Die Welt ist eine Bandscheibe (German Edition)
Ich esse Gemüse. Echtes Gemüse.«
Daraufhin würde das Gemüse eingeblendet, und die drei Fettsäcke wüssten nun, wo es langgeht. Und die fetten Männer zu Hause vor den Bildschirmen wüssten es auch. Übrigens: Hiermit bewerbe ich mich für die Rolle des Bauarbeiters.
Dasselbe gilt für die Haare. Frauen beschäftigen sich ständig mit ihren Haaren: »Guck mal John, schau dir nur meine Haare an!« Ich schaue und sehe – Haare.
»Marita, ich guck mir deine Haare an. Was jetzt?«
»Fällt dir nichts auf?«
»Hm, sie sind braun und … äh … mittellang.«
»Quatsch. Sie sind strähnig, splissig und ohne Form.«
Aha, ist mir entgangen. Für mich sind Haare irgendwie Haare. Ich könnte noch den Unterschied zwischen langen und kurzen, blonden und braunen Haaren erkennen, das war’s dann aber. Ich bin eben nur ein Mann, und Männern will die Werbung nicht ständig irgendwelche Haarpflegeprodukte verkaufen. Klar, auch da gibt es Ausnahmen wie das mit dem »Doping für die Haare«, aber in der Regel sollen in erster Linie Frauen alles kaufen, was Haare länger, blonder, fülliger, seidiger, kämmbarer, strapazierfähiger, wetterfester und wer-weiß-was machen soll. Ein Mann könnte nur noch zwei Strähnen auf dem Kopf haben, die er von einer Seite zur anderen Seite kämmt, trotzdem wäre er überzeugt: »Hey, sieht doch super aus!«
Und warum? Weil die Werbung sich nicht traut, ihm zu sagen: »Hey, Alter, du mit deinen zwei dämlichen Strähnen, du siehst so was von blöde aus, da hilft eigentlich nur noch eine Notschlachtung.«
Weil die Werbung eben nicht ehrlich ist, tragen viele Männer ihre fettigen Strähnchen mit einem unverdient großen Selbstbewusstsein durch die Gegend. Ich habe so einen Kumpel mit nur drei Strähnen auf dem Kopf. Er ist sich völlig sicher, dass das spärliche Vogelnest über seinem Gesicht eine Elvisfrisur ist. Elvis würde sich im Grab umdrehen, wenn er das wüsste.
Obwohl, er weiß es ja. Denn: Elvis lebt!
Yoga
Es soll ja keiner sagen: »Der John stöhnt nur rum und tut nix!« Nein, das soll keiner sagen. Auch meine Frau und der Pubertierende nicht. Denn ich tue etwas für meinen Körper. Außer Esser, Sportgucker und Zum-Arzt-Geher bin ich jetzt auch noch Yogi.
Weil man Menschen
Yogi
nennt, die Yoga praktizieren. »Yogi« war ich allerdings schon früher in der Schule in New Jersey, jedoch mit dem ebenso kleinen wie unbedeutenden Zusatz »Bär«, oder »Bear« – wie wir Anglophilen sagen.
Auf jeden Fall habe ich jetzt meinen ersten Yogakurs gemacht und überlebt – und das nur mit einer klitzekleinen Bänderdehnung!
Leicht war es nicht. Zwar nannte sich der Kurs »Yoga für Anfänger«, aber es war kein richtiger Anfängerkurs im Sinne von Anfängern, die keine Ahnung von Yoga haben. Es war vielmehr ein Anfängerkurs für Anfänger, die viel Ahnung von Yoga haben und hauptberuflich Bergsteiger, Zirkusakrobaten oder Pornodarsteller sind.
Wie jedes Mal, wenn ich irgendwo neu bin und mich in luftigerer Kleidung zeigen muss, verstecke ich mich erst einmal in der hintersten Reihe. Dort, wo sich für gewöhnlich die Dicken aufhalten. Leider war ich der einzige Dicke im Raum. Alle anderen waren zwar ähnlich alt wie ich, aber schlank. Und alle hatten Hightech-Klamotten an.
Ich nicht. Ich trug H&M, C&A und Socken vom Grabbeltisch bei P&C.
»Sind das atmungsaktive Socken?«, fragte mich eine Mitvierzigerin, die mehr Falten im Gesicht hatte als ich Bauchringe. Ich schaute auf meine Socken herunter: Nein, die sind alles, nur nicht atmungsaktiv.
»Atmungsaktiv?«, fragte ich zurück und lief rot an. »Nein, ich wäre schon froh, wenn sie ungefähr dieselbe Farbe hätten.«
Nach dieser ersten Kennenlernphase betrat die Yogameisterin den Raum. Sie vermittelte mir sofort ein gutes Gefühl, ihre Klamotten waren höchstens von C&A, wenn nicht von KiK, und dann hieß sie auch noch »Esther« und nicht etwa »Sonja« oder »Tanja«. Eine Frau, die »Esther« heißt, bereitet keine Schmerzen. Esther klingt nach Entspannung und innerem Frieden, nicht nach Schmerz.
Eine Fehleinschätzung. Vermutlich ist der Name nur Tarnung und ihr richtiger Name ist doch Tanja, Sonja oder Nadja, denn die Yoga-Esther bereitete viele Schmerzen. Ich kann (und möchte) mich jetzt nicht an alle Folterstellungen erinnern, deshalb hier nur die absoluten Highlights: Wir begannen mit einer Dehnübung namens »Flamingo«: Das Ziel dabei ist, den eigenen Fuß um den eigenen Kopf zu wickeln. Toll. Aber warum?
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