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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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eine Hütte in einem Slumviertel aussehen könnte. Das Bett, auf dem sie lag, war ein richtiges Bett mit Kopfende, vor den Fenstern hingen Spitzengardinen, und auf dem Nachttisch stand ein kleiner Strauß Plastikblumen.
    Der Widerschein eines Fernsehers, der im Nebenraum lief, fiel in das Zimmer, als der Vorhang beiseitegeschoben wurde. Stanley trat ein. Caroline starrte ihn an. Die Erlebnisse der letzten Tage brachen über ihr herein.
    Der weinende Dorfvorsitzende in Katari, Sally, die in Ohnmacht fiel, die Autofahrt mit Martin. Die Flucht vor ihm. Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
    » Wie… wer… wie bin ich hierher… « , stammelte sie, schaffte es aber nicht, mehr zu sagen, bevor sie zu schluchzen begann.
    Stanley starrte verlegen auf seine Schuhspitzen.
    » Zwei der Bewohner haben Sie gefunden, Madam. Sie sind vor ihnen umgekippt, als Sie aus der Hütte herausgelaufen waren. Sie waren verletzt, und die Männer wollten Sie nicht dort liegen lassen, denn es ist sehr schlecht, eine blutende weiße Frau vor seinem Haus liegen zu haben. « Stanley schaute sie an. » Madam, Sie haben ihnen erzählt, dass Sie mich kennen, und die Männer wussten, wer ich bin– wegen meines Autos kennen mich alle–, also haben sie Sie hierhergetragen .«
    Stanleys Frau, die den Raum für einen kurzen Augenblick verlassen hatte, kam mit einem Glas Wasser zurück und reichte es Caroline.
    Mit Mühe gelang es Caroline, sich auf einem Ellenbogen aufzurichten und einen Schluck zu trinken. Sie reichte das Glas an Wilma zurück, die es auf den Tisch neben dem Bett stellte.
    Schwach erinnerte sie sich an die beiden Männer. Eine Frage drängte sich auf, aber sie hatte keine Lust, die Antwort zu hören. Doch sie wusste, sie musste fragen.
    » Was ist mit Martin? « , flüsterte sie schließlich.
    Stanley sah sie lange an.
    » Er liegt im Krankenhaus .«
    » Ist er… «
    » Er war bewusstlos, als der Krankenwagen ihn mitgenommen hat .«
    Caroline sank aufs Bett zurück.
    » Wie haben sie ihn gefunden? «
    » Die beiden Männer, die Madam hierhergetragen haben, hatten in der Hütte Geräusche gehört und sind hingelaufen, um zu sehen, was dort passiert. Erst glaubten sie, es sei eine gewöhnliche Schlägerei, aber als sie Sie sahen, konnten sie sich ausrechnen, dass es etwas anderes war. Also sind sie in die Hütte hineingegangen, wo sie Martin gefunden haben .«
    » Und… wird er es… also… schafft er…? «
    Der Vorhang bewegte sich, und die Tochter kam in den Raum zurück. Bevor Caroline mehr sagen konnte, unterbrach Stanleys Frau sie.
    » Darüber könnt ihr zu einem anderen Zeitpunkt sprechen. « Sie nickte in Richtung ihrer Tochter und blickte Stanley warnend an.
    » Möchten Sie gern in Ihr Hotel zurück? Stanley fährt Sie natürlich, wenn Sie wollen. « Wilma sah Caroline fragend an.
    Es musste spät am Abend sein. Der Gedanke an eine Nacht im Slum war nicht verlockend, aber der Gedanke an eine Nacht ganz allein in dem Zimmer im Glassilo war schlimmer. Hier waren zumindest andere Menschen. Caroline schüttelte den Kopf.
    » Gut, dann bleiben Sie einfach liegen. Stanley und ich schlafen heute Nacht im Wohnzimmer « , entschied Wilma und scheuchte die Familie nach draußen.
    Caroline nickte dankbar und ließ sich zurück auf das Kissen sinken. Sie starrte in die Dunkelheit, während sie darauf wartete, dass sie einschlafen würde. Aber die Gedanken an die Aufgabe, die sie am nächsten Tag erwartete, kreisten in ihrem Kopf herum. Der Körper schrie, dass es an der Zeit war aufzugeben, doch sie wusste, sie konnte nicht nach Hause fahren, ohne zu verstehen, warum das Ganze so geendet hatte.

41
    John Hansen ließ den Kopf auf das Kissen zurückfallen. Er starrte das Handy an, das er in der Hand hielt, schloss die Augen, öffnete sie wieder und schaute noch einmal auf das Display. Es hatte geklingelt. Gerade hatte er mit Stanley gesprochen, der die irrsinnigste Geschichte erzählte, die er jemals gehört hatte.
    Einen Augenblick lang hatte er überlegt, ob Stanley betrunken war. Das wäre die einzig logische Erklärung für diese Geschichte gewesen, die der Fahrer erzählt hatte. Aber Stanley hatte lediglich auf seine eigentümliche, leise Art mitgeteilt, dass Martin im Krankenhaus lag und sich in Lebensgefahr befand. Martin war im Begriff gewesen, Caroline umzubringen, und Caroline hatte sich verteidigt.
    Caroline war okay. Physisch auf jeden Fall. Aber, hatte Stanley hinzugefügt, sie sollte Mr Hansen die ganze Geschichte

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