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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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sie Anna schweißverklebte Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. »Dann wäre Lorenz schon hier. Du hast das eben ganz toll gemacht. Die kommen garantiert nicht mehr hoch. Sieh, ob du Adrian helfen kannst!«
    Anna nickte und kroch zu den Jungen. Tränen der Erschöpfung liefen ihr über die Wangen. Sie versuchte gar nicht erst, sie zu unterdrücken, sondern schniefte laut.
    »Ich kann Wunden erst heilen, wenn ich sie sehe. Ich bin doch Anfängerin.« Schluchzend sackte sie in sich zusammen.
    Erik begann, Adrian die Jacke auszuziehen.
    Holly zog derweil Anna zu sich hoch und putzte deren Gesicht mit dem Taschentuch ab und redete dabei auf sie ein: »Du bist eine viel bessere Elictorin, als du denkst. Ich weiß, dass du erschöpft bist. Das sind wir alle. Nur keiner von uns kann Adrian helfen. Das kannst nur du. Du darfst hinterher nach Herzenslust heulen, und wir alle werden dich trösten oder Loblieder singen. Ganz, wie du willst. Hier, iss ein Stück Schokolade und trink einen Schluck Wasser! Das beruhigt.«
    Anna schaute sie verschreckt an, biss jedoch brav von der Schokolade ab.
    Holly drehte sich zu Gerrit um, der durch die Höhle wanderte und sich die Wände ansah. »Mach dich gefälligst auch nützlich, Kurzer. Hilf Erik!«
    »Ich mach mich gerade nützlich«, protestierte der. »Seht ihr diese seltsamen Spuren im Stein? Das ist keine natürliche Höhle, die wurde angelegt. In den Bergen von Lannea soll es viele Höhlenlabyrinthe geben, weil man hier früher mal irgendein kostbares Erz gefunden hat. Das weiß ich von meinem Vater.«
    »Wahnsinnig interessant«, stöhnte Holly, die ihre Blicke einmal schnell durch die Höhle gleiten ließ. »Hier ist aber kein Labyrinth. Wir müssen zusehen, dass wir Adrian wieder auf die Beine kriegen, bevor diese Ungeheuer vielleicht einen anderen Weg finden. Also hilf Erik!«

    Der hatte Adrian mittlerweile aus der Jacke geschält und knöpfte das Hemd auf. Gerrit hob den Custor an, damit Erik es ihm abstreifen konnte. Die rechte Schulter, die den Schlag des Monsters abbekommen hatte, war leicht angeschwollen und dunkelrot. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie in allen Farben schillern würde.
    »Anna kannst du hier was machen?«
    Die kroch um ihn herum, schniefte erneut und legte ihre Hand auf die Verletzung.
    »Ich glaube, gebrochen ist nichts. Die Schwellung wird bald zurückgehen.« Sie ignorierte Adrians Aufstöhnen und ließ die zittrigen Hände ein paar Minuten lang auf der Schulter.
    »Mehr kann ich nicht tun. Vermutlich habe ich nicht einmal etwas bewirkt«, murmelte sie heiser, krabbelte ungelenk außer Reichweite und legte den Kopf auf die Knie. Die Konzentrationsarbeit der letzten Minuten forderte ihren Tribut.
    Holly hockte sich zu Anna, um beruhigend auf sie einzureden. Ihr Ton wechselte von tröstend zu ermahnend, bis hin zu beschwörend.
    Die Jungen zogen ihrem Kameraden zunächst das Hemd wieder an und dann, begleitet von seinem tiefem Stöhnen die Hose runter. Am linken Oberschenkel verlief eine lange Wunde, die nicht tief aussah, aus der aber Blut sickerte.
    »So ’n Viech hat ihn gegen den Fels geklatscht«, erklärte Gerrit. »Dafür sieht er noch gut aus. Hat sich geschickt abgerollt.«
    Erik nickte.
    »Anna!« Er rückte zur Seite und machte ihr Platz.
    Sie kroch wieder heran, sah die Wunde an, erschauerte und sank auf den Boden. »Ich kann nicht. Ich kann wirklich nicht ... Ich ...« Ihre Worte gingen in heilloses Schniefen über.
    Holly war mit einem Schritt bei ihr und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. »Reiß dich zusammen! Bitte, nur noch ein Mal.«
    Annas Schluchzen ließ nicht nach. »Ich kann nicht, ehrlich nicht. Ich hab mich nicht mehr unter Kontrolle.« Ihre Stimme klang schrill und überschlug sich fast. »Ich hab vorhin vielmehr zum Einsturz gebracht, als ich wollte, und hätte uns alle töten können. Ich habe überhaupt keine Kraft und gar kein Gefühl mehr.« Weinend brach sie in den Armen ihrer Freundin zusammen.

    Gerrit versuchte, die Blutung mit seinem Halstuch zu stoppen.
    »Erik, dann wirst du es versuchen müssen. Andere Heiler stehen heute nicht zur Verfügung«, bemerkte er mit einem Achselzucken.
    Der starrte ihn ungläubig an. »Ich? Spinnst du? Ich hab doch keine Ahnung, was ich machen soll. Was ist, wenn ich ihn umbringe?«
    »Du sollst ihm keine Kugel aus dem Herzen holen, du sollst nur die Wunde am Bein schließen. Was soll dabei schon groß passieren? Los versuch’s wenigstens! Wer weiß, wie schnell wir

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