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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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rollte sie fest zusammen und stopfte sie oben in den Sternbeutel.
    Oomark stand bereits neben einem großen Busch voller goldgelber Beeren, der auf einem Erdwall wuchs. Oomark war nicht der einzige, der sich an den Beeren gütlich tat. Von einigen der Zweige hingen jene zartbeflügelten Vögel oder Insekten herab, die ich bereits im Wald gesehen hatte, und im Gras sah ich mehrere kleine Tiere. Oomark stopfte sich drei, vier Beeren gleichzeitig in den Mund, so daß ihm der Saft über das Kinn lief und auf seine behaarte Brust tropfte.
    Als er mir drei dieser Beeren anbot, schüttelte ich den Kopf – aber ich hätte sie gern gekostet. Hastig wandte ich mich ab, um der Versuchung nicht zu erliegen, und Oomark ließ sie grinsend in seinem eigenen Mund verschwinden. Ich wußte, ich würde ihn nicht davon abhalten können, das zu essen, wonach ihn verlangte.
    Ich fand es eigenartig, daß sich mitten in dieser flachen Landschaft ein solcher Erdwall befand. Er sah aus, als wäre er irgendwann absichtlich aus einem längst vergessenen Grund dort angehäuft worden. Später stellte ich fest, daß dieser der erste einer Reihe gleicher Hügel war, die in gerader Linie errichtet worden waren. Als sich der Nebel vollends hob, zählte ich insgesamt neun.
    An einem Ende eines jeden dieser Erdwälle stand ein großer Busch – oder ein kleiner Baum, aber sie waren nicht alle gleich. Es gab drei Sorten; die Bäume mit den gelben Beeren, dann Bäume mit größeren, dunkelroten Kugelfrüchten und verschiedenartig geformten Blättern von so dunklem Grün, daß es fast schwarz wirkte. Unter diesen Bäumen sah ich keine schmausenden Geschöpfe, und irgendwie hatten sie auch etwas Abstoßendes an sich.
    Die dritte Baumart wies viel zarteres Laubwerk auf – lange, sehr blaßgrüne Blätter mit Silberrand. Auch Stamm und Äste waren glatt und silbrig. Diese Bäume hatten keine Früchte, sondern nur große Büschel weißer Blüten, die sich sanft hin- und herwiegten, obgleich keine Brise zu spüren war. Dann und wann wehte ein so süßer, zarter Duft zu mir, daß ich mich danach sehnte, hinzulaufen und mein Gesicht in den Blüten zu vergraben. Aber genau wie die dunkelroten Früchte des zweiten Baumes schienen sie eine Berührung abzuwehren, obgleich sie mich nicht abstießen wie die anderen.
    Diese Bäume waren in einem bestimmten Muster angepflanzt. Erst kamen die goldenen Beeren, dann die purpurnen Kugelfrüchte und zuletzt die silberweißen Blüten. Diese Reihenfolge wiederholte sich noch zweimal. Ich war überzeugt, daß das eine Bedeutung hatte. Was waren das für Erdwälle?
    Offenbar hatte Oomark sich sattgegessen, denn er verließ den Busch, rieb seine klebrigen Hände im Gras ab und wischte sich den Mund ab. Dann wandte er sein Gesicht dem Erdhügel zu und hob beide Hände. »Meinen Dank, Schläfer, für die freundliche Gabe, den reichen Schmaus.«
    »Wer ist der Schläfer?« fragte ich.
    Oomark sah verwirrt aus und blickte zurück zu dem Hügel. »Ich weiß es nicht.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt …«
    »Ich habe das gesagt, weil es sich so gehört. Frag doch nicht dauernd, Kilda! Du stellst immer nur Fragen! Wenn du essen würdest, würdest du auch wissen – und du müßtest nicht fragen!«
    »Ich würde wissen, wenn ich äße? Hast du dein Wissen auf diese Weise erlangt, Oomark?«
    »Ich glaube, ja. Jedenfalls weiß ich, daß man dem Schläfer dankt, wenn man hier gegessen hat. Das tun die Folke immer.«
    Als wir an dem nächsten Baum vorüberkamen, fragte ich: »Was ist mit diesen?« Ich versuchte immer noch, soviel wie möglich in Erfahrung zu bringen. »Da sind doch auch Früchte …«
    »Nein!« Er vermied es, die dunkelroten Kugeln anzusehen. »Wenn man diese ißt – muß man sterben. Nicht alle Schläfer haben freundliche Gedanken für die Folke. Diese Früchte ißt man nicht – und die Blüten dort berührt man nicht.« Er zeigte auf die silberweißen Blumen des nächsten Baumes.
    »Sie sind also auch tödlich?«
    Wieder schien er verwirrt. »Nein, nicht auf die gleiche Weise. Sie … sie könnten den Folke von Nutzen sein, aber sie wollen nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht, Kilda. Die rote Frucht ist schlecht, weil der Schläfer dort uns haßt. Aber die Blumen – sie sind den Folke nicht ähnlich genug, daß sie sie berühren können.«
    Drei verschiedene Arten von Schläfern also, folgerte ich.
    Als wir den Erdhügel mit dem Silberbaum entlanggingen, begannen sich die

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