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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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begonnen, seine Wiederkehr zu planen. Wir waren nur seine Vergangenheit, er aber wollte die Zukunft. Er hat uns voneinander getrennt und muss wohl gehofft haben, dass wir an Langeweile zu Grunde gehen. Oder wahnsinnig würden.«
    Jolly brachte keinen Ton heraus. Sie schämte sich, dass sie Aina so misstrauisch begegnet war. Hatte das Mädchen das erlebt, was auch ihnen vorherbestimmt war? Eine ewige Gefangenschaft an der Seite des Mahlstroms? Hatte Urvater deshalb behauptet, er wisse nicht, was sie tatsächlich am Ende ihres Weges im Schorfenschrund erwartete?
    Munk streckte eine Hand aus, um Aina zu berühren. Ganz vorsichtig nur, am Arm. Vielleicht wollte er sichergehen, dass sie das Mädchen nicht nur träumten, dass da nicht irgendetwas aus ihren Ängsten Gestalt angenommen hatte, um sie zu warnen.
    Seine Hand griff durch Ainas Arm hindurch. Sie bot keinen Widerstand.
    Munk schrak mit einem Keuchen zurück. Jolly sprang auf. Das Mädchen aber sah nur traurig zu ihnen empor, ohne sich zu rühren.
    »Ich verblasse«, sagte Aina.
    Munk stolperte ebenfalls auf die Füße. »Sie ist ein Geist«, flüsterte er tonlos.
    »Nein.« Zum ersten Mal klang Aina energisch, so als wäre all die Trauer und all der Schmerz mit einem Schlag von ihr gewichen. »Kein Geist! Ich bin ich. Ich bin Aina. Und ich lebe.«
    In ihren Augen glomm ein Funkeln, das vorher nicht da gewesen war. »Vielleicht reicht euch das ja als Beweis, dass ich die Wahrheit sage.« Sie schwieg einen Moment und fuhr dann mit ruhigerer Stimme fort. »Ich möchte, dass ihr mir glaubt. Seit mir die Flucht aus dem Bann des Mahlstroms gelungen ist, verliere ich an . Festigkeit. Ich verblasse, und es geht immer schneller, je weiter ich mich vom Schorfenschrund entferne. Vielleicht, weil ich in der Welt da draußen, in der Zeit da draußen, eigentlich gar nicht mehr existieren dürfte.«
    Das war Irrsinn - und klang zugleich so einleuchtend, dass es diesmal Jolly war, die als Erste ihren Argwohn überwand.
    Armes Ding, dachte sie mitfühlend. »Warum sind die anderen nicht mit dir geflohen? Deine Freunde.«
    »Ich weiß ja nicht mal, ob sie noch am Leben sind. Der Mahlstrom hat uns getrennt. Ich habe sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Aber ich kann sie spüren. Das klingt verrückt, oder?«
    Beide schüttelten unwillkürlich den Kopf. Sie waren Quappen, ganz gleich, wie die Dinge zwischen ihnen standen. Aina hatte Recht: Es gab eine Verbindung untereinander, unsichtbar und unbegreiflich.
    »Werdet ihr mir helfen?« Ainas Augen leuchteten.
    »Werdet ihr mir helfen, sie zu befreien?«
    Munk sah Jolly an. »Was meinst du?«
    Sie nickte. »Versuchen wir’s«
    Munk klang fast ein wenig zögerlich, als er sich wieder an Aina wandte. »Gut, einverstanden. Wir helfen dir, wenn du uns hilfst. Du kennst den Weg.«
    Jolly sah ihm ins Gesicht. Es war verschlossen, wie so oft in den letzten Tagen. Sie verstand ihn nicht. Eben noch hatte er es auf einen Streit mit ihr angelegt, um Aina beizustehen. Nun aber war es, als müsste sie ihn überzeugen, nicht umgekehrt. Lag es an der Enttäuschung darüber, dass nach Jolly nun bereits zum zweiten Mal ein Mädchen für ihn unerreichbar geworden war?
    Vorerst gab sie es auf, ihn begreifen zu wollen. Die Dinge waren verwirrend genug, auch ohne sich in die Gedanken eines Jungen einfühlen zu wollen.
    »Also gehen wir gemeinsam?«, fragte Aina hoffnungsvoll durch die schwarzen Haarsträhnen, die ihr immer wieder ins Gesicht fielen. Sie sahen ein wenig aus wie Stränge dunkler Wasserpflanzen.
    Jolly nickte. Munk ebenfalls.
    Schweigend saßen sie in ihrem Versteck, und jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach. Und obwohl Jolly eine Vielzahl von Fragen durch den Kopf gingen, scheute sie sich davor, sie laut auszusprechen. Wollte sie wirklich mehr über das erfahren, was das Mädchen erlebt hatte? Oder würden die Antworten schlimmer sein als alle Ungewissheit?
    Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf, vielleicht mehrere Stunden lang, und als sie erwachten, war Aina immer noch bei ihnen, saß mit angezogenen Knien über ihnen im Fenster der Turmruine und blickte gedankenverloren hinaus in die schwarze Tiefsee.

Die zweite Welle

    »Buenaventure! Da kommen Sie!«
    Der Pitbullmann blickte nicht hoch, als Walker über den Wall hinweg auf das Wasser deutete. Mit seinen geschärften Hundesinnen hatte er die Klabauter bereits unweit des Ufers gewittert, bevor irgendein anderer sie hatte sehen können.
    Die Rochen kreisten noch immer

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