Die Weisheit des Feuers
gefangen zu nehmen. Willst du mitkommen?«
Arya nickte knapp.
Eragon sprang auf eines von Saphiras Vorderbeinen und kletterte von dort in den Sattel. Die Elfe folgte ihm und setzte sich dicht hinter ihn, sodass die Glieder ihres Kettenhemds gegen seinen Rücken drückten.
Saphira breitete die samtigen Schwingen aus und hob ab. Bloëdhgarm und die anderen Elfen schauten ihr entgeistert hinterher.
»Du solltest deine Leibwächter nicht so leichtfertig zurücklassen«, murmelte Arya in Eragons linkes Ohr. Dann schlang sie ihren Schwertarm um seine Taille und hielt sich an ihm fest, während Saphira über den Hof schwebte.
Bevor Eragon antworten konnte, spürte er die Berührung von Glaedrs gewaltigem Geist. Einen Moment lang verschwand die Stadt unter Eragon, und er sah und fühlte nur noch, was Glaedr sah und fühlte.
Hornissen-Pfeile-klein-und-stechend prallten von seinem Bauch ab, als er über die verstreuten Holz-Höhlen der Runde-Ohren-zwei-Beine aufstieg. Die Luft unter seinen Flügeln war gleichmäßig und kräftig, ideal für den Flug, den er vor sich hatte. Der Sattel rieb an seinen Schuppen, als Oromis seine Position veränderte.
Glaedr ließ die Zunge herausschnellen und kostete das verlockende Aroma von Verbranntes-Holz-verschmortes-Fleisch-verspritztes-Blut. Er war schon oft an diesem Ort gewesen. In seiner Jugend hatte er noch nicht Gil’ead geheißen und damals waren die einzigen Bewohner die Ernstes-Lachen-flinke-Zunge-Elfen und die Freunde der Elfen gewesen. Er hatte seine bisherigen Besuche immer genossen, aber jetzt schmerzte ihn die Erinnerung an seine beiden Nest-Gefährten, die hier gestorben waren, umgebracht von den Gedanken-krank-Abtrünnigen.
Die Sonne schwebte dicht über dem Horizont. Im Norden lag das Wasser-groß-und-breit-Isenstar wie ein gekräuseltes Blatt aus glänzendem Silber. Unter ihm hatte die Herde der Spitz-Ohren, angeführt von Islanzadi, die Stadt-zertrampelter-Ameisenhaufen umstellt. Ihre Rüstungen glitzerten wie zerstoßenes Eis. Über der ganzen Gegend hing eine blaue Rauchwolke, so dick wie kalter Morgendunst.
Und von Süden her flog Spitzklaue-klein-und-wütend-Dorn auf Gil’ead zu und brüllte angriffslustig. Auf seinem Rücken saß Morzan-Sohn-Murtagh und hielt in seiner rechten Hand Zar’roc, das glänzte wie ein polierter Nagel.
Trauer erfüllte Glaedr beim Anblick der beiden jämmerlichen Küken. Er wünschte, Oromis und er könnten sie verschonen.
Einmal mehr müssen Drache gegen Drache und Reiter gegen Reiter kämpfen,
dachte er,
und alles bloß wegen Drachenei-Räuber-Galbatorix.
Grimmig schlug er mit den Flügeln und spreizte die Klauen, um seine sich nähernden Feinde zu zerreißen.
Eragons Kopf wurde in den Nacken geschleudert, als Saphira auf eine Seite taumelte und zwanzig Fuß absackte, bevor sie ihr Gleichgewicht wiederfand.
Hast du das auch gesehen?,
fragte sie.
Habe ich.
Besorgt drehte sich Eragon nach den Satteltaschen um, wo er Glaedrs Eldunarí aufbewahrte, und fragte sich, ob sie versuchen sollten, Glaedr und Oromis zu helfen. Dann beruhigte er sich damit, dass es unter den Elfen zahlreiche Magier gab. Seine Meister würden keine Unterstützung brauchen.
»Was ist los?«, fragte Arya und ihre Stimme dröhnte in seinem Ohr.
Oromis und Glaedr stehen kurz vor einem Kampf gegen Dorn und Murtagh,
erklärte Saphira.
Eragon spürte, wie die Elfe erstarrte. »Woher wisst ihr das?«, fragte sie.
»Das erklär ich dir später. Ich hoffe nur, dass sie nicht verletzt werden.«
»Ich auch«, sagte Arya.
Saphira flog hoch über der Burganlage, schwebte dann auf lautlosen Flügeln abwärts und ließ sich auf der Spitze des höchsten Turms nieder. Als Eragon und Arya auf das steile Dach kletterten, sagte Saphira:
Ich warte weiter unten auf euch. Das Fenster hier ist zu klein für mich.
Sie hob ab und der Luftzug ihrer Schwingen schlug ihnen ins Gesicht.
Eragon und Arya ließen sich über die Dachkante hinuntergleiten und landeten auf einem schmalen Mauervorsprung acht Fuß tiefer. Eragon tastete sich Stück für Stück den Sims entlang, ohne sich über den Fall aus schwindelerregender Höhe Gedanken zu machen, der ihn erwartete, sollte er abrutschen. Er erreichte ein kreuzförmiges Fenster, durch das er sich in einen großen viereckigen Raum zog. An den Wänden standen Bündel aus Bolzen und Gestelle voller schwerer Armbrüste. Wenn sich hier noch irgendjemand aufgehalten hatte, als Saphira gelandet war, so hatte er
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