Die Welt aus den Fugen
die Adresse der blühenden Exportwirtschaft Deutschlands gerichtet. An dieser Stelle kehrt man in Berlin zu Recht eine gewisse Gereiztheit gegenüber Washington heraus. Zu vermerken ist ebenfalls, daà die deutsch-französische Militärkooperation, die sich in hoffnungsvollem Fortschritt befand, unter der Kanzlerschaft Merkel fast zum Erliegen gekommen ist, während zwischen London und Paris, den alten Partnern der Entente cordiale, eine gemeinsame strategische Planung konkret voranschreitet.
Was bleibt vom American Dream?
08. 08. 2011
Nur die Ãltesten unter uns erinnern sich an die ersten Jahre nach dem Krieg â damals galt es als schick, einen amerikanischen Dodge Studebaker zu fahren. Heute würde man sich in Europa lächerlich machen, mit einem solchen Automobil zu protzen.
Wer hätte sich in den 50er Jahren vorstellen können, daà der europäische Flugzeugbauer Airbus in einen erfolgreichen Wettstreit mit der absolut dominanten amerikanischen Firma Boeing treten würde? Und daà letztere das Rennen vielleicht verloren hätte, wenn sie nicht durch Rüstungsaufträge der US Air Force auf den letzten Stand gebracht worden wäre. Es ist jedenfalls bezeichnend, daà bei der Begleichung von Rechnungen in China oder RuÃland der Euro â so bedroht er heute auch erscheinen mag â dem US-Dollar vorgezogen wird.
Die Beispiele mögen nichts Endgültiges aussagen über die nach wie vor vorhandene Wirtschaftskraft der USA und die führende Rolle, die Wall Street weiterhin auf den internationalen Finanzmärkten beansprucht. Aber es gibt andere gravierende Faktoren, die uns besorgt nach Washington blicken lassen. Die Stabilität Amerikas bedeutet auch für die Währungen der übrigen Welt eine gewisse Garantie â oder aber ein ungeheures Risiko. Mit knapper Not hat Präsident Obama seine Budgetvorschläge, an denen er starke Abstriche vornehmen muÃte, durch den Kongreà gebracht. Sonst hätten die USA vor der Zahlungsunfähigkeit, fast vor dem Bankrott gestanden.
Jeder Abgeordnete, jeder Senator hätte sich bewuÃt sein müssen, daà es bei diversen schmerzlichen, aber notwendigen Begrenzungen des Haushaltsdefizits um eine Frage eminenten nationalen Interesses ging. Aber zwischen den verschiedenen Fraktionen der Republikaner und Demokraten ist in letzter Zeit eine solche an Haà grenzende Gegnerschaft aufgekommen, daà die Regierungsfähigkeit der Supermacht in Frage gestellt wird.
US-Präsident Obama, den die Europäer wie einen Erlöser gefeiert hatten, verfügt in seinem eigenen Land längst nicht über die gleiche Zustimmung. Inzwischen drängt sich der Eindruck auf, daà die USA ihre alten Rassengegensätze doch nicht so glorreich überwunden haben, wie wir das erhofften. Und daà ein starker Prozentsatz der dortigen reaktionären Wähler vor allem ein Ziel verfolgt: nämlich so schnell wie möglich den schwarzen Mann aus dem WeiÃen Haus zu vertreiben. Der jetzige Präsident hat die republikanische Opposition gegen sich aufgebracht und stöÃt bei den demagogischen Anstiftern der sogenannten Tea Party auf geradezu hysterische Feindschaft. Auch bei den eigenen Parteigängern, vor allem den liberalen Demokraten, blickt man mit Sorge auf den unsicheren Kurs des Staatschefs, der die Vollmachten, die ihm sein hohes Amt gewährt, nicht voll zu nutzen weiÃ.
Die angekündigte Terrorwelle ist nicht über die Vereinigten Staaten hereingebrochen. Osama Bin Laden ist nach zehnjähriger Suche zur Strecke gebracht worden. Aber in Afghanistan geht es längst nicht mehr darum, wie man die dortigen Taleban besiegen und einen verspäteten Kolonialkrieg gewinnen könnte. Sondern nur noch darum, wie die amerikanische Truppenpräsenz schrittweise abgebaut und der Rückzug aus diesem Feldzug ohne groÃen Prestigeverlust vorgenommen werden kann.
Amerika hat die Blamage von Vietnam überlebt. Doch der wirtschaftliche Niedergang der USA, die enorm wachsende Zahl der Arbeitslosen, die unzureichende Sozialversorgung können sich weit negativer auswirken als die Unfähigkeit des US-Kolosses, bei aller technischer Perfektionierung die Tücken des sogenannten asymmetrischen Krieges zu bestehen. Es ist kein gutes Zeichen, daà die Euro-Währung, die bei ihrer Einführung mit 0,80 US-Dollar gehandelt wurde, längst auf 1,40 Dollar gestiegen
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