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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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dort lieber noch als in Brindley-Hall, und im Grunde froh, die zärtlich umsorgende Mrs. Cheef und auch die Kate Thürriegl los zu sein, mitsamt dem Guerilla-Krieg der Eifersucht zwischen den beiden. Der Tutor (eigentlich ,housemaster‘, aber so sagen wir nicht gern, man weiß warum), dem Donald’s Schülergruppe unterstand, war ein guter Mann mit einem großen blond-beflaumten, irgendwie sandigen Gesicht, den alle Burschen gern mochten. Er war zugleich Fachlehrer für jene Disziplin, die man ,Darstellende Geometrie‘ zu nennen pflegt. Diese und andere Schulen solcher Art, in der Hauptsache realwissenschaftlich, bildeten eine Vorbereitung und Voraussetzung für den Besuch jedes Polytechnikums. Fleißig ward gerechnet – auch in den höheren Arten – und gezeichnet. Donald hatte eine saubere Hand. Als er viel später in Wien seine Aufnahmsprüfung zum Besuch der Technischen Hochschule machen mußte – und dies eben vornehmlich in der Darstellenden Geometrie – freute sich das ganze Prüfungs-Collegium über sein sicheres allseitiges Entsprechen und sein geschicktes und gefälliges Zeichnen.
    Nichts drückte und verbog diese Jugend von außen gegen sie herdringend. Zu Wien sah Donald auch die Kate Thürriegl stets mit Freude wieder – getrennt von Mrs. Cheef. Hier – und nicht nur hier, sondern sogar in England! – bildete allezeit des Praters dampfende Au den eigentlichen Hintergrund seines Seins, ein Sumpf – und Busch – und Forstgebiet am Rande des täglichen Lebens, eine Art Reservation, in die man doch nur sehr teilweise eindrang. Sie begann gleich rund um die Villa.
    Eigentlich schon hinter dem Tennisplatz, welchen Bob Clayton hatte anlegen lassen. Er war von hohen Netzen umgeben. Denn schwerlich hätte man einen verflogenen Ball im dichten Wuchs der Gebüsche wiedergefunden. Der nachbarliche Grund war noch unverbaut. Vom Tennisplatze gegen das Haus und seine rückwärtige Terrasse zu, auf welcher die bunten Strecksessel standen, zog sich eine einzige und unzerteilte Fläche kurz gehaltenen Rasens.
    Aber tiefer drinnen in der Au und abseits, wie ist’s?! Die Pfade im Buschwald sind oft eng und verschlungen, aber das dichte Unterholz endet dort, wo alte Bäume weit auseinander treten. Hier ist freier Rasen. Gegen den Rand des Wassers, das hier unvermittelt ufert, fällt der Rasenfleck böschig ab. Der Wasserspiegel des einstmaligen Strom-Armes drängt die hohen alten Bäume auseinander und öffnet einen langen Tiefblick über seine Fläche, die vom leichten Winde gefältelt wird wie ein Fächer. Gegenüber langen Äste über das Wasser. Man kann sie vom Ruderboot aus erreichen; es gibt hier bunte Kähne zu mieten. Unweit von diesem offenen und tieferen Wasser lag an der pfeilgeraden Hauptallee, die zwischen ihren mit braunroter Gerberlohe bestreuten Reitbahnen in’s Weite schoss, noch ein flacher, ausgedehnter Tümpel zwischen den mächtigen Bäumen. Sein Rand war halb sandig und halb versumpft.
    Die Aulandschaft, zutiefst dem Strome verbunden und ihm nachwandernd, so weit immer sein Bett von hier sich verlegt haben mochte, blieb eine Art nachbarliches Jenseits im Diesseits für Donald, das geheim an ihn grenzte (selbst in England!). Er ist nie auf den Gedanken gekommen – auch später nicht, als er hier schon zu Pferd sich bewegte – einmal das ganze Gebiet, die Grenzen und das Ende dieser Au auszuschreiten, sich eine geordnete Vorstellung zu verschaffen von ihrer Lage in bezug auf die Stadt und von ihrer Ausdehnung. Das wuchernde Grün, die vom Winde gefältelten Wasserflächen, die weithin gestreckten offenen Wiesen bildeten ihm Teile eines in sich selbst zurücklaufenden und wie unendlichen Raums.
    Es gab auch erschlossenere und gepflegte Teile, in welchen doch das gleiche in die Ferne verwischte Licht der Stromlandschaft lag wie hier überall. Gleich am Ende der Prinzenallee (wo linker Hand damals noch der alte Tiergarten bestand) öffnete sich alles mit breiten gekiesten Wegen, und am Rande dieses flachen Praesentiertellers mit kurzgehaltenem Rasen stand das Fachwerk-Gebäude ausgedehnter Reitstallungen.
    Hier, wenn er mit seiner Mutter ritt, stiegen sie zu Pferde. Sobald Harriet in ihrem Damensattel saß und den Bügel hatte, strebte sie sofort, und ohne sich nach Donald umzusehen, gegen die Allee, das Pferd zu langem Schritte antreibend. Auf der roten Gerberlohe der Reitbahn angelangt aber ging sie alsbald in Galopp über, und verstärkte diesen bis an die Grenze der Carriere. Es war eine

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