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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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lieber in ihrem Unterstand geblieben wäre, auch waren ihr die wabernden Nebelschwaden nicht geheuer, und sie scheute immer wieder, wenn ihre Reiterin sie vorantrieb. Als es jedoch so sehr regnete, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte, wurde es auch Rodena zu viel, und sie überließ es der klugen Stute, den Weg zurück zur Burg zu finden. Missgelaunt und triefend vor Nässe ritt sie über die hölzerne Brücke – sie hatte nicht einmal den Schweif von Ewans Pferd gesehen, geschweige denn ihn selbst.
    Am späten Nachmittag ließ der Regen nach, auch die Nebel hoben sich, sodass man die Reitergruppe erkennen konnte, die sich von jenseits der Hügel der Burg näherte. Rodena stellte bekümmert fest, dass es Roger de Brionne war, der mit seinen Rittern zurückkehrte. Also würde Ewan jetzt wieder vom Morgen bis zum Abend trainieren, und damit hatte er natürlich eine glänzende Ausrede, sich von ihr fernzuhalten.
    So gern sie Roger de Brionne mochte – er hätte ruhig noch ein paar Tage länger bei Keith MacDonald verweilen können.
    Am Abend wurde zu Ehren der Zurückgekehrten festlich getafelt, und sie hatte auf ihrem Platz in Alisters Nähe zu sitzen, neben ihr die Ehefrauen einiger Ritter, die von ihren Kindern und den häuslichen Problemen redeten, ein Thema, das Rodena herzlich wenig interessierte. Alister nahm, wie gewöhnlich, keine Notiz von ihr, doch Roger de Brionne betrachtete sie auffällig lange und meinte schließlich mit einem Lächeln:
    »Du hast dich verändert, seit ich fort war, Rodena.«
    Sie wurde rot und fühlte sich irgendwie ertappt.
    »Ich?«, sagte sie verlegen. »Ihr müsst Euch irren – ich bin die gleiche wie vorher.«
    »Kann sein, ich täusche mich«, gab er zu und wurde gleich wieder ernst. »Wie ich hörte, hast du inzwischen begonnen, das Bogenschießen zu erlernen.«
    »Richtig«, versetzte sie mit Stolz. »Und ich bin auf dem besten Wege, eine ausgezeichnete Schützin zu werden.«
    Er schwieg dazu, und sie sah ihm an, dass er ihre Bemühungen für ziemlich überflüssig hielt. Doch sein Blick wanderte zum Ende des Tisches, wo Ewan zwischen den Knappen saß und sich ganz offensichtlich glänzend mit den kleinen Burschen verstand.
    »Tu, was du willst, Rodena. Aber lass meinen Schüler aus dem Spiel«, forderte Roger. »Er hat einen langen und harten Weg vor sich, von dem du ihn nicht ablenken sollst.«
    »Ich komme auch ohne ihn zurecht«, meinte sie spitz und sah wieder zum Tischende hinunter, wo Ewan offensichtlich gerade einen Scherz erzählt hatte, denn die Knappen lachten fröhlich.
    Als ob er sich dort vor mir verstecken wollte, dachte sie wütend. Er hat noch kein einziges Mal zu mir hinübergesehen, er tut gerade so, als ob ich gar nicht da wäre.
    Tatsächlich vermied es Ewan sorgfältig, einen ihrer Blicke aufzufangen, er schien ganz und gar mit seiner Umgebung beschäftigt.
    Auch die folgenden Tage gab er sich die allergrößte Mühe, ihr auszuweichen, und sie saß lange Stunden am Fenster, um ihm bei seinen Waffengängen zuzusehen. Es war quälend, seinen kraftvollen Körper in der Bewegung zu betrachten. Zu sehen, wie seine Muskeln arbeiteten, wenn er die Lanze warf oder das Schwert führte und dabei so weit entfernt von ihm zu sein, ihn nicht berühren zu dürfen und seine Umarmung nicht spüren zu können.
    In den Nächten träumte sie voller Sehnsucht von ihm, warf sich auf dem Lager hin und her, und ihre Träume ließen sie aufstöhnen vor Leidenschaft. Doch so oft sie sich tagsüber eine Möglichkeit ausdachte, ihn für wenige Minuten allein zu treffen – immer schien er ihre Absicht vorauszuahnen und entzog sich ihr.
    Schließlich konnte sie ihm doch nicht nachlaufen!
    Nach einer Reihe von Tagen keimte der Verdacht in ihr auf, dass Ewan einfach nur sein Spiel mit ihr getrieben hatte. Er hatte ihre Ohnmacht genutzt, um sich über sie herzumachen, doch weiter schien er keine Absichten zu hegen. Mit Liebe hatte sein Überfall jedenfalls nichts zu tun gehabt.
    War es so gewesen? Ach, ganz und gar wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben.
    Beharrlich lief sie jeden Morgen hinter die Scheune und übte sich im Bogenschießen. Ihre Treffsicherheit war inzwischen so groß geworden, dass die Köchin zu jammern begann, sobald die junge Schützin auftauchte, denn sooft sie ihre Zwiebelbündel auch wieder an den Dachsparren hängte – Rodenas Pfeil schoss sie zielsicher herunter.
    Doch Ewan erschien kein einziges Maul, um sein Versprechen

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