Die weiße Garde
Einsatz) rührten sich am Morgen des vierzehnten Dezember nicht von der Stelle, als wären sie paralysiert. Was mit ihnen geschehen war, begriff niemand. Irgendein Dreck hatte die Düsen verstopft, und alles Durchpusten mit den Radpumpen half nichts. In der trüben Morgendämmerung war bei den drei Wagen trauriges Laternengewimmel. Hauptmann Pleschko war blaß, sah um sich wie ein gehetzter Wolf und verlangte nach dem Mechaniker. Und da begann die Katastrophe. Der Mechaniker war verschwunden. Es stellte sich heraus, daß entgegen allen Vorschriften seine Adresse in der Abteilung nicht bekannt war. Das Gerücht kam auf, der Mechaniker sei plötzlich an Flecktyphus erkrankt. Das war um acht, und um acht Uhr dreißig traf Hauptmann Pleschko der zweite Schlag. Fähnrich Schpoljanski, der um vier Uhr morgens nach seinen Bemühungen um die Panzerwagen mit einem von Stschur gelenkten Motorrad nach Petschersk gefahren war, kehrte nicht zurück. Stschur kam allein und erzählte eine traurige Geschichte. Sie waren nach Werchnjaja Telitschka gefahren, und Stschur hatte vergeblich versucht, Schpoljanski von unbesonnenen Handlungen abzuhalten. Schpoljanski, der in der ganzen Abteilung für seine außerordentliche Tapferkeit bekannt war, ließ Stschur stehen, nahm einen Karabiner und eine Handgranate und ging allein in die Dunkelheit an der Eisenbahnlinie auf Erkundung. Stschur hatte Schüsse gehört. Er war fest überzeugt, daß eine Streife des Gegners, die nach Telitschka vorgedrungen war, Schpoljanski gestellt und ihn natürlich im ungleichen Kampf getötet hatte. Stschur hatte zwei Stunden auf den Fähnrich gewartet, obwohl dieser ihm befohlen hatte, nur eine Stunde zu warten und dann zur Abteilung zurückzukehren, um sich und das Motorrad Nr. 8175 nicht in Gefahr zu bringen.
Hauptmann Pleschko wurde nach Stschurs Bericht noch blasser. Die Telefonvögelchen aus dem Stab des Hetmans und des Generals Kartusow sangen im Duett und verlangten den Einsatz der Panzerwagen. Um neun kehrte der rosige Enthusiast Straschkewitsch mit dem vierten Wagen zurück, und ein Teil seiner frischen Farbe übertrug sich auf die Wangen des Abteilungskommandeurs. Der Enthusiast fuhr mit dem Wagen nach Petschersk und sperrte dort, wie schon erwähnt, die Suworowstraße.
Ab zehn wich die Blässe nicht mehr von Pleschkos Gesicht. Spurlos verschwanden zwei Richtkanoniere, zwei Fahrer und ein Maschinengewehrschütze. Alle Versuche, die Panzerwagen von der Stelle zu bewegen, blieben erfolglos. Stschur, der auf Befehl Hauptmann Pleschkos mit dem Motorrad weggefahren war, kehrte nicht zurück. Das Motorrad, wie sich von selbst versteht, kehrte auch nicht zurück, es konnte schließlich nicht allein zurückkehren! Die Vogelstimmen der Telefone piepsten immer drohender. Je heller es wurde, um so mehr Wunder ereigneten sich in der Abteilung. Die Artilleristen Duwan und Malzew verschwanden und noch zwei Maschinengewehrschützen. Die Panzerwagen sahen geheimnisvoll und vernachlässigt aus, neben ihnen lagen Muttern, Schraubenschlüssel und Eimer herum.
Und in der Mittagsstunde, in der Mittagsstunde verschwand auch der Abteilungskommandeur Hauptmann Pleschko.
10
Merkwürdige Verschiebungen und Bewegungen, bald spontan, aus der Kampfsituation heraus, bald abhängig von eingetroffenen Ordonnanzen und vom Piepsen der Stabskästen, führten Oberst Nai-Turs’ Truppe durch Schneeberge und Verwehungen über Krasny Traktir und Serebrjanka im Süden und Post-Wolynski im Südwesten wieder in die Nähe der STADT.
Am Vorabend des vierzehnten Dezember zog die Truppe wieder in die STADT ein, in die Gasse mit den verwahrlosten Kasernen, deren Fensterscheiben zur Hälfte zerschlagen waren.
Die Abteilung Nai-Turs’ war eine merkwürdige Truppe. Alle, die sie sahen, bestaunten ihre Filzstiefel. Zu Beginn der letzten drei Tage bestand sie aus rund hundertfünfzig Junkern und drei Fähnrichen.
Zum Befehlshaber des ersten Bataillons, Generalmajor Blochin, war Anfang Dezember ein mittelgroßer, dunkelhaariger, glattrasierter Kavallerist mit traurigen Augen und den Schulterklappen eines Husarenobersts gekommen und hatte sich als Oberst Nai-Turs, gewesener Kommandeur der zweiten Schwadron des ehemaligen Belgoroder Husarenregiments, vorgestellt. Die traurigen Augen Nai-Turs’ waren so beschaffen, daß jeder, der dem hinkenden Oberst mit dem verwetzten Georgsbändchen am alten Soldatenmantel begegnete, ihn sehr aufmerksam anhörte. Nach einem kurzen Gespräch mit Nai-Turs
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