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Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber

Titel: Die Wellenläufer 03 - Die Wasserweber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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die Mission der Quappen erfolglos blieb, waren sie nur zwei weitere Opfer eines aussichtslosen Krieges.
    »Hauptmann D’Artois?« Jolly beugte sich näher an ihn heran, als der Rochen über die Kante der Plattform schwebte und sich der Abgrund der Korallenhänge unter ihnen auftat.
    »Ja?«
    »Wenn Aelenium überlebt . ich meine, wenn der Mahlstrom besiegt wird, ich aber nicht von dort unten zurückkehre, können Sie dann etwas für mich tun?«
    Er nickte ernsthaft, ohne sich zu ihr umzuschauen. »Wenn ich überlebe - natürlich.«
    »Könnten Sie Griffin für mich suchen und ihm sagen .« Sie verstummte, überlegte und fasste sich dann ein Herz. »Könnten Sie ihm sagen, dass ich ihn sehr gern gehabt habe? Viel mehr, als er sich vorstellen kann?«
    »Das will ich gerne tun.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich oft an ihn gedacht habe in den letzten Tagen. Ich hätte ihn gern noch mal gesehen, bevor wir aufgebrochen sind.«
    »Das verstehe ich.«
    Jolly wollte noch etwas hinzufügen, dachte sich aber dann, dass D’Artois sicher begriffen hatte, was sie meinte. Falls er Griffin wirklich traf, würde er die richtigen Worte finden, ganz bestimmt.
    Sie warf einen letzten Blick zurück. Aus der Luft deutlich zu erkennen waren die Schutzwälle um die Stadt. Es gab zwei - einen am Fuß des Korallenbergkegels, dort wo die Zacken des Riesenseesterns mündeten, auf dem sich Aelenium erhob. Der zweite Barrikadenwall lag ein paar hundert Meter höher im Gewirr der Gassen, nur ein kleines Stück oberhalb des Dichterviertels. Falls er brach, war die Stadt verloren. Dann konnten sich die Bewohner nur noch im Häuserkampf wehren, und es war allein eine Frage der Zeit, ehe die Klabauter, Kannibalen und Piraten die letzten Stellungen überrannten.
    Schweren Herzens wendete Jolly ihren Blick ab und schaute nach vorn. Die Rochen trugen sie auf die Nebelwand zu, die Aelenium von allen Seiten umgab. Einen Moment später tauchten die Tiere in die Schwaden ein und durchflogen die höchste Schicht des Nebelwalls. Hier oben war es, als schwebten sie über den Wolken dahin, ein wattiges Weiß und Grau, das sich unter ihnen erstreckte, als könnte es jeden, der jetzt aus dem Sattel stürzte, mühelos auffangen. Dunstige Tentakel streckten sich nach den Rochen aus, die sie dann und wann mit ihren Unterseiten berührten oder mit den Schwingen in Stücke schnitten.
    Jolly räusperte sich. »Darf ich Sie noch was fragen, Hauptmann D’Artois?«
    »Frag nur.«
    »Gibt es jemanden… ich meine, haben Sie jemanden, der da unten auf Sie wartet? Für den Sie das alles hier tun?«
    D’Artois’ Nackenmuskeln traten plötzlich deutlich hervor, sein Rücken spannte sich merklich. »Ich kämpfe für . « Er verstummte. Vielleicht hatte er »für alle Menschen Aeleniums« sagen wollen, aber im letzten Moment war ihm wohl aufgegangen, wie schal diese Worte geklungen hätten. »Meine Frau ist tot«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Sie ist ums Leben gekommen, als die Klabauter die Nordzacke des Seesterns angegriffen haben. Sie hat einen der Hippocampen geritten, die von den Klabautern in die Tiefe gerissen wurden.«
    Jollys Kehle wurde noch trockener. »Das tut mir Leid.«
    D’Artois schien sich wieder ganz auf das Steuern des Rochens zu konzentrieren. Aber sie sah, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, als er die Zügel fester umklammerte. Er atmete tief durch, so als könnte ihn das von den bösen Erinnerungen befreien.
    Soledad legte Jolly eine Hand auf die Schulter, nur ganz kurz, um sich gleich darauf wieder am Sattel festzukrallen; ihr war der Flug nicht geheuer.
    »Jeder hier hat Opfer gebracht«, flüsterte sie in Jollys Ohr. »Munk hat seine Eltern verloren; du Captain Bannon; ich meinen Vater. Die Soldaten machen da keine Ausnahme.«
    Jolly wusste das, aber es war dennoch gut, dass Soledad es aussprach. In Anbetracht ihrer eigenen Angst und Unsicherheit drohte sie zu vergessen, dass auch andere mit Verlusten und mit Leid leben mussten. Sie war nur eine von vielen. Sie war nichts Besonderes, das hatte sie selbst immer gesagt, auch wenn Urvater und der Geisterhändler ihr etwas anderes hatten einreden wollen.
    Nur ein Mädchen.
    Irgendwie fand sie den Gedanken beruhigender als all das Gerede von Quappenzauber und Muschelmagie. Falls es ihnen tatsächlich gelingen sollte, den Mahlstrom zu schlagen, dann nicht, weil sie anders waren als andere. Falls sie ihn besiegten, dann nur, weil sie nicht vergaßen, was sie waren. Wer sie waren.
    Und dass

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