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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Empfinden eine Negation des Seins überhaupt. Irgendwo hatte Jeffers Philosophie ein Loch, aber er war nicht in der Lage, es zu finden, und Jeffer war offensichtlich auch nicht fähig dazu.
    Um sich von den unerfreulichen Gedanken abzulenken, deutete er auf Jeffers Handrücken mit der roten Narbe. »Ist das… Hat dich dort einer deiner Kyberneten…?«
    Jeffer nickte. »Das war Tarzan. Ich hatte dir schon angedeutet, daß es ihm gelungen war, trotz Energieentzugs auszubrechen. Er durchschnitt das Gitter mit einem Lichtbogen, gerade als ich eintrat. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und konnte mir nicht erklären, woher er die erheblichen Energiemengen genommen hatte. Er floh die Treppe, die ich herabgekommen war, hinauf. Dabei war ich ihm im Wege. Ich glaubte damals nicht, daß er mich verletzen wollte. Ich nahm an, er wolle mich lediglich aus dem Weg räumen, wie er das mit jedem anderen Hindernis auch getan hätte, woher auch sollte er wissen, daß seine Parallelentwicklung auf dem belebten Sektor der Natur, der Mensch, eine so überflüssige Sache wie das Schmerzempfinden besitzt?«
    Er versank wieder in Nachdenken, aber Howard hatte keine Lust mehr, sich weiterhin mit Andeutungen zu begnügen. »Damals glaubtest du nicht, daß er dich verletzen wollte. Heißt das, daß du heute an seiner Menschenfreundlichkeit zweifelst?«
    »Blödsinn! Etwas wie Menschenfreundlichkeit kann er nicht besitzen. Ich glaubte, daß er an meiner Verletzung nicht schuldiger sei als beispielsweise eine Lawine am Tode eines Bergsteigers, den sie unter sich begräbt. Niemand würde von einer bösen oder gar mordgierigen Lawine sprechen.«
    »Und nun hast du deine Meinung geändert?«
    »Ich weiß es noch nicht. Manchmal braucht man die Anregung eines völlig Unbeteiligten, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.«
    »Ich verstehe nicht ganz…«
    Jeffer blickte fast ein wenig mitleidig. »Ich sagte schon, daß gerade Tarzan seine Energie mit Vorliebe aus der Oxidation von organischen Stoffen bezieht.«
    »Du meinst also, er wollte dich…«
    Jeffer hob abwehrend die Hände. »Bitte keine Vermenschlichung, Howard! Du darfst ihn nicht mit unseren Maßstäben messen. Wenn es sich wirklich um eine Art Angriff gehandelt hat, dann nur, weil der Mensch Jeffer Jefferson für ihn ein ausgezeichnetes Reservoir leicht oxidierbarer Stoffe war.«
    Selbst wenn es um seine eigene Person ging, war Jeffer also in der Lage, jede Emotion beiseite zu lassen und die Dinge nüchtern zu betrachten. Vielleicht war es gerade diese Nüchternheit, die einen so erfolgreichen Wissenschaftler aus ihm machte. »Und wie habt ihr ihn wieder eingefangen?«
    »Ich hatte Glück«, sagte Jeffer. »Es war nichts anderes zur Hand als ein Schaumlöscher. Ich versuchte, ihn mit dem Löschstrahl zurückzutreiben, und deckte ihn dabei völlig mit Schaum ab. Es war erstaunlich, wie schnell seine Aktivität erlahmte. Bei genauer Untersuchung stellte ich dann fest, daß er nur bei Zustrom von Sauerstoff in der Lage war, etwas zu unternehmen.«
    Howard schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich Glück gehabt«, sagte er. »Ebenso hätte er dich töten können. Gefühl haben diese Biester ja wohl nicht.« Jeffer Jefferson nickte versonnen. Anscheinend hatte er überhaupt nicht zugehört. In der nächsten Viertelstunde kam kein richtiges Gespräch mehr auf, und schließlich trennten sie sich.
     
    Nun also ist Jeffer wieder in sein Leben getreten oder, besser gesagt, gestolpert. Howard überlegt, daß er daran vielleicht nicht ganz unschuldig ist. Es kann durchaus sein, daß Jeffer ihn aufsuchen wollte, um mit ihm zu reden. Und wo anders hätte er ihn suchen sollen, als in dem kleinen Landhaus, dessen Lage ihm von ihrer gemeinsamen Schulzeit her noch bekannt sein mußte?
    Aber Howard fühlt sich durchaus nicht schuldig. Oder sollte der Besuch, den er seinerzeit Clayton, dem wissenschaftlichen Leiter der Frisco, gemacht hat, einen Anteil an Jeffers derzeitigem Zustand haben? Howard überlegt und kommt zu dem Schluß, daß er sich nichts vorzuwerfen hat. Es war zweifellos richtig damals, bei dem dicken Clayton vorzusprechen.
    Man kannte sich bereits geschäftlich, wenn auch nur flüchtig von Messen und den sporadisch auftretenden Besprechungen zwischen dem Lieferer Frisco Electric und dem Kunden Montena Textil.
    Clayton hatte Zigarren und Bourbon-Whisky angeboten. Das gehörte sich einfach, obwohl Howard Zigarren nicht leiden konnte und den scharfen Bourbon-Whisky abscheulich fand.

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