Die Welt der grünen Lady
meine Schulter gegen die Wand der Erhebung, und nun bewegte ich mich an diesem Wall entlang, mit dem kümmerlichen Trost, daß ich wenigstens von dieser Seite her geschützt war.
Das Wesen hob seinen gehörnten Kopf und stieß eine Reihe von Grunztönen aus. Zu meinem Entsetzen wurde diese von irgendwo rechts von mir beantwortet, als warte dort ein weiteres Ungeheuer. Ich blieb sofort stehen, wagte jedoch nicht, meinen Blick von den glühenden Augen zu wenden, um mich umzusehen.
Ich wartete, und dann hörte ich ein. Stampfen, und ein schwarzer Schatten erschien neben dem Gehörnten. Er war sehr groß und reichte dem Gehörnten bis an die Schulter, obgleich er auf vier Beinen lief.
Ein knochendürrer Schwanz peitschte um seine Flanken. Der Kopf dieses Ungeheuers glich einem nur mit Haut bedeckten Totenschädel mit großen, dunklen Augenhöhlen, in deren Tiefe ich ein Flackern desselben Augenfeuers sah wie bei dem Gehörnten. Das riesige Maul war weit geöffnet und zeigte eine doppelte Reihe von phosphoreszierenden Fängen, zwischen denen eine große, schwarze Zunge hing. Winzige Ohren klebten dicht am Schädel, und im Gegensatz zu der Behaartheit des Gehörnten war seine Haut, an manchen Stellen ganz straff über den Knochen, am Bauch jedoch in Falten herunterhängend, völlig haarlos.
Es hockte sich neben dem Gehörnten auf das Hinterteil. Ich wußte, daß ich diesen beiden nicht den Rücken zuwenden, noch meinen Blick von ihnen abwenden durfte, nicht einmal, um zu sehen, was vor mix lag, wenn ich weiter an dem Erdwall entlang zurückwich.
Was jedoch dann geschah, überraschte mich so sehr, daß ich zurückfuhr und fast gestolpert wäre. Ich hörte plötzlich Worte, deren Bedeutung ich jedoch nicht verstand.
»Skark, Skark! Shuck, Shuck!«
Das vierfüßige Geschöpf sprang hoch, fuhr herum und stellte seine Vorderfüße gegen den Erdwall mir gegenüber. Sein Totenschädelkopf legte sich nach hinten und aus seinem geöffneten Maul kam ein schauerlicher Laut. Auch der Gehörnte blickte in die Richtung, aus der dieser Ruf gekommen war. Und wieder rief die heisere Stimme: »Skark, Skark! Shuck, Shuck!«
Ich war so überrascht, daß es fast zu lange dauerte, bis mir bewußt wurde, daß ihre Aufmerksamkeit durch den Ruf genügend von mir abgelenkt wurde, daß ich eine kleine Fluchtchance hatte. Ich schlich mich hinter den Erdhügel und dann in einen der Seitenpfade. Ich lief, so schnell mich meine Beine trugen, fort von den beiden Ungeheuern und fort von dem Ruf, der mich gerettet hatte.
Aus der Ferne hörte ich immer noch diese Worte. Konnte ich glauben, daß dort in diesem Schreckenslabyrinth jemand absichtlich eingegriffen hatte, um mich zu retten? Oomark? Nein, es war nicht seine Stimme gewesen. Diese Stimme war tiefer und heiser.
Das haarige Geschöpf, das uns gefolgt war und um meine Nahrung gebettelt hatte, kam mir in den Sinn. Vielleicht war es so sehr darauf bedacht, meine Vorräte in die Hände zu bekommen, daß es sogar bereit war, mich vor den anderen zu retten. Dieser Gedanke genügte, um mich zu noch größeren Anstrengungen anzuspornen.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als aus diesen Hügeln herauszukommen, und endlich führte mich der üble Gestank der Bäume mit den roten Früchten auf den richtigen Weg. Es waren nicht die gleichen, die ich zuerst gesehen hatte, aber an ihnen vorbei gelangte ich auf einen neuen Weg und sah offenes Grasland.
Wie lange ich in diesem Labyrinth der Hügel umhergeirrt war, konnte ich nicht einmal schätzen. Zeit war in dieser fremden Welt für mich nicht meßbar, obwohl es sein konnte, daß jene Perioden, wenn der Nebel einfiel, und jene, wenn er wieder abzog, der Einteilung von Nacht und Tag entsprechen mochten. Wenn es so war, würde ich früher oder später wieder der Gefahrenzeit des Nebels ausgesetzt sein, und nach dem, was ich bereits erlebt hatte, erschien es mir ratsam, einen jener Zufluchtsringe aufzusuchen, die Oomark mir gezeigt hatte. Aber obgleich ich im Laufen den Boden nach allen Richtungen hin absuchte, konnte ich nirgends das auffällige dunklere Grün der Ringbegrenzungen entdecken.
Das Verlangen nach Wasser und Nahrung wurde jetzt übermächtig. Seit meine Füße Energie aus der Erde gesogen hatten, war ich nicht mehr so müde und erschöpft gewesen. Die Bandagen um meine Füße waren fast durchgetreten und lockerten sich bereits. Ich würde sie bald erneuern müssen. Lange konnte ich mich sowieso nicht mehr weiterschleppen.
Es war eine der
Weitere Kostenlose Bücher