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Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier

Titel: Die Wellenläufer 02 - Die Muschelmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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meinem Befehl. Und jeden Tag kommen mehr dazu.« Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
    Soledad ging dazwischen. »Er sagt Eingeborenenstämme. Tatsächlich aber meint er Kannibalen!« Sie fixierte Rouquette und Galliano. »Ist es das, was ihr wollt? Ein Bündnis mit fünftausend Menschenfressern !«
    Die beiden Kapitäne wechselten einen Blick, richteten ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder auf Tyrone.
    »Das Beste kommt erst noch«, verkündete der Kannibalenkönig.
    »Fahrt fort!«, rief der Kapitän mit dem Gabelbart begierig.
    »Ich gebe euch fünftausend Männer - von denen euch keiner eine einzige Doublone kosten wird!«
    Wieder Schweigen. Offene Münder, aufgerissene Augen. Dann brach jemand in Gelächter aus, andere klatschten in die Hände. Die Begeisterung der Kapitäne schoss wie eine Flutwelle zwischen ihnen empor.
    Soledad stand da wie versteinert. Walker war plötzlich neben ihr und beugte sich an ihr Ohr. »Komm mit! Schnell!«
    »Aber -«
    »Nein. Es ist vorbei. Sie werden dir nicht mehr zuhören.«
    Sie wusste, dass er Recht hatte. Gegen solche Argumente war sie machtlos. Der Mahlstrom? Ein Krieg gegen die Klabauter? Unwichtig angesichts von fünftausend Kämpfern, die jeden dieser Kapitäne um ein Vielfaches reicher machen würden. Kämpfer zudem, für die sie nicht bezahlen mussten.
    Soledad nahm Abschied von der Vorstellung, mit einer großen Flotte nach Aelenium zurückzukehren. Selbst ihr Sieg über Kenndrick bedeutete ihr mit einem Mal nichts mehr. Wenn sie Glück hatten, kamen sie lebend von dieser Insel herunter. Die Antillen-Kapitäne würden Tyrone aus der Hand fressen und jeden seiner Wünsche erfüllen. Soledads Kopf auf einem goldenen Tablett? Gewiss nur eine Frage der schärfsten Klinge.
    Während die Kapitäne von ihren Plätzen sprangen und aufgeregt durcheinander riefen, bewegte sich Soledad mit Walker zur Treppe hinüber. Die Männer, die ihn und den Geisterhändler bewacht hatten, zeigten jetzt kein Interesse mehr an ihnen.
    »Weg hier«, sagte der Händler, als sie ihn erreichten.
    Und dann eilten sie auch schon die Treppe hinunter. Einmal nur blickte Soledad zurück und sah, wie sich Tyrone zu ihr umdrehte.
    Er riss den Mund auf und lachte sie aus. Fackelschein fiel auf seine Lippen.
    Sein Gaumen war schwarz wie der eines Hundes.
    Walker und der Geisterhändler stritten miteinander. Das heißt, Walker stritt - der Geisterhändler blieb merklich beherrschter. Der Captain verlangte zu erfahren, weshalb der Händler nicht einfach alle Geister der Insel herbeigerufen und der Farce dort oben ein Ende bereitet hatte. Der Händler entgegnete - und nicht zum ersten Mal -, dass alles, was während der Versammlung vorgefallen sei, genau so und nicht anders hatte geschehen müssen. Was freilich kein Argument war, für das ein Mann wie Walker Verständnis aufbrachte. Doch der Händler blieb stur, so als verfügte er über ein Wissen, das ihrer aller Schicksal betraf.
    »Es war wichtig«, sagte er, »dass wir Tyrone auf diese Weise begegneten. Und ebenso wichtig war es, dass Soledad Gelegenheit bekommen hat, Kenndrick vor den Augen aller zu demütigen. Früher oder später wirst du das verstehen, Walker.«
    Soledad horchte nur auf, als ihr Name fiel. Dann aber versank sie wieder in ihren eigenen düsteren Gedanken und überließ die Männer sich selbst.
    Sie hatten fast die Hälfte des Weges hinter sich gelassen, als zwei Piraten zwischen den Bäumen hervortraten und ihnen den Weg versperrten.
    »Was ist da oben los?«, fragte einer von ihnen. Er trug eine langläufige Büchse. Der zweite zog einen Säbel aus dem Gürtel. Trotzdem schienen beide nicht allzu erpicht darauf, Soledad und ihre Begleiter in einen Kampf zu verwickeln. Ihre Aufmerksamkeit galt vor allem der erleuchteten Plattform in der Felswand, die von hier unten wie ein zweiter Halbmond in der Dunkelheit glühte.
    »Wir feiern Captain Tyrone«, sagte Walker rasch, bevor Soledads Zögern die Wächter misstrauisch machen konnte. »Er hat gute Neuigkeiten mitgebracht.«
    »Der? Gute Neuigkeiten?« Der Mann mit der Büchse legte die Stirn in Falten. »Für mich sieht er aus wie ein Irrer.« Doch dann fügte er rasch hinzu: »Aber sagt’s nicht weiter.«
    Walker schüttelte den Kopf. »Die Kapitäne wollen zu seinen Ehren ein Fest veranstalten. Da oben haben sie jetzt schon ein Fass Rum angeschlagen.«
    »Rum?«, vergewisserte sich der Pirat mit dem Säbel.
    »Für alle.«
    »Auch für uns?«
    »Nicht, solange ihr

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