keinen Hunger…«
    Wenig später gingen sie ebenfalls nach draußen. Der Käfig war von den schützenden Brettern befreit. Snider schwitzte trotz der Kühle, die der Boden ausstrahlte. Auf seiner Haut glitzerten rötliche Tropfen: Schweiß und Staub.
    Sie entfernten die Plastfolie, die den Käfig hermetisch verschlossen hatte, und beobachteten Tarzan. Er hockte fast bewegungslos hinter dem Gitter. Seine Bewegungen waren langsam und lau, sie wirkten wie Zeitlupenaufnahmen oder wie stark gebremst. Und doch verhielt er sich bereits nach wenigen Minuten anders als im Labor unter dem Einfluß der Stickstoffatmosphäre. Wieder und wieder wendete er den rundlichen Sinneskomplex – Jeffer vermied auch in Gedanken tunlichst den Begriff

Weitere Kostenlose Bücher