Die Welt der grünen Lady
Bandagen, die schließlich meine Überlegungen beendete und für mich entschied. Sie löste sich, verfing sich zwischen meinen Fußgelenken und brachte mich zu Fall. Benommen von dem Sturz blieb ich liegen, und als ich mich endlich aufrichtete, sah ich, daß ich meine Füße neu einwickeln und ein Stück meiner Tunika dafür opfern mußte.
Unruhig stellte ich außerdem fest, daß der Nebel sich inzwischen verdichtet hatte, seit ich aus den Hügeln herausgekommen war. Bald würde er mich vollends einschließen.
Der Blütenzweig! Ich hatte ihn in der Hand gehalten, als ich fiel. Rasch nahm ich ihn wieder an mich. Der lange Stengel war gespalten, aber die Blüten und Blätter waren unbeschädigt und sahen immer noch frisch aus. Ich legte den Zweig neben mich und holte meine Vorräte heraus. Es war so wenig! Lediglich der Tatsache, daß ich großzügig Süßigkeiten eingepackt hatte, um Oomark und seinen Freunden auch welche abzugeben, verdankte ich, daß ich überhaupt noch etwas hatte. Ich begnügte mich mit einer einzigen Waffel.
Dann entfernte ich die zerfetzten Bandagen von meinen Füßen. Ich hatte meine Füße auf den Sack mit Steinen gestellt, um eine direkte Berührung mit dem Boden zu vermeiden, aber wieder hatte ich keine Gewalt über diese fremden Füße. Bevor ich nach dem Blütenzweig greifen konnte, schlängelten sie sich fort und gruben sich in die Erde.
Es gelang mir nicht, sie wieder herauszureißen, so sehr ich mich auch bemühte und an ihnen zerrte. Und dann besiegte mich mein Körper, denn wieder strömte diese Energie durch die Zehen herauf. Und es breitete sich ein solches Wohlbefinden in mir aus, daß ich schwach wurde und mich diesem köstlichen Gefühl überließ.
Aber nicht für lange gab ich den Kampf auf. Vielleicht war doch noch genug in mir, daß ich meine wiederkehrende Kraft für einen guten Zweck nutzte. Ich nahm den Blütenzweig auf und atmete tief den Duft ein. Mein Kopf schien klar zu werden, und meine Entschlossenheit kehrte zurück. Jetzt berührte ich meine Füße mit dem Zweig, zog die Zehen aus der Erde und stellte sie auf den Beutel. Als ich die klebrige Erde abrieb, sah ich voller Angst, daß meine Zehen sehr dunkel und noch länger und dünner waren als das letzte Mal. Es war widerlich, sie zu berühren.
Ich riß von meiner Tunika zwei doppelte Stofflagen. Zwischen diese legte ich geglättete Stücke der Nahrungshüllen, um die improvisierten Fußbedeckungen so stabil wie möglich zu machen. Diese band ich mit größter Sorgfalt um meine Füße, und als ich sie vorsichtig testete, indem ich meinen rechten Fuß auf den Boden setzte, blieben die Zehen still.
All das hatte jedoch Zeit in Anspruch genommen, und obgleich ich mich jetzt viel kräftiger fühlte, wurde der Nebel rings um mich immer dichter. Ich lauschte, hörte jedoch nichts. Der Mangel an Geräuschen beruhigte mich aber keineswegs – vielleicht konnte nur ich im Nebel nichts sehen, während ich den Bewohnern dieser Welt sichtbar war. Vielleicht wurde ich bereits in diesem Augenblick belauert!
Ich rollte mich zusammen und hielt den Zweig auf meinen Knien. Der zarte Duft beruhigte meine überreizten Nerven. Der Vorratsbeutel war an meinem Gürtel befestigt, den Beutel mit den Steinen hatte ich griffbereit neben mir. So wartete ich – auf was, hätte ich nicht sagen können.
10
Ich schlief nicht. Seit ich diese Welt betreten hatte, war ich zwar erschöpft und müde gewesen, aber den Wunsch zu schlafen hatte ich nie gehabt. Da ich nicht weiter konnte, bis der Nebel sich verzog, blieben mir nur meine Gedanken, um mich zu beschäftigen. Ich versuchte mir vorzustellen, ich säße in der galaktischen Bibliothek auf Chalox vor meinem Lehrmeister und Freund Lazk Volk und müßte ihm Bericht erstatten.
Welches waren die Fakten, die ich entdeckt hatte? Oomarks Aversion gegen unsere natürliche Nahrung, seine Veränderung und seine Angst vor dem Blütenzweig.
Aber – ich hatte ebenfalls angefangen, mich zu verändern, obgleich ich nichts von den Früchten des Landes gegessen hatte, wie er. Wie also? Warum? Ich durchsuchte sorgfältig mein Gedächtnis. Ich hatte getrunken! Bei meinem Erwachen hatte ich aus dem Teich getrunken. Ich hatte also auch etwas von den natürlichen Produkten dieser Welt in meinen Körper aufgenommen. Wieso hatte dann der Blütenzweig bewirkt, daß meine Haut wieder normal wurde? Und was war mit meinem Haar? Ich zupfte mir zwei Haarsträhnen heraus, um sie zu betrachten.
Sie sahen
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