Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)

Titel: Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Doyle
Vom Netzwerk:
okay. Viel gefährlicher ist eine andere Fettsorte, das »viszerale Fett«. Etwas, von dem ich besonders viel gesammelt habe. Das »viszerale Fett« ist fies, weil es tiefer im Bauchraum liegt und sich zwischen den Muskeln und den inneren Organen ablagert. Noch fieser ist, dass das gelbe, glibberige Zeug, lange bevor es außen sichtbar wird, schon den Bauchraum vollstopft. Man gefährdet also die Gesundheit, bevor man überhaupt sieht, dass man die Gesundheit gefährdet. Wenn der Bauch erst einmal da ist und sich der Umwelt in seiner ganzen Pracht präsentiert, ist es fast schon zu spät. Das ist wie beim Trinken. Wenn man erst trinkt, wenn einen der Durst quält, ist man eigentlich schon ausgetrocknet. Deshalb sollte man ständig etwas Flüssigkeit mit sich führen.
    Freunde von mir, die meistens vor dem Bahnhof rumlungern und Reisende anpöbeln, wissen genau, wie wichtig eine ständige Versorgung mit Flüssigkeit ist, auch wenn sie eher selten Wasser trinken.
    Mit dem Fett ist es ähnlich: Man muss mit dem Abnehmen beginnen, bevor dich jemand als »Fette Sau« bezeichnet. Nur dann wird das böse »viszerale Fett« auch wirklich angegriffen. Damit mir mein Bauch so richtig fremd wird, ergänze ich die fettige Sachinformation mit ein paar ebenso ekligen Statistiken:
    Menschen, die kiloschweren Bauchballast mit sich führen, bekommen häufiger Herzinfarkte, Schlaganfälle, Arteriosklerose und Bluthochdruck als Normlagewichtige.
Menschen mit Bauch erkranken eher an Alzheimer.
Bauchträger haben ein erhöhtes Thromboserisiko. (Auch nicht so doll.)
Menschen mit Bauch kriegen keine Frauen ab oder nur welche, die auch einen Bauch haben, oder sie haben – so wie ich – die Frau
vor
dem Bauch gefunden.

    Und: 70 Prozent der Bevölkerung der westlichen Länder wie der USA , Australiens, Englands, inzwischen auch Italiens und natürlich Deutschlands haben Probleme mit zu viel Körperfett, und es ist kein Zufall, dass dieselben Menschen ab einem gewissen Alter Bandscheibenprobleme haben.
    Wie ich. Aber das werde ich ändern. Ich werde abnehmen. Ich werde es tun!
    Ja.
    Ja?
    Ja!
    Weniger essen!
    Das wirklich Gemeine an Rückenschmerzen, verursacht durch überlastete Bandscheiben, ist nicht die Beschwerde an sich. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass man eigentlich genau weiß, warum der Rücken weh tut. Bei mir ist zumindest die Diagnose einfach zu stellen:
    Ich bin zu fett.
    Meine Wirbelsäule ist ursprünglich für siebzig, vielleicht für achtzig Kilo gebaut worden, muss aber inzwischen 110 bis 120 Kilo herumtragen! Irgendwann ist dann halt der Zeitpunkt gekommen, an dem die Wirbelsäule mit mir kommuniziert. Und, keine Frage, meine Wirbelsäule ist schlecht gelaunt: »Fuck you, asshole! Ab sofort werde ich bei der Bandscheibe eine offizielle Beschwerde einreichen. Sie soll dir volle Kanne auf die Nerven drücken. Ich hab dich gewarnt, Fettsack. Nimm endlich ab!«
    Zugegeben, meine Wirbelsäule redet gerne Klartext, und das manchmal auch in etwas deftiger Umgangssprache, aber wo sie recht hat, hat sie recht. Ich bin zu dick, ich esse zu viel. Dabei sammelt sich bei mir wie gesagt das meiste Fett in der Körpermitte und ein wenig rund um den Hals, um dort ein veritables Doppelkinn zu formen, der Rest ist eigentlich relativ normal. Was das Ganze zwar unproportionaler, aber nicht besser macht. Aber egal, auch ohne den drastischen Appell meiner Wirbelsäule habe ich gewusst, dass meine Bandscheibenprobleme in Wahrheit Futterprobleme sind.
    Trotzdem esse ich einfach weiter. Immer weiter. Ich esse mich durchs Leben, und ich liebe es sogar. Oder anders ausgedrückt: Irgendwann sagte etwas in mir, vermutlich mein amerikanisches, etwas lockereres Gewissen: »John, du isst, weil du es liebst zu essen!«
    Tatsächlich esse ich, wenn ich Hunger habe. Und ich esse, wenn ich keinen Hunger habe. Hauptsache, ich esse. Ich gehe auf eine Party, betrachte das Büfett mit den Vorspeisen und denke: Oh, das sieht aber lecker aus! Dann gehe ich ein paar Schritte weiter zum Tisch mit den Hauptspeisen und denke: das auch!
    Und um mich nicht entscheiden zu müssen, häufe ich mir Berge von Futter auf die stets viel zu kleinen Teller, setze mich in ein stilles Eckchen und kämpfe mich durch den Nahrungsmittel-Himalaya. Und – keine Frage – ich bezwinge ihn jedes Mal.
    Ähnlich verhält es sich mit Nachtisch in den heimischen vier Wänden. Ich esse ein Stück Kuchen und fühle mich gut. Ich esse ein zweites Stück und fühle mich besser! Ich esse

Weitere Kostenlose Bücher