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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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schlimmer treffen können. Schließlich und endlich bist du in einen ärmeren Stand geboren. Auf seine Art ist es ein Triumph für dich. Ich werde dir etwas Land überschreiben, wie ich versprochen habe, und Catherine soll ein angemessenes Gut haben. Es ist besser als nichts, Alys, und du bist ins Nichts geboren worden.«
    Alys saß stumm da, die Augen auf den Tisch gerichtet, ihre kalten Hände umklammerten ihren Bauch.
    »Jetzt aber an die Arbeit«, sagte Lord Hugh brüsk. »Heute nachmittag halten wir ein Sheriffsgericht in der Großen Halle ab. Ich möchte mir die Fälle ansehen, die vorgebracht werden. Und diese Briefe sind vom Rat des Königs gekommen. Eine Wagenladung neuer Anweisungen — Verfolgung von Ketzern, Hexen, Papisten. Behandlung von Armen, Erhaltung der Straßen und Brücken. Das Training der jungen Männer als Bogenschützen, Verbot der Armbrust. Kontrolle von Ghettos, und der Himmel weiß, was noch alles.« Er warf einen Stapel Papiere vor Alys auf den Tisch. »Sortiere sie in zwei Haufen«, sagte er. »Einen mit denen, die wir heute noch bearbeiten müssen. Und einen mit denen, die warten können.«
    Alys beugte den Kopf über die Papiere, glättete sie, stapelte sie wie befohlen. Sie machte keine Pläne und schmiedete keine Ränke, wie sie die Heiratspläne zu ihrem Vorteil nutzen könnte. Ihr Gegner war die Macht und Autorität von Männern. Niederlage war ihre einzige Chance.

30
    Alys arbeitete bis zum Mittagessen. Lord Hugh ließ sie seine Antworten auf Routinebriefe entwerfen, dann mußte sie sie vorlesen, er unterschrieb sie und drückte sein Siegel darunter. Einiges behielt er aber für sich zurück: Briefe aus London, die versiegelt und in ein Leinenpaket eingenäht waren. Er schnitt es in seinem Stuhl vor dem Feuer auf und verbrannte jede der geheimen Seiten, nachdem er sie gelesen hatte.
    Mittags kam David in das Zimmer. »Das Mittagessen ist bereit, Mylord«, sagte er.
    Lord Hugh war in Gedanken versunken gewesen. Er schreckte hoch und reichte Alys seinen Arm. »Komm jetzt, Alys«, sagte er freundlich. »Komm und iß mit mir. Die Arbeit muß doch sehr ermüdend sein für dich, bist du sicher, daß du nicht zu erschöpft bist?«
    Alys erhob sich vom Tisch und folgte ihm. Sie sah, daß Davids scharfer Blick ihre Blässe und ihre hängenden Schultern registriert hatte.
    »Gehabt Ihr Euch fröhlich, Alys?« fragte er. »Fröhlich, fröhlich?«
    Sie schaute ihn an, ohne sich die Mühe zu machen, ihren Haß auf ihn zu verbergen. »Ich danke Euch für Eure Wünsche«, sagte sie. »Ich hoffe, Ihr bekommt sie dreifach zurück.«
    Der Zwerg machte ein grimmiges Gesicht. Er ballte die Hand zur Faust, mit dem Daumen zwischen Zeige- und Ringfinger, der alte Schutz gegen Hexerei, dann bekreuzigte er sich mit der Faust und küßte seinen Daumen.
    Alys lachte ihn an. »Paßt ja auf, daß Pater Stephen Euch nicht sieht«, sagte sie. »Er würde Euch papistischer Praktiken bezichtigen!«
    Der Zwerg murmelte ihr etwas nach, als Alys hocherhobenen Hauptes dem alten Lord die Treppe hinunter in die Große Halle folgte.
    Hugo und Stephen waren links und rechts von Lord Hugh plaziert, Stephen zu seiner Rechten, um seine Rückkehr ins Schloß zu würdigen und um die Gunst des alten Lords zu zeigen. Und die Macht der neuen Kirche, dachte Alys verbittert. Alys saß auf Stephens anderer Seite.
    Sie sagte nichts. David überwachte den Ablauf der Mahlzeit.
    »Geht es Euch gut, Mistress Alys?« fragte Stephen sie höflich.
    »Ich danke Euch, ja«, erwiderte Alys. »Ein bißchen erschöpft. Mylord hat mich heute morgen hart arbeiten lassen. Er mußte die Briefe des Königs beantworten, und heute nachmittag tagt das Gericht.«
    »Hugo und ich haben die Arbeit des Gerichts noch erschwert«, sagte Stephen. »Wir haben heute eine Hexe gefangen.«
    Die Tische um die Hohe Tafel verstummten, alles lauschte angestrengt. Die meisten Leute bekreuzigten sich. Alys merkte, wie es ihr die Kehle zuschnürte.
    »Mylord!« rief sie. Sie schaute kurz zu Hugo. »Möge Gott Euch beide schützen!«
    »Das ist auch mein Gebet«, sagte Stephen. »Und es ist meine Pflicht, mich und die Diözese des Bischofs vor diesen bösen Kreaturen zu bewahren.« Er sah sich um und erhob die Stimme, so daß alle ihn hören konnten. »Es gibt keinen Schutz gegen Hexerei, außer Fasten, Buße und Gebet«, sagte er. »Es nützt nichts, sich eine andere Hexe zu holen, damit sie einen beschützt. Auf diese weise gerät man tiefer und tiefer in die Fänge

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