Die Welt aus den Fugen
nicht zutraute.
Ãber das präzise Programm des sozialistischen Wahlsiegers zu spekulieren wäre vor den kommenden Parlamentswahlen im Juni verfrüht. Aber als deklarierten Gegner hat Hollande bereits die Mächte der GroÃfinanz ins Visier genommen. Die bislang privilegierte Oberschicht Frankreichs ist sich des bevorstehenden Aderlasses voll bewuÃt. Dort â wie unlängst in Deutschland â richten sich die unerbittlichen Blicke der Steuerbehörden bereits auf die umfangreichen Geheimkonten, die angeblich in Schweizer Banken gehortet sind. Zwar wird der künftige französische Finanzminister nicht wie der forsche deutsche Ex-Minister Steinbrück die eidgenössischen Banken mit Indianern und seine argwöhnischen Steuerfahnder nicht mit der US-Kavallerie von Fort Yuma vergleichen. In Paris wird man sich eines vornehmeren Tones befleiÃigen. Doch der Wille zur finanziellen Sanierung wird vermutlich zu ähnlichen Transaktionen führen, wie sie zwischen Berlin und Bern bereits stattfanden. Der historisch gewachsenen freundschaftlichen Bindung zwischen der Confoederatio Helvetica und der République Française dürften diese Scharmützel jedoch keinen dauerhaften Schaden zuführen.
Ãgyptens Generale
Interview, 21. 05. 2012 6
Herr Scholl-Latour, welcher Kandidat hat die besten Aussichten, neuer Präsident Ãgyptens zu werden?
Nur drei können ernst genommen werden: Amr Moussa, der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, der unter Mubarak AuÃenminister gewesen ist. Abul Futuh, ein früheres Mitglied der Muslimbrüder, der aber sehr gemäÃigt ist und dem Verein nicht mehr angehört. Und Mohammed el-Mursi von den Muslimbrüdern.
Wer ist der Kandidat des Militärs?
Es kann sein, daà die Generale heimlich Amr Moussa unterstützen. Als Mann des alten Regimes wäre er für sie wohl akzepÂtabel. Wer gewinnt, hängt vor allem davon ab, ob die Wahlen getürkt werden.
Sehen Sie Anzeichen dafür, daà die Wahl manipuliert werden soll?
Es wird immer manipuliert! Ich halte es für sehr wahrscheinlich. Ich kenne das aus dem Sudan: Da schickt der Westen wieder hundert Beobachter, und die fahren in ihren Land Rovern durch die Gegend und haben keine Ahnung, was wirklich passiert.
Wenn es zu einer Manipulation kommen sollte â wer würde dahinterstecken?
Die Militärs. Die Parlamentswahlen sind ja offenbar ehrlich verlaufen â und da haben sich die islamischen Parteien durchgesetzt. Das war nicht in ihrem Sinne.
Ãgypten wählt seinen Präsidenten, bevor die neue Verfassung steht. Was bedeutet das?
Das ist ein groÃes Problem. Denn man weià noch gar nicht, mit welchen Vollmachten dieses Amt ausgestattet sein wird. Die gröÃte Frage ist, welche Rolle die Scharia in der neuen Verfassung spielt.
Wie groà ist die Gefahr, daà Ãgypten ein islamischer Staat wird?
Das ist doch keine Gefahr! Das ist der Irrtum des Westens, daà wir glauben, wir könnten ihnen vorschreiben, wie sie abzustimmen haben. Und die Salafisten in Ãgypten sind immer noch gemäÃigter als die Wahhabiten in Saudi-Arabien, die ja bekanntlich unsere Verbündeten sind und denen wir Panzer liefern, damit sie den Aufstand in Bahrain niederkämpfen.
Was wird aus Ãgypten als Tourismusziel, wenn die Muslimbrüder das Sagen haben?
Ob Sie sich dann noch im Bikini an den Strand legen können, ist fraglich. Und auch ein Alkoholverbot würde eine muslimische Regierung wohl befürworten. Aber was soll man machen? Wenn die Leute diesen Wirtschaftszweig kaputtmachen wollen, können wir sie auch nicht daran hindern!
Deutsche U-Boote für Israel
11. 06. 2012
Die Lieferung deutscher U-Boote an Israel wird noch weite Kreise ziehen. Dabei geht es nicht so sehr um die deutsche Ãffentlichkeit, die sich überwiegend mit kleinlichen internen Parteiquerelen herumschlägt. Das strategische Gleichgewicht im Nahen und Mittleren Osten ist aus den Fugen geraten. Und die zusätzliche nukleare Aufrüstung der israelischen Streitkräfte, kurz »Zahal« genannt, eröffnet völlig neue geostrategische Perspektiven.
Die Argumente der Regierung Netanjahu sind aus israelischer Sicht einleuchtend. Der Judenstaat lebt unter dem Alptraum der nuklearen Vernichtung. Die Befürchtung, daà eines Tages die Islamische Republik Iran zu einem solchen Schlag ausholen würde, ist in weiten
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