Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
sodass er schließlich bekam, wonach ihm verlangte. Aufseufzend nahm er einen tiefen Schluck, rülpste und bemerkte nachdenklich, dass eine Schwindsüchtige wohl kaum gesunde Söhne zur Welt bringen würde.
Ewan ballte die Faust und war drauf und dran, den feisten Kerl mit einem kräftigen Schlag unter die Tafel zu schicken, da spürte er, dass jemand seine Schulter fasste. Es war der kleine Rotschopf Melwins, jener Knappe, den Rodena besonders ins Herz geschlossen hatte.
»Stellt Euch vor«, flüsterte er Ewans ins Ohr. »Unsere Lady hat eine Schüssel umgestoßen, und die gekochten Fleischbrocken rollten über die Tafel. Die Brühe hat das schöne Festgewand ihres Bräutigams bespritzt, und auch die Gewänder einiger Frauen haben gelitten...«
»Ist sie tatsächlich krank?«, fragte Ewan sorgenvoll.
»Ganz sicher, Sir«, gab Melwins bekümmert zurück. »Ihre Hände zittern vor Schwäche, und als sie beim Husten ein Tüchlein vor den Mund hielt, sah ich einen roten Fleck darin wie von Blut.«
»Schenk mir ein, Bursche!«, krähte der Mönch neben Ewan, der zwar nichts gehört, dafür jedoch den Krug in der Hand des Rotschopfs bemerkt hatte.
»Ich habe nur Wasser, Herr«, sagte der Kleine mit gespieltem Bedauern.
»Wasser? Das kannst du selber saufen!«
Der Schlaukopf eilte wie der Wind davon, um seinem Laird den süßen Wein aus seinem Krug einzugießen.
Ewan hatte weder Hunger noch Durst – er starrte zum oberen Ende des Tisches hinauf, in der Hoffnung, einen kurzen Blick auf Rodena werfen zu können. Doch nur selten bot sich dazu die Möglichkeit, denn die vielen hungrigen Esser bedienten sich eifrig an Schüsseln und Platten und nahmen ihm die Sicht.
»Sie wird sterben«, dachte er niedergeschmettert. »Sie hat sich zu Tode gehungert, um nicht auf das Lager dieses Greises steigen zu müssen. Ich werde an ihrem Grab stehen, und sie wird niemals erfahren haben, dass ich sie liebte.«
Es schwindelte ihm, ohne dass er auch nur einen einzigen Tropfen Wein getrunken hätte, und irrwitzige Pläne schossen ihm durch den Kopf. In der Nacht würde er heimlich zwei Pferde satteln, Rodena aus dem Turm entführen, die Wächter überwältigen und das Tor öffnen, um mit ihr in die Freiheit zu reiten. Ein Wahnsinnsunterfangen, das nur in einer Katastrophe enden konnte, und doch war es besser, als tatenlos zuzusehen, wie die Frau, die er liebte, vor seinen Augen elend zugrunde ging...
»Auf das Wohl der Braut«, brüllte der Mönch neben ihm, denn ein Knappe hatte ihm nun den Becher bis zum Rand gefüllt. »Möge der Herr ihr Sanftmut und Gehorsam geben, damit sie unserem Laird eine gute Ehefrau wird.«
Doch gerade als der fromme Bruder den ersten Zug tat, schlug ihm einer von Malcolms Rittern fest auf den Rücken, sodass er sich verschluckte und seine Kutte bekleckerte.
»Auf die Braut brauchst du nicht mehr zu trinken, Mönch«, rief der Ritter. »Malcolm MacLead hat soeben befohlen, dass wir die Burg verlassen. Also tummle dich, damit du nicht hier zurückgelassen wirst.«
Betroffen stierte der Mönch zu dem Ritter empor.
»Aber die Hochzeit? Ich bin doch gekommen, um den Vertrag aufzusetzen, und habe Feder, Tinte und Pergament in meiner Tasche mitgebracht...«
»Die kannst du stecken lassen, wir brauchen sie nicht.«
Oben an der Tafel hatte sich Lärm erhoben, der nun zunehmend auch auf die weiter unten Sitzenden übergriff. Ewan sprang von der Bank auf und sah, dass Alister und Malcolm sich wie wütende Kampfhähne gegenüberstanden, beide redeten gleichzeitig aufeinander ein, während Roger de Brionne immer wieder versuchte, zwischen den beiden zu vermitteln. Auch die Frauen hatten sich erhoben, einige waren erschrocken davongelaufen, andere mischten sich laut in den Zwist ein, zerrten ihre Ehemänner am Gewand, und eine nahm sogar die zweizinkige Gabel vom Tisch, um sie gegen einen der fremden Ritter zu zücken.
»Was ist los?«, rief Ewan laut gegen das allgemeine Getümmel an und fasste den kleinen Rotschopf, der gerade vorüberflitzte, beim Ärmel.
»Malcolm MacLead hat eine andere Braut gefordert. Mit diesem schwindsüchtigen Krüppel würde er nicht das Lager teilen.«
Ewan knirschte mit den Zähnen, als er diese Worte hörte, und er maß die Entfernung, die ihn von Malcolm trennte mit den Blicken. Ein paar Sprünge quer durch die Halle, einige Männer beiseitegestoßen, die ihm im Weg standen – mehr war es nicht.
»Alister hat einen Wutanfall bekommen«, fuhr Melwin aufgeregt fort. »Er hat
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