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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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kann mir kaum vorstellen, dass jedes Paar vorher eine exakte Kalkulation
     vornehmen wird. Bei dem Blick auf die Preise wird mir allerdings sehr schnell klar, dass ich für den Gegenwert der Feier
     sicherlich auch ein gutes, gebrauchtes Auto kaufen könnte. Mit über 100   Euro pro Person allein für das Essen plus Getränke, Miete und Personal kommt man sehr schnell auf fünfstellige Beträge.
    Während ich darüber nachdenke, klingelt das Telefon. Lena ist dran – sie hat soeben meine Mail bekommen und leidet nun an
     Schnappatmung. «Ist das schön!», flötet sie ins Telefon. Wir klicken |51| uns gemeinsam eine Weile durch die Seiten und diskutieren Vor- und Nachteile der einzelnen Angebote. Blick auf den Hafen ist
     toll und echt Hamburg – aber können wir uns Oma Erna in der weißbraunen Lounge-Atmosphäre vorstellen? Die umgebaute Fabrik
     entspricht den Vorstellungen von Lena schon eher, aber passen die 120 zu erwartenden Gäste alle rein, wenn der Veranstalter
     den Raum für 50 bis 60   Personen ausschreibt? Eignet sich die hohe, ungedämmte Halle wirklich? Denn, da sind wir uns einig, die Raumakustik ist
     für die Atmosphäre der Feier sehr entscheidend: Man soll sich unterhalten können, aber es sollte auch möglich sein, laut
     Musik zu hören, sodass die Gäste Lust aufs Tanzen bekommen. Schließlich formulieren wir fünf Mailanfragen mit der Bitte um
     Besichtigung und ein Angebot. Nun können wir erst mal nicht viel mehr machen als zu warten. Was ich ja so gut kann.

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    Donnerstag, 24.   Oktober
    Stimmung: durchgedreht
    Sound: «Dance with Somebody» von Mando Diao
    Thema des Tages: Jetzt aber
     
     
    Nachdem Lena neulich nicht die Gelegenheit hatte, den Mädels von der Hochzeit zu erzählen, soll es heute Abend so weit sein.
     Wir haben es in der Tat geschafft, uns zu fünft zu verabreden, ohne dass eine abgesagt hat. Das grenzt schon an ein Wunder,
     und auf der Fahrt zu Henrike, bei der wir zum Essen verabredet sind, erzählt Lena, dass sie die Katze heute aus dem Sack
     lassen wird, |52| auch wenn es ihr unangenehm ist, damit einen großen Teil des Abends zu dominieren. Ich versuche, sie zu beruhigen – irgendwann
     muss sie es schließlich sagen, und es ist immer besser, alle auf einem Haufen zu haben, als die Damen einzeln zu informieren.
    In Gedanken bin ich allerdings noch beim heutigen Nachmittag. Maja und ich haben uns getroffen – wir arbeiten in der gleichen
     Firma für unterschiedliche Projekte und legen hin und wieder eine gemeinsame Kaffeepause ein. In den letzten Tagen war Maja
     etwas seltsam – fast so, als ob sie etwas ahnen würde. Dauernd löcherte sie mich mit Fragen nach Lena und Karl. Ob ich wissen
     würde, was die beiden planten, wann sie im kommenden Jahr in Urlaub fahren würden und ob mit einer Hochzeit zu rechnen sei.
     Ich tat wie die Unschuld vom Lande und dachte mir mehr oder weniger plausible Antworten auf ihre Fragen aus. Heute erkundigte
     sie sich wieder nach den beiden, schwenkte dann aber um und fragte mich aus, wie es Eva und ihren Kindern ginge, ob sie
     sich von der zweiten Schwangerschaft schon erholt habe und wie es ihr gegangen sei während der neun Monate. Froh, endlich
     vom Lena-Thema weg zu sein, erzählte ich allerlei Schwangerschafts-Gedöns. Zurück an meinem Platz, wunderte ich mich über
     Majas komische Themenwahl. Sie ist eigentlich ein Mensch, der ganz in der Gegenwart lebt, sehr klar und offen ist – diese
     ganze Fragerei passt irgendwie nicht so recht zu ihr. Gerade will ich ansetzen, Lena meine Eindrücke zu schildern, als wir
     bereits vor Henrikes Haus halten.
    Oben angekommen, begrüßen uns bereits die anderen drei. Maja, etwas blass um die Nase, meint, dass sie sich die gerade
     florierende Erkältung zugezogen habe. Henrike, wie immer perfekt gestylt, kommt direkt aus dem Büro und zaubert am Herd
     bereits leckere Pasta. Anna erzählt von ihrer Tochter, die seit heute krabbeln kann und mit ihrem Windel-Po unter dem Regal
     stecken geblieben ist. Ich setze mich mit einem Glas Wein auf Henrikes weißes Ledersofa und höre den anderen zu. Ich mag diese
     Abende. |53| Es fühlt sich ein bisschen an, wie zu Hause zu sein. Da ich mit drei Geschwistern, Eltern und Großeltern in einem Haus aufgewachsen
     bin, herrschte gerade abends, wenn alle nach Hause kamen, immer großer Trubel. So sehr ich das Leben zu zweit auch schätze,
     hin und wieder fehlt mir dieser ganz große Bahnhof, das gemeinsame abendliche Essen,

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