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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schmoren.«
    Die Dunkelheit verdichtete sich.
    Cerryl warf einen Blick auf die Straße, wo Jeslek weit ab von den anderen stand, ein weißer Punkt inmitten des Chaos. Das Chaos schimmerte heller als Licht, das sich in der Dämmerung auf einer ruhigen Wasseroberfläche spiegelte. Unter Cerryls Blick strahlte das Licht um Jeslek nur noch mehr.
    Tief in der Erde grollte ein Donner und schüttelte den Boden, sodass Cerryl es deutlich durch die Stiefel spüren konnte.
    Eines der Pferde, das von einem Lanzenreiter gehalten wurde, wieherte laut.
    »Ruhig, du verdammtes Biest! Sei ruhig!«
    Cerryl machte einen Schritt nach vorn und versuchte, sein Gleichgewicht und die Konzentration auf das Zusammenspiel von Ordnung und Chaos wieder zu erlangen.
    »Die Dämonen sollen ihn verdammen …«, murmelte Anya leise. »Die Dämonen sollen ihn verdammen …«
    »Still …«, stöhnte Fydel.
    Der Schweiß, die restliche Feuchtigkeit des Regens und der heiße Nebel fügten sich zu Wasserströmen zusammen, die den Magiern über ihre Gesichter liefen, selbst über die weichen Gesichtszüge der rothaarigen Anya; ihr Haar klebte an der Stirn.
    Schwefelgeruch stieg mit dem Dampf auf, der aus dem wogenden und sich wölbenden Boden entwich, und zog nach Norden und Westen über die Magier hinweg auf die Lanzenreiter zu.
    Cerryl schluckte und unterdrückte ein Würgen.
    Kochar hinter ihm hatte sich nicht so weit unter Kontrolle.
    »Du hast … keine Zeit, dich zu übergeben … Halte den Schild aufrecht«, forderte Anya.
    Kochar würgte erneut, doch dann stellte er seine Ordnung den anderen wieder zur Verfügung.
    Das Wiehern der verängstigten Pferde mischte sich unter das Rumoren des Erdbodens, der einst die lieblichen Hügel des hohen Graslandes bedeckt hatte.
    Beim nächsten Beben wischte sich Cerryl mit dem Ärmel über die Stirn und konzentrierte sich weiter darauf, das Chaos zurück in die Tiefen unter die wachsenden Hügel zu lenken, fort von der Straße. Ihm fiel das Lenken des Chaos leichter, als den Ordnungs-Schild gegen die Hitze und die rötlich weiße Macht aufrecht zu halten, die Jeslek heraufbeschwört hatte.
    »Gleich …«, rief Anya mit rauer Stimme.
    »Wenn … er nicht noch mehr … Chaos verliert …«, antwortete Fydel darauf.
    »Weiter … haltet durch …«
    Der braunhaarige, schmalgesichtige Magierschüler wendete eine weitere Chaos-Welle ab und führte sie zurück zu der Erhebung, die bereits ein kleiner Berg geworden war, zwei Meilen oder mehr nördlich der Großen Weißen Straße.
    »Jetzt kein neues Chaos mehr …«, schrie Jeslek. »Einfach … halten … nicht zu lange.«
    »Sagt er … so einfach«, flüsterte Lyasa so leise, dass Cerryl die Worte fast nicht verstanden hätte.
    Er nickte kurz, schwieg.
    Langsam verebbte der Druck des Chaos und verschwand schließlich völlig.
    »Macht weiter!«, befahl Jeslek.
    Cerryl musste sich erneut den Schweiß abwischen, doch auch das half nichts, ihm lief weiter die salzige Brühe in die Augen, die ohnehin schon brannten.
    Ein leichter, heißer Windstoß wehte noch mehr Schwefelgestank zu ihnen herüber. Cerryl schluckte die bittere Galle hinunter, die in ihm hochzusteigen drohte.
    »Besser …«, sagte Fydel. »Besser.«
    Anya richtete sich auf. »Gut. Ihr könnt euch jetzt ausruhen.«
    Jeslek fuhr herum und machte sich ungewöhnlich langsam auf den Weg zu den anderen Magiern. Er blieb stehen und beugte sich keuchend nach vorn; er musste anscheinend erst zu Atem kommen.
    »Sogar Jeslek … hat sich überanstrengt.«
    »Er wird nicht einmal merken, was er angerichtet hat«, antwortete Fydel.
    Kochar und Lyasa wechselten Blicke.
    Jeslek blieb etwa ein Dutzend Ellen entfernt von der Gruppe der Magier stehen, er strich sich sein langes weißes Haar zurück. »Das ist ein guter Anfang für den Präfekten. Nun hat er etwas, um das er sich wirklich Sorgen machen kann.«
    Wie um Jesleks Worte zu unterstreichen, bebte die Erde noch einmal … und bäumte sich auf; die Hügel im Norden setzten zitternd ihren Weg nach oben fort und verdeckten die Spätnachmittagssonne.
    Aus Norden und Westen strömte der widerliche Schwefelgestank zu Cerryl, der Jeslek beobachtete.
    Zum ersten Mal sah der Obermagier erschöpft aus, sein Gesicht verhärmt, beinahe bedrückt. Das weiße Haar, das sonst glänzte, hing nun stumpf und leblos herunter, im Gesicht wuchs ein grauer, stoppeliger Bart.
    Cerryl ließ sich auf die niedrige Mauer neben der Straße fallen, ihm war heiß vom Chaos und Sterne

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