Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
fällt alles nach hinten und verschließt die Atemwege – mal ganz vereinfacht erklärt. Das passiert insbesondere bei dicken, älteren Männern, da ist sowieso im Hals alles enger.«
Genau
das
liebe ich an meinen Ärzten, ihre schonungslose Offenheit. Übrigens Dr. Schäfer ist mindestens doppelt so dick wie ich und nur ein paar Jahre jünger. »Auf jeden Fall würde es mich nicht wundern, wenn Sie unter einer Apnoe leiden, das passt zu Ihrem Krankheitsbild: Sie haben keinen erholsamen Schlaf, sondern Stress, wenn Sie nach Luft ringen, und das erhöht wiederum den Blutdruck. Sie sind erschöpft nach der unruhigen Nacht, weil Sie immer wieder aufwachen. Und weil Sie so schlapp sind, bewegen Sie sich zu wenig und nehmen an Gewicht zu. Außerdem wälzen Sie sich in der Nacht hin und her, liegen falsch, was Ihrem Rücken auch nicht gerade guttut. Und außerdem, Herr Doyle« – der Doktor beugte sich mit ernstem Gesicht nach vorne –, »es gibt eine Studie aus den USA , nach der sich die Lebenserwartung von Menschen, die an einer Schlafapnoe leiden, um 15 Prozent verringert!«
Und blaue Flecken kriegt man auch noch.
Aber das sagte ich nicht; das dachte ich nur. Auf jeden Fall war Dr. Schäfer überzeugt davon, die Ursache für sämtliche meiner Beschwerden gefunden zu haben. Ganz einfach. Ich bräuchte nur richtig zu schlafen, und alles wäre gut.
»Und was macht man gegen so eine Schlafdingens?«
»Na ja, abnehmen und viel Sport treiben, damit das Gewebe straffer und die Atemwege frei werden.«
Super. Das war, was ich hören wollte.
Was macht man gegen Bandscheibenschmerzen? Abnehmen. Sport treiben.
Was macht man gegen Übergewicht? Abnehmen. Sport treiben.
Gegen altersbedingte Verfallserscheinungen? Abnehmen. Sport treiben.
Ich hätte Arzt werden sollen. Einfacher kann man sein Geld nicht verdienen. Aber dann hatte Dr. Schäfer doch noch ein paar andere Pfeile im Therapie-Köcher.
»Es gibt schon Methoden, um das Schnarchen oder gar die Schlafapnoe zu verhindern oder einzuschränken. Die einfachste ist: Weil man meistens in Rückenlage schnarcht, muss man nur verhindern, dass man während des Schlafs auf dem Rücken liegt. Dafür nehmen sie sich einfach einen BH von Ihrer Frau, legen zwei Tennisbälle rein und schnallen sich den BH mit den Tennisbällen auf den Rücken. Wenn Sie sich dann nachts auf den Rücken drehen, ist das so unbequem, dass Sie automatisch wieder in die Seitenlage wechseln.«
Das hörte sich gut an: Ich, John Doyle, wäre der erste Mann mit vier Brüsten! Na ja, eigentlich hatte ich ja andere Lebensziele. Bevor ich diesen Gedanken jedoch weitersponn, war der Doktor schon bei der nächsten Therapie. Er fischte ein durchsichtiges Plastikgebiss aus der Schublade und steckte es sich in den Mund. Im selben Moment schob sich sein Unterkiefer nach vorn. Er sah aus … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll … irgendwie sah er aus wie das Alien aus »Alien«. Diese fiese Kreatur, mit der sich Sigourney Weaver immer rumschlagen musste.
»Das«, sprach der Herr Doktor mit einer Stimme, die auch mehr nach Alien als nach Porschefahrer klang, »ist etwas ganz Neues. Durch das Gebiss wird der Unterkiefer nach vorn geschoben« (was nicht zu übersehen war), »und damit wird sozusagen der Hals geöffnet. Mal ganz einfach ausgedrückt: Der Hals ist also frei, und man kann durchatmen. Ich hab mir das machen lassen, weil ich selbst schnarche.«
Der Doktor wurde mir immer sympathischer: Er ist dick, er schnarcht und er fährt ein Auto, das ich auch gerne fahren würde, wenn ich denn in den Porsche ein- und wieder aussteigen könnte.
Aber bevor ich mich weiter darüber freuen konnte, einen dicken Alien als Hausarzt zu haben, nahm er das Gebiss wieder raus und holte einen Staubsauger aus dem Schrank. Allerdings war das gar kein Staubsauger, sondern eine »Schlafmaske«.
»So«, sagte er voller Vorfreude, »das ist eine Schlafmaske gegen Schlafapnoe. Funktioniert im Grunde wie ein Staubsauger, nur umgekehrt. Durch das Gerät wird kontinuierlich Raumluft in die Nase geblasen, wodurch die Atemwege frei bleiben.« Das Teil sah tatsächlich aus wie ein Staubsauger, halt ein Ding mit Schläuchen dran. »Hm«, sagte ich, »wie ist das … wenn man die Maske im Gesicht hat … mit den Schläuchen da dran und an der Steckdose angeschlossen … wie ist das dann … mit Sex?«
»Sex? Na ja, beim Sex haben Sie das Ding ja nicht auf. Während des Sex schnarcht man ja eher selten.«
Das stimmt, da hatte
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