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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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keine öffentlichen Vorträge, Lesungen oder Gesänge mehr.
    Auf den ersten Blick schien es, als hätten sich die Bürger Aeleniums in Luft aufgelöst. Statt ihrer sah man fast nur noch Uniformierte in den engen Korallengassen. Bei genauerem Hinsehen bemerkte Griffin, dass viele Zivilisten ihre Alltagskleidung gegen die Lederuniform der Garde eingetauscht hatten.
    Auf Plätzen und in den Gärten der Stadt wurden sie von Waffenmeistern in die Grundzüge des Kampfes mit Säbel und Pistole eingewiesen. Allzu schnell wurde offenbar, dass die Bewohner der Seestern-Stadt kein Volk von Kriegern waren. Jene, die nicht als Händler, Fischer oder Bedienstete für die Versorgung der Stadt verantwortlich waren, arbeiteten meist in der Bibliothek - unter ihnen war keiner, der den Umgang mit Waffen wirklich beherrschte, auch wenn der Rat schon vor Jahren damit begonnen hatte, die Zivilisten regelmäßigen Schulungen zu unterziehen.
    Man wusste seit langem, dass der Mahlstrom zum Krieg rüstete, doch jetzt zeigte sich schmerzlich, dass die Vorbereitungen zur Verteidigung nicht ausreichend gewesen waren. Graf Aristoteles und die anderen Herren der Stadt hatten sich ein bisschen zu leichtfertig darauf verlassen, dass die Quappen rechtzeitig gefunden und gegen den Mahlstrom eingesetzt werden könnten.
    Griffin hatte Matador versorgt und die Stallknechte gebeten, das Tier nach dem anstrengenden Ritt besonders sorgsam zu pflegen. Auch dem Seepferd stand das Schlimmste noch bevor. Griffin war nicht sicher, wann es zum Einsatz kommen würde - doch wenn es so weit war, würde der Kampf im Wasser gegen die Klabauter gewiss kein Zuckerschlecken werden.
    Walker und Buenaventure, die ihn und Soledad bei ihrer Ankunft begrüßt hatten, waren wieder davongeeilt, um oberhalb der Molen zu helfen, den ersten Verteidigungswall zu verstärken. Immer noch wurden weitere Holzbalken, Sandsäcke und Korallenstücke aus der Unterstadt auf die Barrikaden gehievt, um den Klabautern das Durchkommen zu erschweren. Dabei war fraglich, welcher Feind eigentlich die größere Gefahr bedeutete: die Tiefen Stämme oder die Flotte des Kannibalenkönigs Tyrone.
    D’Artois, der Geisterhändler und der Rat schienen darüber uneins zu sein. Gewiss, die Klabauter waren schreckliche Kreaturen mit Krallen und mörderischen Haifischgebissen. Doch ihr Element war das Wasser, und noch wusste niemand genau, wie gut sie sich an Land schlagen würden.
    Die Kannibalen und Piraten dagegen, die Tyrone in die Schlacht führte, waren gewöhnliche Menschen, dazu in großer Zahl. Für den Kampf in den Gassen waren sie perfekte Verbündete des Mahlstroms.
    Noch allerdings war Tyrone mit seiner Flotte in wüste Seeschlachten in den Gewässern westlich der Kleinen Antillen verwickelt. Die Antillenkapitäne, die seit Jahren diese Region der Karibik beherrschten, fühlten sich von dem Kannibalenkönig verraten und hatten Rache geschworen.
    Den Verteidigern Aeleniums konnte dies nur recht sein. Nicht nur wurde dadurch Tyrone - und mit ihm der Mahlstrom - empfindlich geschwächt, er verlor zudem auch kostbare Zeit. Was als Überraschungsangriff auf die Seesternstadt geplant gewesen war, hatte sich nun zu einem vorhersehbaren Kriegszug entwickelt, den die Bewohner Aeleniums in ihre Pläne einbeziehen konnten.
    Griffin suchte sich seinen Weg durch die Gassen und über steile Treppen. Unterwegs passierte er die beiden Verteidigungswälle und verschiedene kleinere Barrikaden.
    Die Uniformierten waren allgegenwärtig - meist Männer, aber es gab auch Frauen unter denen, die für die Stadt kämpfen wollten. Manche Soldaten waren zu Trupps formiert und marschierten in Reih und Glied, andere liefen ungeordnet umher, stockten die Wälle auf oder wurden letzten Einweisungen unterzogen.
    Ohne sich zu verabschieden, war der Geisterhändler gleich nach ihrer Ankunft in Aelenium verschwunden. Zuletzt war er an Urvaters Seite gesehen worden, und als Griffin D’Artois danach gefragt hatte, bestätigte ihm dieser, dass die beiden Weisen sich in die Säle der Bibliothek zurückgezogen hatten.
    »Nicht meine Angelegenheit«, hatte der Hauptmann knurrig erklärt und sich zu seinen Truppen begeben, um die Verteidigungsvorbereitungen zu überwachen und letzte Strategien durchzusprechen.
    Griffin fragte sich, was Urvater und der Geisterhändler dort oben zu bereden hatten. Soledad hatte ihm flüsternd von den Wasserweberinnen erzählt, denen Jolly beim Untergang der Carfax begegnet war, und auch von dem, was die

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