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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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vertrauenswürdige Frauenärzte arbeiteten.
    Owo hatte recht gehabt: Ich war schwanger. Trotz Spirale! Ich saß in einer Ecke von Yemis Geburtshaus und heulte, aber mehr aus Glück als aus Verzweiflung. Ich hatte meinen Prinzen zwar verloren, aber ich bekam sein Baby. Seine Maria, die er sich so sehr gewünscht hatte. Oder einen kleinen Victor ... In Afrika ist der Glaube an Wiedergeburt völlig normal. Bislang hatte Victor kein Kind, in dem seine Seele - nach dem Glauben der Afrikaner -
    weiterleben konnte. Nun würde er doch eines haben. Er würde weiterleben!
    Ich schaffte es irgendwie, den Range Rover durch den Verkehr bis nach Ikoyi zu manövrieren. Ich wünschte mir, mich vor der Welt verkriechen zu können, um mit meinen widerstrebenden Gefühlen zwischen Trauer und Hoffnung ins reine zu kommen. Aber als ich den Wagen in den Hof fuhr, stand dort einer der von Sunny bevorzugten BMWs neben einem Pick-up.
    Sunny erwartete mich im Wohnzimmer. Er war nicht allein, hatte eine blutjunge, rundliche Schwarze dabei, die sehr schlecht Englisch sprach. Die Glückliche, die sich Sunnys Gunst als x-te Nebenfrau erfreuen durfte, hörte auf den schönen Namen Felicitas und würde künftig in Victors Haus wohnen. Gemeinsam mit mir.
    Denn: „Das Haus ist doch viel zu groß für Sie allein, Ilona. Ich werde das obere Stockwerk benutzen.“
    Sunny ließ Unmengen von Kisten hinaufschaffen. Bis zu diesem Tag war er nur einmal in Ikoyi aufgetaucht. Nun fand er mehr und mehr Gefallen an dem im westlichen Stil eingerichteten Haus -was wahrscheinlich auf seine Stunden mit Felicitas zurückzuführen war.
    Wenn die beiden sich in dem hellhörigen Haus im Schlafzimmer vergnügten, quiekte Felicitas wie ein kleines Schweinchen.
    Auch die zweite Vision des Suchmannes bestätigte sich, wie Abiola mir anderntags niedergeschlagen berichtete: Victor und sein Vater waren tot. Victors neue Sanierungsfirma führte ihren letzten Job vor der Liquidierung aus: Sie veranlaßte seine Bergung. Außerdem beauftragte ich Williams Firma, das Flugzeug nach der Bergung untersuchen zu lassen - aus Versicherungsgründen.
    Da Victors Tod nun amtlich war, hielt mich nichts mehr in Lagos.
    Ich dachte an Milas Warnung und wollte sofort abreisen. Natürlich heimlich, damit Sunny mir nicht in die Quere kam. Doch ich bekam nur einen Platz in einer Maschine, die erst eine geschlagene Woche später ging.
    Es sollte eine lange Woche werden.
    Sie begann mit Sunnys Forderung, sofort die beiden Dobermänner wegzuschaffen. Seine Angst vor den beiden Hunden kleidete er in die Drohung, die Tiere andernfalls erschießen zu lassen. Abiola vermittelte sie an ein weißes Ehepaar, bei dem sie es gut hatten.
    Dem treuen Femi verschaffte ich einen Arbeitsplatz beim neuen Strengfurt-Geschäftsführer.
    Von den letzten Abenden in dem fremd gewordenen Haus verbrachte ich die meisten mit Abiola. Meine beiden Doggen waren ihm zu teuer geworden, und er hatte sie an ein nettes englisches Ehepaar in Victoria Island vermittelt. Seine ständige Begleiterin war jetzt die hübsche Labradorhündin Cilly. Wenn Cilly in Victors Haus, das nun Sunny gehörte, zu Besuch war, verhielt sie sich sehr unruhig.
    Einmal schoß sie ins obere Stockwerk hinauf, schnüffelte, bellte und sprang gegen eine der verschlossenen Türen. Dahinter lag ein Raum, den Victor nie benutzt hatte. „Das wäre ein schönes Kin-derzimmer“, hörte ich seine Stimme aus der Vergangenheit herüberklingen. „Und bei Regen können unsere Kinder auf dem überdachten Balkon spielen.“
    Ich wußte von Sunnys Leben praktisch nichts. Deshalb konnte ich mir nicht vorstellen, was Cilly hinter der Tür verbellte. Sie ließ sich kaum beruhigen, und ich hatte Mühe, sie wieder nach unten zu bekommen. Am nächsten Tag schleppten vier Männer weitere Kisten in dieses Zimmer. Als Abiola das nächste Mal mit Cilly erschien, ließen wir die unruhige Hündin gleich los. Mit der Nase am Boden lief sie zielsicher wieder nach oben und bellte vor der verschlossenen Tür, hinter der sich die Kisten befanden. Abiola hatte Cilly von meinem Vater aus Deutschland geschickt bekommen. Also rief ich ihn an, und er erzählte, daß Cilly einer von drei ausgemusterten Zollhunden sei. „Sie wurden als Spürhunde in Zügen eingesetzt, um Rauschgift zu erschnüffeln, soweit ich weiß.“
    Der traditionsbewußte Sunny hatte eine ganz und gar zeitgemäße Einnahmequelle gefunden: Rauschgift! Abiola kommentierte meine Empörung mit einem nigerianischen

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