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Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
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nicht, warum, aber ständig treffe ich auf Mediziner, die glauben, mir gegenüber witzig sein zu müssen. Während mein Orthopäde zum Beispiel eine Spritze mit irgendwelchen Opiaten ansetzte, um sie anschließend zehn Zentimeter tief in meinem Nacken zu versenken, fragte ich ihn: »Wird es weh tun?« Und er antwortete: »Mir nicht.«
    Har. Har. Har.

    Der Schlimmste von allen ist jedoch mein Proktologe, der »Popo-Arzt«. Offenbar ist für ihn ein Tag ohne einen Arsch-Witz ein verlorener Tag. Ich trat eines Tages in sein Büro und fragte ihn: »Wie geht es Ihnen, Herr Doktor?«, und er zog sich eine Art Mini-Kondom über den Zeigefinger und antwortete mit versteinerter Miene: »Ach, Herr Doyle, der Tag ist im Arsch.« Fast brach er vor Lachen zusammen, und ich lachte mit. Es war sozusagen ein vorauseilendes Mitlachen. Denn was wäre passiert, wenn ich nicht mitgelacht hätte und er sich bei meinem nächsten Termin daran erinnerte?

    Mein Termin beim Chiropraktiker ist letztlich glimpflich verlaufen. Es tat weh, ja, es knackte überall, auch an Stellen, an denen ich nie Knochen vermutet hätte, aber ich habe nichts verraten. Und nach der Folter brauchte ich noch nicht einmal einen Rollstuhl. Vorne, am »Counter« beim Bezahlen, strahlte ich übers ganze Gesicht. Die Kassiererin (Arzthelferin) fragte: »Na, Herr Doyle, Sie sehen glücklich aus. Alles gut?«
    »Yes, alles is good. I’m still alive. Everything is in butter. I’m not rolling out of here! I’m WALKING out of here!«
    Sie schaute mich komisch an. Irgendwie verwundert. Ein kurzer Moment der Irritation. Schnell hatte sie sich wieder im Griff und kassierte hochkonzentriert ab. Kein Wunder, schließlich wurde sie von einem CIA -Mann ausgebildet. Vermutlich in »Guantanamo Bay« oder auf der »Bagram Air Base«.
    Man weiß es nicht. Beim nächsten Mal werde ich sie fragen. Oder besser nicht:
    Man soll solche Menschen ja lieber nicht reizen.

Es folgte … das Lernen

Fitnessstudio
    Wer einmal von einem Chiropraktiker gefoltert wurde, wird mich verstehen. Freiwillig setzt man sich dem nicht ein zweites Mal aus. Also verzichtete ich auf weitere Maßnahmen zur Bekämpfung meiner Leiden und pflegte stattdessen mein schlechtes Gewissen. Und davon hab ich viel. Also vom schlechten Gewissen.
    Ständig, von morgens bis abends. So stand ich einmal in der Frühe vor dem Spiegel, hatte ein schlechtes Gewissen, und dann redete das schlechte Gewissen mit mir.
    »John, du wirst immer fetter! Tu endlich was!«
    »Aber was soll ich denn machen?«
    »Friss nicht so viel und beweg dich, du faule Sau!«
    WOW ! Wie kann ein Gewissen nur so bösartig sein? Wie kann es nur so mit mir reden? Mich so dermaßen beleidigen? Aber das Schlimmste ist: Mein Gewissen hatte auch noch einen Sohn. Meinen.
    »Dickie, warum meldest du dich nicht endlich im Fitnessstudio an? Der Urologe hat dir doch gesagt, dass du unbedingt Sport treiben musst!«
    Tja, da stehen sie nun: Mein schlechtes Gewissen und mein Sohn und schauen mich mit einer Mischung aus Mitleid und Resignation an.
    »Erstens war das nicht der Urologe, der das ansatzweise so gesagt hat, sondern der Orthopäde. Beim Urologen bin ich erst am Mittwoch. Zweitens bin ich schon längst angemeldet.«
    Das war nicht einmal gelogen. Ich bin Mitglied in einem Fitnessstudio. Ich zahle sogar 39 Euro im Monat. Und das mache ich seit drei Jahren, also das Zahlen. Hingehen tue ich eher selten bis nie. Obwohl? Nie stimmt auch wieder nicht, denn einmal war ich da, zum Probetraining. »Individuelle Trainingsanalyse« nannte sich das. Ein netter Trainer, vermutlich arbeitsloser Diplom-Sportlehrer, führte mich von Gerät zu Gerät, ließ mich radeln, Gewichte stemmen und Sit-Ups machen und legte dann meine Schlagzahl für künftige Besuche im Fitnessstudio fest. Allerdings gab es kaum künftige Besuche. Immer nur neue Probetrainings-Einheiten. Aber – ich
könnte
hingehen, wenn ich denn hingehen
wollte.
Ich
könnte
jederzeit hingehen, egal wann, denn ich bin Mitglied. Und so ganz anders als die anderen verhalte ich mich nun auch wieder nicht. Laut Statistik kündigen mehr als 50 Prozent der Besucher eines Fitnessstudios ihre Mitgliedschaft innerhalb der ersten drei Monate, weil sie halt nicht hingehen. So etwas würde ich nie machen, dafür bin ich zu bodenständig und habe meine Prinzipien. Ich bleibe und zahle. (Außerdem weiß ich gar nicht, wie ich aus dem Vertrag kommen soll.)

    Aber dann wollte ich es tun. Ich wollte ins Studio gehen. Also

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