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Die Weite fühlen - Solèr, P: Weite fühlen

Die Weite fühlen - Solèr, P: Weite fühlen

Titel: Die Weite fühlen - Solèr, P: Weite fühlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Solèr
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einer gelungenen Tour sind alle glücklich. Wir hatten es lustig. Silvio kam im Gespräch auf den geplanten Naturpark Adula, zu dem auch Via gehören würde. »Ja, wie seht ihr den Park?« Ich sagte: »Wir spielen dann die Affen, wenn er kommt!«
    November. Ein wunderschöner blauer Himmel am Morgen. Die Wangen röten sich. Eine halbe Stunde Zeit für mich, wie ich das geniesse.
    Letzthin sprach ich mit meinem Bruder in Los Angeles. Kaum zu glauben, diese Verbindung über den Ozean. Wir leben in einer verrückten Welt, meint er, rennen von Termin zu Termin, und die Zeit für die Familie kommt zu kurz.
    Vor ein paar Tagen hatte ich im Radio gehört, dass die Leute Schlange stehen, um die ersten iPhones zu kaufen. Und ich, zuhinterst im Tal, sah das erste schon wenige Tage danach.
    China, Shanghai. Oj, für eine Berglerin schon fast ein Kulturschock. Vor über zehn Jahren war ich dort. Damals sprachen nur wenige Chinesen Englisch, und als Fortbewegungsmittel gab es vor allem Velos. Die ganze Nacht fuhren alte Lastwagen. Die Metro war immer voll, wir fühlten uns wie Sardinen in der Dose. Im Zug hatte es weniger Menschen. Der Abfall wurde einfach auf den Boden geworfen, und ein Arbeiter sammelte ihn dann mit dem Besen ein. Ebenso in den Restaurants. Da lachten sie uns aus, wenn wir die Gräten der Fische schön auf dem Teller stapelten. Wir vier Schweizer wohnten im Hotel und tagsüber lernten wir im Spital Akupressur. Am Vormittag Diagnose, am Nachmittag Tuina Massage. Da ich China nur von der Akupressur her kannte und uns in Zürich ein chinesischer Arzt geschult hatte, der sehr gut war, ging ich mit der Vorstellung nach China, nur Heilige anzutreffen. Der Traum war schnell geplatzt, es waren auch Leute wie wir. Und so viele! In diesem einen Monat sah ich ein paar Ausländer im Spital – und sonst nur Chinesen. Europäer gab es nur in den Schaufenstern.
    In der freien Zeit sassen meine Kollegin und ich oft in Parks. Die Chinesen machen dort oft Chigong. Einmal war einer ganz in Weiss gekleidet, und ich konnte sehen, wie die Energie floss. Seine Bewegungen in vollkommener Harmonie waren wunderschön. Also gibt es doch Heilige.
    Kaum sassen wir auf einer Bank, waren Chinesen um uns herum und starrten uns an. Einmal redete ein alter Mann mit uns, er hatte Englisch im Radio gelernt. Ansonsten war es ja verboten, die englische Sprache zu beherrschen. Eine alte Frau mit kleinen Füssen fiel mir auf. Ich las danach in einem Buch über diese extrem schmerzhafte Prozedur. Die Frau hatte Mühe zu laufen. Kein Wunder – und das galt als Schönheit.
    Meine Kollegin und ich hatten ein Stammrestaurant, wir durften in der Küche wählen, was wir essen wollten. Die Leute waren sehr nett. Die Fische kamen direkt aus dem Aquarium in die Pfanne. Leider schloss das Restaurant, bevor wir abreisten. In einem anderen waren sie dann nicht so nett. Es war amerikanisch ausstaffiert, und den echten chinesischen Reis, der so fein schmeckt, brachten sie uns gebraten, und mit dem Preis gingen sie jedes Mal höher.
    Auch auf den Märkten waren die Äpfel plötzlich ganz teuer. Die Märkte waren sehr speziell für uns Europäer, es gab dort so viele verschiedene Kreaturen von Tieren im Angebot. Schlange schmeckt übrigens gut.
    Einmal hatten wir drei Tage frei. Wir planten eine Tour mit dem Schiff, die wir im Reiseführer gesehen hatten, und so gingen wir zum Bahnhof, um die Billette zu holen. Da standen schon viele, viele Menschen und warteten. Wir warteten auch einen Moment und sahen dann, dass wir keine Chance hatten, Billette zu kriegen und noch zurück zum Hotel zu laufen und unsere Sachen zu holen. Die Zeit war zu knapp. So gaben wir es auf. Ich glaube, wir hätten einen Tag gebraucht, um ein Billet zu kriegen. Wir machten dann eine kleinere Tour mit dem Zug. Im Hotel schrieb man uns unseren Zielort auf Chinesisch auf einen Zettel. Wir mussten einfach darauf vertrauen, dass sie unseren Wunsch in chinesischer Schrift schrieben. Es klappte.
    Es war ein erlebnisreicher Monat, und die Tuina Massage ist das Beste, was ich heimgebracht habe. Meine Schwester ersparte sich dank ihr eine Diskushernie-Operation. Nach der Reise kam ich zurück und ging zwei Tage danach mit den Ziegen auf die Weide. Ich war wieder in meiner Welt.
    Früher war ich im Winter noch nicht so gefragt wie heute im Dorf, und so blieb mir Zeit für spontane Reisen. In einer Zeitschrift sah ich ein Inserat: Zehn Tage mit Kamelen unterwegs in Marokko (Sahara). Da ich sehr spät

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