Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Regen in ihre Plaids gewickelt hatten, doch sie erkannte unter ihnen Roger de Brionne. Er ritt zu ihrem Wagen auf und ließ sein Pferd daneben herschreiten.
»Ich komme, um dir Lebewohl zu sagen, Rodena.«
»Ich danke dir, Roger«, gab sie verhalten zurück.
Sie hatte zuerst gehofft, er würde den Brautzug begleiten, doch Alister hatte anders entschieden. Sie war sich nicht sicher, ob sie froh oder unglücklich darüber war.
Roger ritt leicht nach vorn gebeugt, und die Regentropfen rannen von seinem grauen Bart auf den Sattel hinunter.
»Ich habe alles versucht, um Alister diese Heirat auszureden«, gestand er, ohne zu ihr hinüberzusehen. »Doch es ist mir nicht gelungen.«
»Es ist nicht deine Schuld...«
Jetzt wandte er den Kopf zu ihr, und sie sah, wie bekümmert er war.
»Es gibt noch Hoffnung, Rodena. Malcolm ist nicht mehr jung – eines Tages wirst du frei sein.«
Sie fand, dass dies ein ziemlich schwacher Trost sei, doch sie nickte. Wozu streiten? Er konnte ihr nicht helfen – oder er wollte es nicht. Wenn sie es sich recht überlegte, dann hatte Roger de Brionne sich während der vergangenen Wochen mehr um Ewans Zukunft als um ihre gesorgt. Er war eben ein Krieger, was zählte für ihn eine Frau? Selbst wenn es sich um Duncans Tochter handelte.
»Ich werde es schon überleben, Roger.«
Er wischte sich den triefenden Bart und schien noch etwas auf der Seele zu haben. Aufmerksam spähte er nach vorn, wo Ewan dem Zug vorausritt, dann beugte er sich zu Rodena hinunter.
»Ich weiß, dass dir Ewans Schicksal am Herzen liegt«, sagte er leise zu ihr. »Sorge dafür, dass er nicht ehrlos wird und alles verspielt, was er gewonnen hat. Versprich es mir, Rodena.«
Aha, dachte sie verbittert. Deshalb ist er gekommen. Er will mich ermahnen, keine Dummheiten zu machen.
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, gab sie spitz zurück. »Im Übrigen ist Ewan Turner kein Kind mehr und wird selbst wissen, was er zu tun hat.«
Roger de Brionne nickte düster und spornte dann sein Pferd an, um zu Ewan aufzureiten. Vermutlich würde er jetzt auch Ewan ins Gewissen reden.
Ärgerlich ließ sie die Zelthaut wieder fallen, zupfte sie zurecht, sodass nur wenig Wasser eindringen konnte, und lehnte sich in den feuchten Polstern zurück. Wenn sie je geglaubt hatte, dass Roger de Brionne ihr gewogen war, dann hatte er sie jetzt eines Besseren belehrt. Für Roger war nur eines wichtig. Er wollte Ewan Turner zu einem vorbildlichen Ritter machen, deshalb musste der Schild seiner Ehre makellos und ohne ein einziges Stäubchen bleiben.
Es tat ihr nicht leid, als sie nach kurzer Zeit hörte, wie die Reitergruppe sich wieder von ihnen entfernte. Eine Weile überließ sie sich den unruhigen Bewegungen des Wagens, lauschte auf das Prasseln des Regens, der gegen die Häute schlug, das Knarren der Räder und die kurzen Rufe, mit denen die Fuhrknechte die Pferde antrieben. Die Wege waren aufgeweicht, sodass die Tiere schwer zu ziehen hatten, dazu lag immer wieder Gestein auf dem Weg, über das der Wagen schwankend hinwegrollte, wobei Ladung und Insassen heftig durchgeschüttelt wurden. Bald hatten die Mägde nur noch wenig Zeit zum Jammern, denn sie waren damit beschäftigt, die Säcke und Kisten festzuhalten, damit sie sich nicht selbstständig machten.
Trotz des immer noch dicht herabfallenden Regens lugte Rodena nun wieder hinaus, denn die Fahrt ging bergan. Ewan hatte sich für den kürzeren, jedoch steileren Weg entschieden.
Warum? Wollte er sie so rasch wie möglich zu Malcolm bringen? Hatte er sich Rogers Ermahnung so sehr zu Herzen genommen?
Unruhig suchte sie ihn mit den Blicken und fand ihn schließlich am Ende des Zuges, wo eines der Maultiere seine Last verloren hatte. Er schien sich um alles zu kümmern, gab Anweisungen, sorgte dafür, dass einige der Knechte herbeiritten, um zu helfen, und schloss dann wieder nach vorn auf, um die Fuhrleute anzutreiben.
»Sir Ewan!«, rief sie laut, als er an ihrem Wagen vorüberritt.
Hatte er sie nicht gehört? Auf jeden Fall gab er ihr keine Antwort und redete stattdessen auf den Fuhrmann ein.
»Die Wagen sind zu schwer beladen, Sir«, hörte sie den Mann sagen. »Hätte ich geahnt, dass Ihr diesen Weg wählt, hätte ich andere Pferde vorgespannt.«
»Wir werden auf halber Höhe eine Rast machen, bis dahin werden sie durchhalten.«
Rodena ärgerte sich über seine Missachtung, außerdem fand sie, dass der Fuhrmann recht hatte. Jeder konnte sehen, wie sehr sich die Tiere
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