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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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weiter müssen. Wäre gut, er könnte dann wieder vernünftig laufen.«
    Das Halstuch war mittlerweile durchblutet.
    »Müssen wir die Wunde nicht reinigen?« Holly hatte die weinende Anna einfach beiseitegeschoben und hockte jetzt neben Erik.
    Der rieb sich die feuchten Hände. »Die Wunde hat gut geblutet. Der Dreck dürfte dann raus sein, oder? So kenn ich das zumindest aus Filmen. Oder spinnen die da einfach rum?«
    Holly zuckte nur die Achseln.
    »Mach endlich! Ich opfere nicht noch mein Hemd.« Gerrits Hände waren mittlerweile genauso blutig wie das Tuch.
    »Du schaffst das bestimmt, Erik.« Holly strich ihm mit kalter Hand über die Wange und nickte ihm aufmunternd zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr wisst genau, dass ich gar nichts schaffe. Noch nicht einmal den blöden Stoffball kann ich schweben lassen. Gerade Adrian hat mich davor gewarnt, einfach mal so etwas zu versuchen. Er hat dabei mal Fensterscheiben zum Bersten gebracht. Nee, ehrlich, das mach ich nicht.«
    »Hier gibt es keine Fenster, hier gibt es nur uns und Ungeheuer, die uns jagen. Die werden bei Adrian leichtes Spiel haben. Mit der Wunde kommt er nämlich nicht weit. Ist das einen Versuch wert?«
    Gerrits Einwand ließ ihn zaghaft nicken. Er legte die Hände auf die Wunde und flüsterte: »Hör auf zu bluten.« Dabei strich er immer wieder über die Wunde. Er hörte Adrians Stöhnen und Gerrits hoffnungsloses Seufzen.
    »Konzentriere dich«, flehte Holly. »Magie ist zur Hälfte reine Konzentrationssache.«
    Er schluckte, schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.
    Es klappte nicht. Er spürte nur, wie das Blut zwischen seine Finger rann. Erneut dachte er nur an die Wunde, versuchte, alles Andere zu ignorieren. Die Zeit verstrich. Nichts geschah.
    »Sie kommen!«, brüllte Gerrit plötzlich. »Los, wir müssen weiter und Adrian zurücklassen.«
    »Bist du verrückt?«, protestierte Holly.
    »Nur er geht drauf, oder wir alle. Entweder Erik schafft es schnell, oder wir müssen ohne Adrian weiter.«
    Erik öffnete die Augen nicht und blieb, wo er war. Er musste Adrian helfen, und zwar sofort. Der Feind war nah. Sein Magen verkrampfte sich vor Furcht. Es überlief ihn kalt. Heiße Schauer verdrängten die wiederkehrende Kälte. Seine Hände zitterten, brannten, schienen mit dem Blut zu verschmelzen. Er hörte nichts mehr, sein Körper versteifte sich. Seine Hände wurden wie von unsichtbarer Macht gezogen, glitten ohne seinen Willen hin und her, führten ein Eigenleben. Er fror entsetzlich. Sein Kopf dröhnte, jeder Muskel schien sich zu verspannen, zu verknoten.

    Er wurde durchgeschüttelt, hörte seinen Namen, erwachte abrupt und blinzelte verwirrt.
    Holly strahlte ihn an. »Erik, das war klasse. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass du es wirklich schaffst.« Sie lachte und küsste ihn schnell auf die Wange. »Du bist richtig gut.«
    Er fühlte, wie letzte Kälte wich, und kratzte sich am Kopf. »Danke!«
    Gerrit war schon dabei, das geronnene Blut von Adrians Oberschenkel zu wischen. Es war nur noch ein roter Strich zu sehen.
    »Hab ich das gemacht?« Erik riss verblüfft die Augen auf. »Wow!« Dann fiel ihm wieder etwas ein, das ihn erneut frösteln ließ. »Wir müssen weiter. Wie nah sind sie?«
    Gerrit zuckte entschuldigend die Schultern und räusperte sich vernehmlich, bevor er antwortete: »Die werden vermutlich noch hinter den Steinen rumkrabbeln. Hab das eben nur erfunden. Neulich, in einem Film mit Gladiatoren, hat so ein Typ einem anderen Typen eine Schwerttechnik beigebracht, die der übte und übte und nicht hinbekam. Sein Lehrer hat ihm dann versichert, im Ernstfall würde sie ihm gelingen. Fand ich blödsinnig, stimmte aber tatsächlich.« Sein Gesicht nahm einen schelmischen Ausdruck an. »Hab gedacht, ein Ernstfall spornt vielleicht auch dich an. Hat geklappt. War ein selten dämlicher Film, bin jetzt aber froh, ihn bis zum Ende durchgehalten zu haben.«
    Erik starrte ihn nur mit offenem Mund an.
    Holly lachte stattdessen laut auf. Sie konnte gar nicht wieder aufhören zu lachen und prustete mit Tränen in den Augen: »Mir ist gerade eingefallen, dass wir doch tolle Magier und auch halbwegs intelligent sind. Und was rettet uns vielleicht den Hintern? Blöde Sprüche aus dämlichen Filmen. Ich krieg mich nicht mehr ein.«
    Es war sicher Zeichen ihrer Anspannung, dass alle in das Lachen einfielen, sogar Anna.

    Gerade als Gerrit und Erik ihrem Kameraden mit vereinten Kräften die Hose wieder hochziehen wollten,

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