Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
erlösende Satz: »Geschafft, Herr Doyle!«
Tatsächlich war ich geschafft und hatte gleichzeitig ein anderes Verhältnis zum Doping bekommen. Auf jeden Fall kann ich nun Lance, Jan, Floyd und Alberto ein bisschen besser verstehen.
Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Mit meinem Herzen war alles in Ordnung. Warum mein linker Arm trotzdem schmerzte, wusste auch der Kardiologe nicht. Vielleicht falsch gelegen? Aber er hatte noch einen Tipp parat: Ich soll mir nicht immer sofort das schlimmste aller Übel vorstellen. Bevor man das tut, sollte man erst einmal das weniger Schlimme annehmen. Und für mich, den Komiker, hatte er auch noch einen Witz auf Lager.
»Zwei Ärzte treffen sich auf dem Krankenhausflur.
›Du, der Simulant auf Zimmer 15 ist tot!‹
›Echt? Boah, jetzt übertreibt er aber.‹«
Schnarchen
Was bitte schön hat Schnarchen mit der Bandscheibe, mit »Rücken«, Zu-fett-Sein, Älterwerden und all den sonstigen Auswirkungen des körperlichen Verfalls zu tun? »Nichts!«, würde der semigebildete Patient jetzt sagen. Aber das ist falsch. »Grundfalsch«, sagt jedenfalls mein 911 er-Turbo-Mediziner Dr. Schäfer. Und der muss es wissen, denn er ist ein sogenannter Schlafmediziner und – wichtiger noch: Er schnarcht selbst. Aber das wusste ich nicht, als mein Schnarchen zu einem häuslichen Problem wurde und ich seine Hilfe in Anspruch nehmen musste.
Hin und wieder geschnarcht hab ich schon immer. Am Anfang unserer Ehe lebten wir in einem Ein-Zimmer-Apartment. Da löste meine Frau das Problem auf uramerikanische Art. Mit Gewalt: Ich schnarchte, sie wurde wach und haute mir eine rein. Weil ihre Hemmschwelle damals noch recht groß war und meine Schnarchattacken eher klein, waren ihre Schläge erträglich. Ich drehte mich einfach auf die rechte Seite, auf der man angeblich weniger Geräusche macht, und schlief wieder ein. Sie schlief auch wieder ein, bis ich wieder begann, den Regenwald zu zerstören, und sie mir wieder eine reinhaute. Abgeschlossen wurden solche Nächte stets am Frühstückstisch mit meiner ultimativ dämlichen Frage: »Na, Schatz, gut geschlafen?«, auf die meine Frau immer mit einem gezielten Untertassenwurf antwortete. Das war nicht so schlimm, da ich in jungen Jahren recht reaktionsschnell war und »ihrer Antwort« stets ausweichen konnte. Später war das nicht mehr so einfach – wir benutzten keine Untertassen mehr.
Zudem hat sich meine Frau angewöhnt, bei allzu großer Lärmbelästigung die Schlafstatt zu wechseln. Es begann wie immer: Ich schnarchte, und sie haute mir eine rein. Weil jedoch mein Körperumfang in den letzten Jahren ein wenig zugenommen hatte und in der Folge meine besonders schmerzempfindlichen Muskelpartien von einer schützenden Fettschicht eingehüllt wurden, hinterließen ihre Schläge nicht mehr die gewünschte Wirkung. Wenn meine Frau mir nicht direkt in die Fresse haute, was sie aufgrund ihrer typisch deutschen, bildungsbürgerlichen Zurückhaltung, was Gewalt gegen Ausländer angeht, eher selten tat, wachte ich einfach nicht auf. Nach ein paar Upper-Cuts gab sie es dann auf und zog mit Decke und Kopfkissen ins Wohnzimmer um.
Lange Zeit hatte ich nichts davon mitbekommen, sondern einfach selig weitergeschlafen und geschnarcht. Okay, die stets neuen blauen Flecken, die dann am nächsten Morgen meinen Körper entstellten, waren mir schon aufgefallen: »Du, Schatz, guck dir das an: Hier! Überall blaue Flecke. Ich würde gern mal wissen, wie die dahinkommen – mitten in der Nacht?«
»Weiß ich auch nicht, Schatz!«, säuselte meine Gattin mit einem Blick, der Tote noch mal töten würde. Weil ihr Gesichtsausdruck nicht wirklich gesundheitsfördernd wirkte, kommentierte ich das nicht weiter (zumal das Werfen mit vollen Kaffeetassen viel bösere Folgen hat als das Werfen mit leeren Untertassen).
Aber, wie gesagt, für mich war mein Schnarchen kein Problem. Meistens schlief ich ja auch, während ich schnarchte.
Das hat sich nun geändert. Nicht dass ich jetzt bei vollem Bewusstsein schnarche. Ich meine vielmehr, dass sich die häuslichen Konflikte zuspitzen. Immer öfter erklärt meine Frau unser gemeinsames Schlafzimmer zum »John-Doyle-Sperrgebiet«, insbesondere wenn ich mir am Abend noch ein Kölsch oder womöglich gar ein richtiges Bier genehmigt habe.
»Du schläfst heute nicht in unserem Bett! Du kannst das Sofa haben«, sagt sie dann mit ihrem lieblichen ostdeutschen Akzent.
»Marita, Darling, das geht nicht! Ich krieg auf dem Sofa doch
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