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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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die jedoch keineswegs angenehm war. Ich hatte eher das Gefühl, mich auf einer dünnen, sicheren Schicht über einem verzehrenden Feuer zu befinden.
    Ich leckte meine Lippen und dachte an Wasser. Meine Füße bewegten und wanden sich in der Bandage, schienen sich befreien und in die Erde graben zu wollen, um die Energie zu finden, die mich so erschreckt hatte, als ich meine Stiefel auszog.
    Als ich mich zurückwandte, entdeckte ich das volle Ausmaß meiner Dummheit, in dieses Labyrinth zu rennen. Alle gewundenen Wege sahen gleich aus, und ich wußte nicht, welcher mich hierhergeführt hatte, nicht einmal die Richtung, aus der ich gekommen war.
    Ich zwang mich mit aller Kraft, stehenzubleiben, Atem zu schöpfen, meine Panik zu überwinden und mich richtig umzusehen. Gewiß, alle Wege sahen gleich aus, aber ich kämpfte entschlossen gegen meine Angst an. Ich konnte meine Füße nicht stillhalten, sie schlugen gegen den Boden und versuchten, sich durch die Bandage in den Boden zu graben, ohne meinem Willen zu gehorchen. Und das Verlangen, die Bandage, die ich so sorgfältig angelegt hatte, herunterzureißen und die Erde zu fühlen, war so überwältigend, daß ich nicht weiß, wie ich das durchhalten konnte.
    Und dann, als ich mich vorbeugte, um auf meine Füße zu starren, stieg mir ein zarter Duft in die Nase, und ich erinnerte mich an den Blütenzweig in meinem Gürtel. Obgleich ich ihn mm schon eine Weile bei mir trug, waren Blüten und Blätter noch ganz frisch. Ich berührte den Stengel, und von dieser Berührung breitete sich ein Gefühl frischer Kälte in mir aus – anders kann ich es nicht beschreiben.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, nahm ich den Blütenzweig aus meinem Gürtel, beugte mich vor und strich damit leicht über meine gequälten Füße. Obgleich die Bandage verhinderte, daß er mein nacktes Fleisch berührte, hörten die Zehen auf, sich zu bewegen. Ich befestigte nun meine zusammengeknüpfte Tunika am Gürtel, und als ich weiterging, trug ich den Zweig in der einen Hand, den beschwerten Beutel in der anderen.
    Was mir dann plötzlich gegenüberstand, als ich um die nächste Erhebung kam, war jedoch nichts, was sich mit meinem Steinbeutel in die Flucht schlagen ließ. Im ersten flüchtigen Augenblick dachte ich, daß ich nun endlich Oomark gefunden hätte, aber dann wußte ich, daß dieses Wesen nicht Oomark war, nicht einmal ein total veränderter Oomark.
    Es war etwas größer als ich und sehr viel breiter. Die Ähnlichkeit mit Oomark bestand in der allgemeinen äußeren Erscheinung, denn es ging aufrecht auf zwei Hufen. Da es keine Kleidung trug, hing ihm das zottige graue Fell verfilzt und mit Schmutz bedeckt frei um die Flanken. An den Enden seiner Vorderglieder befanden sich unverkennbar Hände – und mit diesen war es gerade emsig dabei, sich zu kratzen. Der Kopf war lang und schmal. Vielleicht war das Gesicht einst humanoid gewesen, aber jetzt glich es mit der breiten Nase, dem fliehenden Kinn und den schlaffen, sabbernden Lippen einer grotesken Maske. Über den sehr großen Augen saßen Hörner, viel größer und gebogener als die Oomarks. Die Haut des Gesichts war gelbbraun. Von seinem Körper ging ein solcher Gestank aus, daß mir übel wurde. Das Geschöpf betrachtete mich, ohne mit der Wimper zu zucken, und – schlimmer noch – es betrachtete mich mit offensichtlicher Intelligenz und Heimtücke.
    Ich wich zurück. Das Geschöpf fuhr fort, mich anzustarren und sich zu kratzen. Dann näherte es sich, bedächtig und ohne Eile, als wäre es gewiß, daß ich ihm sowieso nicht entgehen könnte. Ich spürte, daß es meine Angst und meinen Ekel genoß. Ich wagte nicht, ihm den Rücken zuzuwenden und fortzulaufen. Ich hatte das Gefühl, daß ich einen kleinen Vorteil auf meiner Seite hatte, so lange ich das Geschöpf im Auge behielt. Es nutzte offensichtlich die Wirkung, die es auf mich hatte, aus, um mich zu entnerven. So zog ich mich vorsichtig seitwärts zurück und schwang den beschwerten Beutel, obgleich das eine jämmerliche Waffe gegen dieses massige Ungetüm war.
    Es betrachtete mich mit verächtlicher Genugtuung aus seinen seltsamen, feuerroten Augen, die ohne jeglichen dunklen Kern oder Pupille waren. Auf meinem Rückmarsch geriet ich in den tieferen Schatten der Erhebung, und als es mir folgte, glühten diese Augen plötzlich auf wie Feuer.
    Ich wich weiter zurück, und das Wesen folgte mir unerbittlich, obgleich es keinerlei Anstalten machte, mich anzugreifen. Dann stieß

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