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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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machten ihre Knickse, als Egwene über die Teppiche auf ihren Sitz zuging. Die Sitzenden selbst sahen sie bloß an oder neigten kurz den Kopf. Lelaine schaute sie kühl an und richtete die Aufmerksamkeit dann stirnrunzelnd auf Moria, eine ziemlich gewöhnlich aussehende Frau in einem blauen Wollgewand. Sie sah sogar so gewöhnlich aus, dass man die Alterslosigkeit ihres Gesichts auf den ersten Blick fast übersehen konnte. Sie starrte geradeaus, in die eigenen Gedanken versunken. Romanda gehörte zu denjenigen, die den Kopf ein wenig neigten. Im Saal war der Amyrlin-Sitz noch immer der Amyrlin-Sitz, aber etwas weniger als außerhalb. Nun, vielleicht etwas mehr als das, aber nicht viel. Siuan hatte gesagt, dass genauso viele Amyrlin gescheitert waren, die glaubten, die Sitzenden wären ihnen gleichgestellt, wie jene, die den Unterschied für größer hielten, als er tatsächlich war. Es war, als würde man auf einer schmalen Mauer laufen, während zu beiden Seiten wilde Hunde lauerten. Man behielt vorsichtig sein Gleichgewicht bei und versuchte, den Blick mehr auf die Füße als auf die Hunde gerichtet zu halten. Aber man war sich der Hunde immer bewusst.
    Egwene nahm den Umhang ab, als sie auf den gestreiften Kasten stieg, faltete ihn zusammen und legte ihn auf den Sitz, bevor sie Platz nahm. Die Bänke waren hart, und einige Sitzende brachten Kissen mit, wenn sie eine lange Sitzung erwarteten. Egwene zog es vor, das nicht zu tun. Die eingeschränkte Sprechzeit hielt mindestens ein oder zwei Frauen nie davon ab, ihre Kommentare in die Länge zu ziehen, und ein harter Sitz konnte helfen, dass man während des Schlimmsten wach blieb. Sheriam nahm die Position der Behüterin zu Egwenes Linken ein, und nun konnten sie nichts anderes tun als zu warten. Vielleicht hätte sie doch ein Kissen mitbringen sollen.
    Die anderen Bänke füllten sich, aber sie taten es langsam. Aledrin und Saroiya hatten sich zu Berana gesellt; Aledrin war dick genug, um die anderen beiden schlank erscheinen zu lassen. Natürlich hatten die lotrechten Streifen aus weißen Schnörkeln auf Saroiyas Röcken ohnehin diese Wirkung, während Aledrins weite weiße Ärmel und der schneeweiße Streifen auf der Vorderseite ihres Kleids genau den gegenteiligen Effekt hatten. Der Art und Weise nach zu urteilen, wie sie die Köpfe einander zuwandten und den Blauen, Braunen und Grünen Blicke zuwarfen, versuchte jede von ihnen offensichtlich herauszufinden, ob die andere wusste, worum es hier ging. Varilin, eine rothaarige Frau, die wie ein Storchenweibchen aussah und größer als die meisten Männer war, hatte sich neben Kwamesa gesetzt. Sie richtete unablässig ihre Stola und ließ die Blicke von Moria zu Escaralde zu Malind und wieder zurück huschen. Magla, die ihre mit gelben Fransen versehene Stola fest um die breiten Schultern gewickelt hatte, und Faiselle, eine Domani mit kantigem Gesicht, die mit grüner Stickerei übersäte Seide trug, betraten gerade den Pavillon und ignorierten einander selbst dann, wenn sich ihre Röcke berührten. Magla stand fest in Romandas Lager und Faiselle in Lelaines, und die beiden Gruppen redeten nicht miteinander. Andere Schwestern kamen nacheinander oder grüppchenweise herein, Nisao und Myrelle gehörten zu dem halben Dutzend, die hinter Magla und Faiselle hereinschlüpften. Morvrin war bereits unter den Braunen hinter Takima und Escaralde, und Beonin stand am Rand der Grauen hinter Varilin und Kwamesa. Wenn es so weiterging, würde sich bald die Hälfte der im Lager befindlichen Aes Sedai in dem Pavillon drängen.
    Während Magla noch zu den Sitzen der Gelben ging, erhob sich Romanda. »Wir sind jetzt mehr als elf, also können wir anfangen.« Ihre Stimme war überraschend hoch. Man hätte sich vorstellen können, dass sie eine wunderschöne Singstimme hatte, wenn man sich Romanda singend hätte vorstellen können. Ihr Gesicht schien jederzeit zu einem finsteren Ausdruck bereit, zumindest war es immer leicht missbilligend. »Ich glaube nicht, dass dies eine formelle Sitzung werden muss«, fügte sie hinzu, als Kwamesa aufstand. »Ich weiß eigentlich nicht, warum das überhaupt eine Sitzung sein muss, aber wenn es denn so sein soll, lasst es uns hinter uns bringen. Einige von uns haben wichtigere Dinge zu erledigen. So wie Ihr sicher auch, Mutter.«
    Letzteres sagte sie mit einem tiefen Neigen des Kopfes, mit einem Tonfall, der vielleicht eine Spur zu respektvoll war. Natürlich nicht zu weit über der Grenze, um

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